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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0108
St. Fidelis

Du hast fortgepredigt durch den Mund aller jener unerschrockenen Herolde des Glaubens,
durch deinen Muth und Geist beseelt, in deine Fußstapfen tretend, zu Irr- und Ungläubigen
den Banner der katholischen Wahrheit getragen haben. Du hast fortgepredigt allen jenen
heldenmüthigen Seelen, die durch das Beispiel deiner Selbstverläugnung und Abtödtung
angefeuert den harten Kampf gegen Eigenwille, Stolz und Fleisch muthig gekämpft haben!

Heiligsprechung des Fidelis, Rom, 29. Juni 1746 (Original lateinisch: Innsbruck,
Provinzarchiv der Tiroler Kapuziner, Übersetzung aus: Festschrift anläßlich des
200jährigen Jubiläums der Heiligsprechung unseres P. Fidelis von Sigmaringen, in:
St. Fidelis, Stimmen aus der Schweizer Kapuzinerprovinz Band 33 [1946])

Einen auserwählten Weinberg hat die Rechte des Herrn gepflanzt, der aus dem einzigen
Weinstock Christus besteht; Zweige aber dieses Weinstockes sind alle Gläubigen, die mit
Christus innerlich verbunden sind und durch sein Leben durchströmt, genährt und erfreut
werden. Diese Pflanzung darf eine gar weise Sorge und Pflege durch den himmlischen
Weingärtner an sich erfahren. Vor allem darf sie bald ahnend fühlen, bald offen und klar
wahrnehmen, wie unfruchtbare Zweige gerechterweise weggeschnitten und entfernt, andere
aber, die Frucht ansetzen und reich tragen, in heilsamer und wohlwollender Härte gereinigt
werden, daß sie noch mehr Frucht bringen.

Dieses Vorgehen, bei dem göttliche Gerechtigkeit und Güte gleicherweise beteiligt sind,
erkennen wir offenkundig im Kampf und Sieg des seligen Märtyrers Fidelis. Mit Erschütterung
und Staunen sehen wir da die Herzenshärte und blinde Wut jener, die durch eigene
Schuld sich vom beglückenden Wurzelstock, auf dem sie heranwuchsen, losrissen, dann die
vom Herrn angebotene Aussöhnung und Gnade hartnäckig zurückwiesen und den Engel des
Friedens, der ihnen das Heil verkündete, ergriffen, schlugen und ermordeten. Mit Freude und
Jubel sehen wir aber auch den Siegeszug jenes Helden, der aus seiner festbegründeten Liebe zu
Gott und zur Kirche heraus viele Frucht guter Werke trug und zuletzt Blut und Leben als
Gott wohlgefällige Opfergabe darbringen durfte. Jene sind durch den verderblichen Geist des
Irrtums in die Verblendung hineingekommen und haben durch eine Untat das Blut des
Gerechten vergossen und so offenbar gemacht, daß sie nicht zum Reiche der Liebe des Sohnes
Gottes gehören. Der glorreiche Blutzeuge hingegen hat für die Unversehrtheit des katholischen
Glaubens und zum Heile seiner irrenden Mitmenschen andauernde Arbeiten, Mühen
und Gefahren ertragen und endlich selbst den Tod so tapfer auf sich genommen, daß man
wahrlich nicht so sehr vom Verlieren seines Lebens unter den Mordwaffen seiner Feinde reden
möchte, sondern vielmehr vom Hineinlegen desselben in die Hand Gottes, wie man reife
Frucht in die Scheuer einbringt.

Wir haben diesen herrlichen Mann in feierlichem Entscheid, der sich auch auf Rat und
Zustimmung unserer ehrwürdigen Brüder, der Kardinäle, und ebenso der Patriarchen und
vieler Erzbischöfe und Bischöfe, die in Rom zusammengekommen waren, stützen konnte, als
Verkündiger und Verteidiger des Glaubens und als Blutzeugen für den Glauben anerkannt
und bestätigt und stellen ihn nun kraft der apostolischen Autorität, die unserer Niedrigkeit
von Gott verliehen worden ist, der Gesamtkirche zu Kult und Verehrung vor.

Der Heilige stammt aus Sigmaringen, einem Ort in der Diözese Konstanz. Er wurde
katholischen, frommen Eltern aus dem rechtschaffenen Gechlecht der Roy im Jahre des Herrn
1577 geboren und bald nach der irdischen auch der übernatürlichen Geburt durch die Taufe
teilhaftig gemacht. Nach unschuldig verlebter Kindheit durchlief er mit großem Erfolg Schule
und Studium. Dann unternahm er als Begleiter und Erzieher einiger junger Adeliger mit
diesen eine Reise durch Italien und Frankreich und gab sich während sechs Jahren alle Mühe,
die ihm Anvertrauten wie auch sich selber in der Wissenschaft und Heiligkeit zu fördern.

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