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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1994-95/0257
Die psychiatrische Abteilung des Fürst-Carl-Landeskrankenhauses in Sigmaringen im »Dritten Reich«

Tabelle3: Sterilisationen in Hohenzollern 1936-1941 nach Erkrankungsursachenn:

r rkrankunp'

1936

1937

1938

1939

1940

1941

mag.

»Schwachsinn«

42

23

12

15

2

1

95

Schizophrenie

12

15

8

4

4

3

46

Cyclothymie

1

1

i
l

1





4

Fallsucht

6

10

2

1

1



20

Veitstanz













0

Blindheit



6









6

Taubheit



1

1







1

Mißbildungen







1





1

Alkoholismus

2

4

4







10

Summe

63

60

28

22

7

4

184

Untersucht man die Zahlen, die, was wir nicht aus den Augen verlieren wollen, für Menschen
stehen, genauer, so wurden von 1936 bis 1943 95 Menschen wegen »angeborenem Schwachsinn«
unfruchtbar gemacht, 46 wegen Schizophrenie. Das heißt, über 50 Prozent der sterilisierten
Personen wurden wegen der äußerst fragwürdigen Diagnose »Schwachsinn« operiert.

Zentrale Stellen für die Umsetzung der Sterilisationen waren die Gesundheitsämter. Diese
Amter, die von den Nationalsozialisten flächendeckend eingerichtet und von beamteten
Ärzten geleitet wurden, hatten die Aufgabe, die Aufsicht über alle Fürsorgeeinrichtungen mit
möglichen Einschränkungen der Fürsorgeleistungen für chronisch Kranke und Behinderte zu
übernehmen. Sie sollten die sogenannten erb- und anlagebedingten Leiden erfassen und sich
der rassenhygienischen »Volksaufartung« widmen43.

In den Hohenzollerischen Landen wurden im Dritten Reich zwei Gesundheitsämter
unterhalten, eines in Sigmaringen, eines in Hechingen. Amtsarzt war in Sigmaringen bis 1935
Dr. Dietrich, anschließend Dr. Berger, in Hechingen bis 1937 Dr. Cluss, seither Dr. Hesser.
Alle vier Arzte waren häufig, wie das Gesetz es verlangte, ärztliche Beisitzer bei den
Zwangssterilisationsverfahren. Die durch die beamteten Arzte beim Erbgesundheitsgericht
Hechingen, das für die Hohenzollerischen Lande zuständig war, beantragten Unfruchtbarmachungen
zogen im Regierungsbezirk Sigmaringen zu 2/3 der Fälle eine Sterilisation nach sich.

Tabelle 4: Sterilisationen im Verhältnis der jeweiligen Indikation an den 184 durchgeführten
Operationen in Hohenzollern und »Erfolgsquote« (das heißt Verhältnis Anträge zu durchgeführten
Unfruchtbarmachungen) 1936-194344:

Erkrankung

Sterilisationen

% aller
Sterilisationen

»Erfolgsquote«

»Schwachsinn«

95

52%

70%

Schizophrenie

46

25%

69%

Cyclothymie

4

2%

57%

Fallsucht

20

11%

65%

Blindheit

6

3%

75%

Taubheit

2

1%

29%

Mißbildungen

1

0,5%

33%

Alkoholismus

10

5%

83%

42 StAS Ho. 235 Nr. 138. Jahresbericht (wie Anm. 40).

43 Renate Jäckle: »Pflicht zur Gesundheit« und »Ausmerze«. Medizin im Dienste des Regimes. In:
Benz und Distel (wie Anm. 28) S. 69.

44 StAS Ho. 235 Nr. 138. Zusammengestellt aus den Jahresberichten (wie Anm. 40).

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