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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0132
St. Fidelis

Johannes, seinem Gesellen, überließ, das anderemal zu Sevis. Er setzte seiner wohl gestellten
Rede die Worte meines Vorspruches vor: Ein Herr, Ein Glaube, Eine Taufe. Er brannte vor
Eifer, die Rebellen zur Erkenntniß ihres schuldigen Gehorsams zu führen. Seine Stimme war
jener des Schwanes gleich, wenn er sich sein Sterblied macht und seine Worte so kräftig, als
hätte er alle Lebensgeister versammelt, von selbigen Urlaub zu nehmen. Man sah ihm das Blut
an den Wangen stehen, welches er durch die Kanäle der Wunden auszuschütten bereit war und
da er in der Mitte der Rede in eine Entzückung fiel, hatte ihm der Himmel ohne Zweifel schon
den Palmzweig gewiesen, so er ewig zu tragen hätte. Er kam von der Entfernung seines
Gemüthes kaum anheim, da sah er in der Kapelle ein ganzes Geschwader seiner und der
Kirche Feinde. Es rumpelte dieses wilde Gesindel mit großem Getöse in das geweihte
Gotteshaus. Es suchten die Böswichte Fidelis in seiner gottseligen und gerechten Arbeit irre
zu machen. Allein da er für den Himmel sprach, ließ er sich von der Erde kein Hinderniß
bringen. Er war wie die Gestirne des Firmaments, deren Lauf das Sausen der Winde nicht
hindern kann. Ein losgebranntes Feuerrohr zeigte endlich ihre Absichten. Fidelis litt vom
feindlichen Blei keine Unbild. Die Verwirrung der Zuhörer machte den Prediger nicht
stillschweigen. Fidelis glich einer Glocke im Kirchthurme, welche unter dem Hagel gleichwohl
sich hören läßt, und er war auf seinem Rednerstuhle, wie die Nachtigallen im Gebüsche,
die unter Blitzen und Donnern zu singen pflegen. Er beschloß seine Rede so gelassen, als wäre
das Getümmel auf ihn nicht abgesehen. Von der Kanzel trat er zum Altar, sein Gebet war so
kräftig als kurz, weil er zum Martertode eilte. Er warf sich vor den Heiland im Tabernakel,
wie dieser vor seinem himmlischen Vater am Oelberge nieder, den ihm bevorstehenden Kelch
ohne Furcht auszutrinken. Etliche Schritte außer der Kirche waren die letzten seines Wandels
auf Erden. Eine Menge bewaffneter Männer stand auf den Mord des Heiligen bereitet,
welchen die Höllenfurien ihren Schlangenbusch auf den Kopf gesetzt hatten. Hellebarden,
Streitkolben, Schwerter und Lanzen fielen auf einmal aus den Händen der Todtschläger auf
Fidelis. Wie Stephanus von den Steinigern so fand sich Fidelis von seinen Feinden umringt und
umzingelt. Ihre Wuth verübte an ihm Alles, was sie ersinnen konnte. Das Herz unseres
Heiligen wurde unter dem zerschmetterten Rippen-Gewölbe verlezt, die Beine gequetscht,
der Leib durchstochen, die Hirnschale gespalten ...

Sein neues Bildniß auf dem gleichermaßen neuen Altare lehrt uns auch für jenes hochfürstliche
Haus zu bitten, dessen Freigebigkeit gegen Fidelis immerwährend ist. Unser Wunsch soll
unter anderm auch dieser sein, daß es mit gottesfürchtigen Fürsten bis an das Ende der Zeiten
blühe und die durch den allgemeinen Straßenräuber der Welt (so hieß früher der Tod) so oft
geplünderte hochfürstliche Wiege durch Fidelis Gebet bald mit einem Prinzen gefüllt werde!
Ach, mit einem Prinzen, zum Labsal des durchlauchtigen Großvaters, des jungen Hauses und
der ganzen Nachbarschaft! ...

Fidelis! trage unser Sehnen dem Höchsten vor und bitte, daß doch unsere Seufzer an dem
Throne des Allerhöchsten erhört werden. Sie sind gerecht. Sie zielen zu Gottes, der Kirche,
deiner und unseres schwäbischen Vaterlandes Ehre gänzlich ab! Ach wäre es doch möglich,
süßer Landsmann Fidelis, dich heute durch eine Klumse (eine kleine Oeffnung) in der
Herrlichkeit zu erblicken, so Gott dir in dem Himmel auf ewig zuerkannt hat. Allein da
wünschen wir etwas, zu dem unsere Augen noch unfähig sind. Die Kirche ehrt dich heute
durch die Christenwelt. Dein Bildniß wird uns den Abgang ersetzen. Ich muß dem Bildschnitzer
, der selbiges aufstellte, Gerechtigkeit widerfahren lassen, daß er Kunst und Fleiß nicht
vergessen hat. Nur da hätte er mir willfahren sollen, mir an dessen Gesims einen Raum zu
gewähren, folgende Dankverse anzuschreiben:

Magna Deo, Fidei, Patriae quoque gloria per te
Obtigit, in vita quando Fidelis erat.
Merces nunc Deus est, confert Ecclesia cultum,
Coelum habitas Patriam nunc sine fine tuam.

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