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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1993/0231
Besprechungen

chen Perspektiven soll Südbaden, worunter das Gebiet des Regierungsbezirks Freiburg
verstanden wird, nicht nur als ein historischer, sondern auch als ein geographischer, wirtschaftlicher
und kultureller Raum in Vergangenheit und Gegenwart vorgestellt werden. Dem
Herausgeber ist dabei durchaus in seiner Auffassung zuzustimmen, daß gerade in einer
solchen Darstellung ein besonderer Reiz zu liegen vermag.

In diesem Sinne wird versucht, Geographie, Geschichte, Verwaltungsstruktur, Wirtschaft und
Kultur in mehreren Darstellungen in einem charakteristischen Gesamtbildnis Südbadens zusammenzuführen
. Während Bernhard Mohr in zwei Beiträgen die geomorphologischen Grundlagen
(»Die natürliche Raumausstattung«, S. 25-35) bzw. die wirtschaftsgeographische Struktur (»Wirtschaftsgeographie
Südbadens«, S. 131-191) beschreibt, charakterisiert Helmut Köser das Land
nach seinem Regierungsbezirk bzw. seinen Landkreisen (»Politik und Verwaltung«, S. 100-130).
Hans Brückner (»Geschichte der Bewaldung und der Waldnutzung des Schwarzwaldes«,
S. 192-223) greift ein Thema auf, das nicht nur für dieses Gebiet von großer wirtschaftlicher
Bedeutung gewesen ist, sondern gerade auch in der Gegenwart bleibende Aktualität hat.

Einen historischen Querschnitt durch die Geschichte des südbadischen Raumes von der
Frühzeit bis in die Gegenwart, erfreulicherweise durch mehrere Ubersichtskarten ergänzt, liefert
Wolfgang Hug (»Die Region in ihrer Geschichte«, S. 36-99). Die ansprechend geschriebene
Darstellung bezieht in angemessener Weise auch wirtschafts-, sozial- und kirchengeschichtliche
Gesichtspunkte mit ein. Sie ergänzt sich in vorteilhafter Weise mit dem Beitrag desselben Autors
über »Brauchtum und Volkskultur« (S. 243-262) bzw. demjenigen von Alexander Schweickert
(»Kultur in Südbaden«, S. 263-313), welcher unter besonderer Hervorhebung einzelner Beispiele
einen »erzählenden Spaziergang« durch die Geschichte kultureller Leistungen in Südbaden
unternimmt. Daß es eine eigentliche südbadische Kultur nicht gibt, weiß Schweickert ebenso wie
Paul-Ludwig Weinacht, der das Thema etwas grundsätzlicher und unter dem Vorzeichen der
politischen Kultur betrachtet (»Politische Kultur Südbadens«, S. 224-242).

Die in dem Sammelband vereinigten Beiträge vermögen durchaus ein farbiges Bild der
Region zu entwerfen, wenn auch der Anspruch des Herausgebers, eine »Gesellschaftsgeschichte
« zu bieten, auf Grund der Art und des Umfangs der Publikation nur bedingt eingelöst
werden konnte. Desgleichen mag man unterschiedlicher Meinung darüber sein, ob das Buch
einen Beitrag leistet zur Förderung des Föderalismus in Deutschland oder zum Nachweis
europäischen Denkens in der Region (S. 13). Deutlich wird allerdings, daß Südbaden immer auch
in einen über den Rhein hinausgehenden größeren Raum eingebunden war und in der jüngeren
Vergangenheit durch bewußte Aktivierung internationaler Austauschmöglichkeiten der Rhein
seinen Charakter als Grenzfluß wieder zu verlieren beginnt.

Dies lenkt den Blick gleichzeitig auf eine besondere Problematik, die einer Regionalgeschichte
Südbadens innewohnt. Allen beteiligten Autoren ist bewußt, daß sie einen geographischen
Raum in den Mittelpunkt ihrer Untersuchungen zu stellen hatten, der weitgehend
durch die verwaltungsmäßige Eingliederung in den Regierungsbezirk Freiburg umschrieben
wird. Insbesondere in den historischen und kulturbezogenen Beiträgen wird diese Diskrepanz
immer wieder deutlich, da es zwar auch für die südbadische Region gemeinsame Charakteristika
und Traditionen gibt, jahrhundertelang aber territoriale, kulturelle und politische Differenzierung
des Raumes vorherrschend war, der erst zu Beginn des 19. Jahrhunderts einheitlich im
Großherzogtum Baden zusammengefaßt wurde. Der Regierungsbezirk Freiburg zumal ist mit
Vorläuferorganisation erst in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden.

Immerhin wird auf der Grundlage dieser spezifischen historischen Entwicklung(en) durchaus
deutlich, daß Südbaden auch innerhalb des heutigen Landes Baden-Württemberg über
Traditionen und Besonderheiten verfügt, die es als »Provinz« im Sinne des Herausgebers von
anderen Landesteilen unterscheiden. Es bleibt daher abzuwarten, inwieweit auch die nächsten
landeskundlichen Bände dieser Reihe den jeweiligen Regionen ihr spezifisches Profil werden
abgewinnen können.

Pulheim-Brauweiler Wolfgang Schaffer

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