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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0189
Die Herrschaftsbildungen der Grafen von Zollern vom 12. bis zur Mitte des 16. Jahrhunderts

1.3 Die jüngere zollerische Linie und die der Burggrafen von Nürnberg

Graf Friedrich II. von Zollern, der um 1148 verstorben ist, hatte zwei Söhne, Berthold
und Friedrich. In den Zeugenlisten stehen sie zwar immer unverbunden nebeneinander,
die Sayn'sche Genealogie bezeichnet sie jedoch als Brüder, und zwar Friedrich als den älteren
. Berthold hatte eine Tochter, die einen Grafen von Heiligenberg heiratete. Da
Berthold erstmals 1160 im Gefolge Kaiser Friedrichs I. genannt wird48, sein Bruder Friedrich
sicher erstmals 1179 erwähnt wird49 und da Berthold mit einer Ausnahme immer
vor Friedrich in den Zeugenlisten steht, ist Friedrich wahrscheinlich der jüngere Bruder
gewesen. Friedrich war es jedoch, der mit seinen Söhnen Friedrich und Konrad die zollerische
Linie fortsetzte, da sein Bruder Berthold keine männlichen Nachkommen hatte.
Graf Friedrich III. von Zollern (t 1200) hatte Sophie, eine Tochter des um 1192 ohne
Söhne verstorbenen Grafen Konrads von Raabs geheiratet50. Nach dem Tode des Schwiegervaters
, der das Amt eines Burggrafen von Nürnberg bekleidet hatte, wurde Friedrich
mit diesem Amt belehnt. Sophie erbte die halbe Grafschaft Raabs, die sie jedoch kurz
nach dem Tode ihres Mannes51 zusammen mit ihren beiden Söhnen Friedrich (IV.) und
Konrad im Jahr 1200 an Herzog Leopold VI. von Osterreich verkaufte52. Beide Söhne
waren zunächst zur gesamten Hand mit dem Amt der Burggrafschaft Nürnberg belehnt
worden. Um 1214 wurde eine Teilung vorgenommen53, nachdem wahrscheinlich beide
Brüder männliche Erben hatten. Graf Friedrich IV. erhielt die schwäbische Herrschaft,
sein Bruder die Burggrafschaft Nürnberg. Mit der Frage, ob Friedrich oder Konrad der
ältere Sohn gewesen sei, hat sich zuletzt Rudolf Seigel auseinandergesetzt54. Er kommt zu
dem Schluß, daß in den Urkunden, in denen Konrad vor Friedrich genannt wird, eine
Rang- und keine Altersfolge gemeint ist, daß also Friedrich der Ältere gewesen sei. Diese
Feststellung läßt sich durch ein weiteres Indiz untermauern. Der Name des letzten Grafen
von Raabs »Konrad« wurde einem nachgeborenen zollerischen Sohn gegeben, so daß
der Leitname Friedrich erhalten blieb, die Namensübernahme dennoch an die Tradition
der Grafen von Raabs anknüpft. Die Benennung des Erstgeborenen hätte einen Bruch
mit der zollerischen Tradition bedeutet. Konrad von Zollern ist der Stammvater der
Burggrafen von Nürnberg, der Markgrafen von Ansbach-Bayreuth und von Brandenburg
und damit auch der Könige von Preußen.

Die im 19. Jahrhundert aus dynastischen Erwägungen gestellte Frage, ob Friedrich
oder Konrad der ältere gewesen sei, hat heute an Brisanz verloren.Uns interessiert viel
mehr, was der jüngeren Linie nach der Abspaltung der Hohenberger Linie als Machtgrundlage
geblieben war. Alle männlichen Familienmitglieder führten den inzwischen
erblich gewordenen Grafentitel. Sie verfügten jedoch sicherlich über keine »allodiale
Grafschaft«, wie sie Ludwig Schmid im Auge hatte. Weiterhin ist es nicht richtig, im

48 K. Friedrich I. für Kl. Salem 1160 MG D F I Nr. 311 S. 131.

49 1179 (etwa Mai 27), Konstanz, MG D F I Nr. 779 S. 337; bei dem 1171 März 31 Ober-Theurin-
gen als Zeuge bei Hg. Heinrich d.L. genannte Graf Friedrich, der dem Graf Berthold von Zollern
nachgestellt ist, kann es sich auch um den Vetter Friedrich von Zollern-Hohenberg handeln.

50 Gerhard Taddey, Brandenburg-Ansbach, in: Handbuch der Baden-Württembergischen Geschichte
2: Die Territorien im Alten Reich. 1995. S.400-406, hier S. 402.

51 Graf Friedrich erscheint in einer in Hainburg ausgestellten Urkunde Hg. Leopolds vom 28. Febr.
1200 für das Schottenkloster in Wien als erster gräflicher Zeuge: ...de ordine comitum: comes Fride-
ncus de Zolre... Babenberger Urkundenbuch 1, 1950, Nr. 113 S. 149; im Herbst 1200 soll der Verkauf
erfolgt sein, Seigel, Entstehung (wie Anm. 8) S. 39 mit Lit. in Anm. 123.

52 Seigel, Entstehung (wie Anm. 8) S. 38 ff.; Lechner, Babenberger (wie Anm. 34 ) S. 209; Ders.,
Ursprung ( wie Anm. 34 ) S. 296; Ders., Die Grafschaft Raabs, in: Jahrbuch für Landeskunde von
Niederösterreich Jg. 21/11, 1928, S. 77-111.

53 Seigel, Entstehung ( wie Anm. 8 ) S. 30 f.

54 Seigel, Entstehung (wie Anm. 8) S. 32.

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