Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0041
St. Fidelis

Gottes, Lehr vnnd Freyen Künsten vnderricht zue werden, vff vnderschidliche, so particular
Als Hohen Schuelen An die Frembde von meinen mir verordneten Pflegern verschickhet vnnd
letstlich nach Vollendten Philosophischen vnnd höhere Studien zue mehrer Erfahrung Weldt-
lauffs, Ergreiffung vnnd Erlörnung Außländischer Sprachen vnnd beßerer Sitten vnnd glückh-
licher Absoluierung Aller Studien von meinen bey mehrbesagten Studien mir erworbenen
Patronen vnnd guett gönner In Außländische Örtter, Als durch gancz Franckhreich, Welsch-
landt vnnd etliche Spannische Prouinczen zu uerraysen vnnd In denselbigen vmb obangedeü-
ten Vrsachen mich etlich Jahr lang uffzuehalten g[nädig] befördert worden, Inmaßen solches
Alles Auch Allen vnnd Jeden vnuerborgen vnnd bewust sein mag.

Wann vnnd Aber In ersterzeltem meines zuegebrachten Lebens Vortgang vnnd Verlauff
Im Studieren, vagieren vnnd Peregrinieren durch sonderbare Innerliche vngezweifflete Göttliche
commotion, Admonition, vnnd embsigen Impuls vnnd Antrib Ich Allezeit vor den
Augen meines Gemüetts gehabt, mit bestem Fleyß, voller Vernunfft vnnd maturitet beherczi-
gendt vnnd betrachtendt, wie das wir Menschen Alle, Insonderhait wir Christen, sowohl
wegen der Erschaffung, Erhaltung vnnd Kostbarlicher Erlösung Als Auch wegen In empfangner
Widergeburtt deß Hayligen Sacrament deß Thauffs freywilliger vnnd mit Aydtschwuohr
erstangedeüte Obligation vnnd Verbundtnuß ernewerung vnnd bekhräfftigung (wie dan
solches niemandt, dem seine Seeligkhait Angelegen ist, verborgen sein soll; vnnd bey dem
Hfeiligen] Apostell Paulfus] I. Cor[inther] 6, Gal[ater] 3 [und] 4, Colos[ser] 3, Heil[igen]
Greg[orius] Nazianfus], Ambrosius] vnnd Augustinus] de Symbfolo] ad Catech[umenos]
Lib[er] 4 c[apitulum] 4 weitleuffiger zue sehen) Gott dem Allmächtigen einig vnnd stetigs zue
dienen, von ganczem Herczen vnnd Kräfften zue lieben mit leibaigner Dienstbarkhait vnnd
Kündtschafft verpflicht vnnd verbunden sein, vnnd mich deßentwegen mit möglichem Vleyß
vnnd Nachgedenckhen dahin bearbaitet vnnd erkhundiget, ob vnnd wo In den weldtlichen
Ständen obgemeldter vnserer gegen Gott dem Herren Angeborner vnnd Im Hfeiligen] Thauff
von newem vest bekräfftigter Obligation vnnd Schuldigster Dienstbarkhait vnnd Kündtschafft
volg vnnd gnueg zue thuen, Ime einig vnnd getrew zue dienen, von ganczen, vnzerthailten
Herczen (inmaßen mir Auß Gebott verpflichtet) Lieben, ein bequemme Gelegenhait vnnd
sichern Standt Ich ersehen möchte.

Aber In Allen vnnd Jeden Weldtlichen Ständen vnnd Insonderhait In dem, darin Ich mich
befände vnnd mein überigs Leben zuezuebringen hätte, über die von der Erbsünd hero zue
dem Guetten erzilter Blödigkhait, zue Allem bösen Aber Angeborner inclination, Naygung,
gedanckhen vnnd Anschlag (wie solches die tägliche Erfahrung scheinbar An tag gibt) die
Gesäcz, Mißbräuch, schädliche Gewohnhaiten, böse vnnd zue Allem Vbell anreiczende
Exempel, Auch die Geschäfft selbsten, damit sye mehrsthails umbzuegehn pflegen, denen zue
dem wahren Dienst Gottes vnnd Erlangung vnsers Endts der Ewigen Seeligkhait von Christo
JESV mit wortt und werckh vorgewisnen Gesaczen, Ordnungen vnnd Euangelischen Räthen
Also gar vngleich entgegen vnnd schier Allerdings zuewider befunden, das mich gedunckhte,
die wortt deß H[eiligen] Propheten Hieremiae 2 reümetendt sich gar wohl Auff dieselbige, da
Er gesprochen: »Du hast mein Joch von Altersher zerbrochen vnnd meine Bandt zerrissen,
sprechendt, Ich will nicht dienen.« Welches noch mehr vnnd grundtlicher betrachtet der
H[eilige] Johannes 1, 2, Als Er vns von der Welt gefährlich- und verdamblichen Müehseelig-
khait mit disenn scharpffen vnnd erschröckhenlichen wortten Abmanet, sprechendt: »Habet
nit Lieb die weldt, noch was In der Weldt ist. So Jemandt die Weldt Lieb hatt, In dem ist nicht
die Liebe deß Vatters; dan Alles, was In der Weldt ist, das ist Begürligkhait vnnd wollust deß
Flaisch, Lust der Augen und Hoffart deß Lebens.«

Wann vnnd dieweil dan die Weldt sampt Ihren Ständen Also gar In das Vbell vnnd gefahr
versteckht, das weder der Dienst Gottes noch die Liebe deß Hümmlischen Vatters Alda nicht
zue fünden vnnd schließlich obangezogne vnsere Obligation zu erstatten wenig oder schier gar
khein Gelegenhait nicht ist, bin Ich Auß obligender Pflicht vnnd Liebe gegen Gott dem
Herren, wie dan Auch wegen meiner Seel Seeligkhait selbsten Anderwercz vnnd Außer der

29


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0041