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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0190
Wilfried Schöntag

12. Jahrhundert von einem Stamm der Zollern, oder gar von Friedrichs Linie als dem
»Hauptstamm«55 zu sprechen. Dies ist weder aus genealogischer noch herrschaftsgeschichtlicher
Sicht berechtigt. Da Friedrich einer jüngeren Linie angehörte, ist die Frage
»Welcher von den teilenden Brüdern, Friedrich oder Konrad, war der ältere bzw. welche
der beiden zollerischen Linien ist die ältere, die schwäbische oder die burggräflich-fränkisch
-brandenburg-preußische?«56 nur teilweise richtig gestellt. Die ältere zollerische
Linie verlagerte ihren Schwerpunkt von Hohenberg nach Haigerloch und Rottenburg
und bildete einen neuen Stamm, eine jüngere Linie blieb auf dem Zoller und ein jüngerer
Bruder dieser Linie übernahm schließlich das Burggrafenamt und wurde Stammvater der
brandenburgisch-preußischen Zollern.

Ludwig Schmid hat um diese Problematik gewußt. Er stellt die genalogischen Zusammenhänge
eindeutig dar57, wandte sich aber heftig gegen Adolf Friedrich Johann Riedel,
der festgestellt hatte, daß die Hohenberger Linie die ältere sei58. Schmid stellt zwar die
Frage, »...ob die Zollern vom Schluß des 12. Jahrhunderts und weiter herab, oder die
Hohenberger dieser Zeit als die ältere Linie zu betrachten seien«, gibt dann aber eine ausweichende
Antwort, daß »...die Bezeichnung, die Hohenberger seien ein Zweig des
schon hundert Jahre früher vorkommenden zollerischen Geschlechts richtiger sei, als
wenn man von einer jüngeren und älteren Linie derselben spricht, wie man aber die
Nachkommen von obigen Friedrichs (III.) Söhnen mit Recht aufführt«. Schmid wollte
wahrscheinlich aus politisch-dynastischen Gründen den ihm wahrscheinlich bekannten
Sachverhalt, daß die preußischen Hohenzollern nicht nur von einer jüngeren Linie, sondern
auch als Ahnherren einen jüngeren Sohn haben, nicht darstellen.

Ebenso zweideutig formulieren die Herausgeber der amtlichen Genealogie bei der Interpretation
der Sayn'schen Genealogie59. Der Generationsfehler wird zwar erkannt:
Friedrich I. ist der Vater Burchards, Egenos und Gottfrieds und nicht der Burchard. Der
nächste Schritt, anstelle der fehlerhaft vorgenommenen Zuweisung Burchards den Grafen
Friedrich I. zu setzen und Burchard zu streichen, wird jedoch nicht vollzogen60, sondern
dieser mit dem 1061 verstorbenen Burchard gleichgesetzt, d.h. eine Generation
nach vorne geschoben. Weiterhin wird der Altersfolge der Brüder nicht genügend Beachtung
geschenkt. Friedrich wird als Leitname angesehen und jeweils an erste Stelle gesetzt,
obwohl dies der Sayn'schen Genealogie und auch der Zeugenliste von 1140 widerspricht.
Nach diesen beiden voneinander unabhängigen Quellen ist Burchard der älteste Sohn,
was Grossmann im Text (S. 143) verneint, während er in der Stammtafel 1 b im Anhang
die Altersfolge richtig darstellt, auf der folgenden Stammtafel II jedoch wieder davon abweicht
. Für die um 1200 Lebenden war der Name Burchard der Leitnahme für den ältesten
Sohn der älteren Linie. Daher hat der um 1200 schreibende Verfasser der Sayn'schen
Genealogie in der Generation, über die er kein exaktes Wissen mehr hatte, konsequent
einen Burchard eingesetzt.

55 Schmid ( wie Anm. 4) 2 S. 150; Grossmann, Genealogie ( wie Anm. 3) S. 141 spricht vom »regierenden
Friedrich von Zollern«, S. 147 von der »Hauptlinie«.

56 Seigel, Entstehung (wie Anm. 8) S. 11.

57 Schmid (wie Anm. 8) 2 S. 187; Ders., Grafen von Zollern-Hohenberg. Bd. 1. 1862. S. 5 mit
Anm.l; Grossmann, Genealogie ( wie Anm. 3) S. 143 betrachtet Burchard als den jüngeren Bruder,
so daß die »Hohenberger Nebenlinie mithin der jüngere Zweig des Gesamthauses war«.

58 A. F. J. Riedel, Geschichte des Preußischen Königshauses. Bd. 1.1861. S. 25; vgl. zu anderen Arbeiten
Riedels Seigel, Entstehung (wie Anm. 8 ) S. 22 f.

59 Grossmann, Genealogie (wie Anm. 3) S. 137-142.

60 Ebenda S. 140: » denn sie giebt als Stammvater der Zollern eben einen Burchardus an und nicht
einen Friedrich, was nur absichtlich und nicht erfunden sein oder auf Verwechselung beruhen
kann«.

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