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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0188
Wilfried Schöntag

Es ist bemerkenswert, daß zwei Brüder der älteren zollerischen Linie eine neue mit
dem Namen Hohenberg verbundene Herrschaft aufbauten, die ihren Schwerpunkt im
Haigerlocher und Rottenburger Raum hatte44. Wir haben es hier mit einem ähnlichen
Vorgang wie in der Mitte des 11. Jahrhunderts zu tun, als sich zwei Mitglieder einer Sippe
nach der von ihnen erbauten Burg nannten, bei der sie eine neue Herrschaft aufgebaut
hatten, und ein neues Familienbewußtsein entwickelten45. Im 12. Jahrhundert beobachten
wir häufig, daß die jüngeren Söhne ererbte Güter und neu erworbene Rechte zusammenfaßten
, um eine neue Herrschaft zu bilden. Im angesprochen Falle handelte es sich
um zwei Brüder der älteren Linie, die eine Herrschaftsverlagerung und Namensänderung
vornahmen und den Stammsitz der jüngeren Linie überließen. Die Veränderung bei
der Namensgebung war tiefgreifend. Die Familie nannte sich künftig nicht nur nach einem
neuen Herrschaftsmittelpunkt sondern verzichtete auch auf den Vornamen Friedrich
. Der Leitname Burchard der älteren zollerischen Linie wurde jedoch von den Hohenbergern
übernommen. Der jeweils älteste Sohn erhielt diesen Namen, bis Graf
Burchard III. (f 1253) seinen ältesten Sohn Albert/Albrecht nannte. Die jüngere Linie
behielt dagegen den Leitnamen Friedrich bei. Die Eltern vergaben diesen Namen sogar
mehrfach an Söhne, so daß die männlichen Vertreter teilweise nicht unterschieden werden
können. Die Namengebung ist nicht zuletzt ein gewichtiger Hinweis auf Traditionsbildungen
innerhalb einer Familie, die das Bewußtsein von der Identität des Geschlechts
erkennen lassen. Die Übernahme neuer Namen oder das Abstoßen bisher gebrauchter
sind bewußte Vorgänge, die in diesem Falle auf eine scharfe Trennung der beiden Linien
deuten. Auf den politischen Hintergrund ist später einzugehen.

Die Herauslösung der Grafen von Hohenberg aus der zollerischen Herrschaft erfolgte
langsam. Die Söhne Burchard und Albert/Albrecht wurden noch 1207 als Grafen von
Zollern bezeichnet. Burchard als der Älteste trat die Nachfolge in der Herrschaft an. Als
er starb, übernahm 1225 sein Bruder Albrecht die Vormundschaft über die noch unmündigen
Neffen. Burchard führte wie sein Vater ein Reitersiegel, jetzt jedoch mit einer Legende
, die ihn als Grafen von Hohenberg auswies. Alle folgenden Hohenberger Grafen
siegelten im 13. Jahrhundert mit einem Reitersiegel, während die Grafen von Zollern
zunächst ein Siegel mit einem Löwen und dann mit einem gevierten Schild führten.

Mit der Gründung des Hausklosters Kirchberg (1237) hatten sich die Grafen von Hohenberg
ein geistliches Zentrum und eine Familiengrablege geschaffen. Graf Burchard
III. wurde dort 1253 begraben46. Nachdem sich der Schwerpunkt der Regierung und
Verwaltung von der Burg Hohenberg nach Haigerloch und endgültig nach Rottenburg
verlagert hatte47, war die Abgrenzung von den zollerischen Vettern abgeschlossen. Der
Uberblick über die Entstehung der Hohenberger Linie kann daher abgebrochen werden.

44 Zur Herrschaft vgl. Eugen Stemmler, Zollern und Hohenberg vom 12. bis 16. Jahrhundert, in:
Hohenzollerische Jahreshefte 21,1961, S. 29^12; Ders., Die Grafschaft Hohenberg, in: Vorderösterreich
. Eine Landeskunde. Hrsg. Friedrich Metz. 2. Aufl. 1967. S. 579-600; Hans Jänichen, Der
Landkreis Tübingen, Amtliche Kreisbeschreibung Bd. 1 S. 211.

45 Karl Schmid, Gebetsgedenken und adliges Selbstverständnis im Mittelalter (Festgabe zum
60. Geburtstag). 1983. Bes. S. 183 ff., 215 f.; Ders., Staufer und Zähringer. Über die Verwandtschaft
und Rivalität zweier Geschlechter, in: Die Staufer in Schwaben und Europa (Schriften zur staufischen
Geschichte und Kunst 5). 1980. S. 64-80, hier S. 66, 75; Mertens, Württemberg (wie Anm. 3)
S. 93 umschreibt diese Entwicklung bei den hochadeligen Geschlechtern des 12. und 13. Jahrhunderts
mit... alter Adel in neuer Formation____

46 Grossmann, Genealogie (wie Anm. 3) S. 320 Anm. 8.

47 Hans-Martin Maurer, Burgen am oberen Neckar. Hohenberger Hofburgen - Bautypen -
Burgfrieden, in: Zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb. Das Land am oberen Neckar. Hrsg.
Franz Quarthal. 1984. S. 111-160, hier S. 112 f.

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