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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0210
Wilfried Schöntag

unmittelbare Lage an der überregionalen von Norden nach Süden verlaufenden Straße
sprechen dafür, daß es sich um die Siedlung handelt, in der 786 bzw. 789 das Kloster
St. Gallen Schenkungen erhielt.

Ein zweiter Siedlungsplatz lag bei St. Luzen. Wahrscheinlich war die Kirche St. Luzen
jünger als die dort liegende Siedlung, da die Reliquien und der Kult des hl. Lucius erst
nach 1109 nach Hechingen übertragen worden sein können180.

Ausgehend von dieser Siedlung bei St. Luzen wurde vor 1255 eine Stadt auf dem südlich
davon gelegenen Bergsporn gegründet181. Uber Jahrhunderte hinweg war St. Luzen
die Pfarrkirche auch für die Hechinger Oberstadt. Seit dem Spätmittelalter wurde die
dörfliche Siedlung bei St. Luzen als die »alte Stadt« bezeichnet182, was in dem Sinne zu
verstehen ist, daß von hier aus die Besiedelung der neuen Stadt auf dem Berg vorgenommen
worden ist.

Noch im 16. Jahrhundert sind verschiedene altertümliche Rechtsverhältnisse in der
Stadt festzustellen, die auf die frühe Zeit Rückschlüsse zulassen und auch Verbindungen
der »alten Stadt« zum Umland aufzeigen. Noch in der sog. Pfefferschen Erneuerung der
von Hagen angelegten Lagerbücher werden die Fronpflichtigen in der Stadt in Gruppen
aufgeteilt. Die Meier in der »alten Statt« Hechingen, die zwischen dem Reichenbach und
der Starzel wohnten, wurden mit denen aus Schlatt und Beuren sowie aus dem Weiler
oberhalb von Schlatt und dem Hof Speßhard zu einer Gruppe zusammengefaßt, die Arbeiten
in den Wiesen im Erlach (Domäne Stutenhof) erledigen sollten183. Es wird ein Personenkreis
innerhalb der Stadt beschrieben, der in der Siedlung bei St. Luzen wohnte und
dem gemeinsame Pflichten mit den Bauern aus Schlatt und Beuren oblagen. Wir stoßen
hier auf die Reste eines alten Hofverbandes, der die Siedlungen bei St. Luzen, Schlatt und
Beuren umfaßte. Da Schlatt als ehemaliger Besitz der Grafen von Achalm angesehen
werden muß, der bei der Erbteilung an die Grafen von Urach gelangte, ist zu untersuchen
, ob dies nicht auch bei den anderen Siedlungen der Fall war.

In der Siedlung bei St. Luzen lebten Personen, die zum Kreis der Lehnsleute oder der
Familia der Grafen von Achalm bzw. der von Urach gehörten. Der Mönch Kuno von
Hechingen zählte wahrscheinlich zu der herausgehobenen Ministerialenschicht der Grafen
, da er dem Kloster Zwiefalten eine Hofstatt mit einem Steinhaus schenkte, dh. mit einem
wehrhaften Haus. Seine Verbindungen zum Hauskloster der Grafen von Achalm
(- und nicht zum zollerischen Alpirsbach -) und der Name Kuno deuten darauf, daß er
zu deren Ministerialen gehört hat.

Eine Bertha von Hechingen schenkte Zwiefalten eine Hufe Land in Neufra (bei Gam-
mertingen)184 und ein Berthold von Hechingen übertrug eine Halbe Hufe in Eningen
(unter Achalm)185. In beiden Fällen wird ein Bezug hergestellt zwischen Personen, die in
Hechingen wohnten oder sich danach benannten, und ihrem Besitz im Herrschaftsgebiet

180 Ebenda S. 38 bes. Anm. 9; Eberhard Gönner, Die Geschichte der Kirche und des Klosters, in:
St. Luzen in Hechingen. Hrsg. Hans-Jörg Mauser, Rudolf Schatz. 1991. S. 9-48, hier S. 9.

181 1255 wird ein sculteto de Haechingen als Zeuge genannt. Mon. Zollerana 1 S. 71 Nr. 182, Württembergisches
Urkundenbuch 5 Nr. 1369; Bumiller, Studien (wie Anm. 177) S. 106 f.; Egler,
Chronik S. 13 f.

182 Z.B. Aufzählung der Graf Eitelfriedrich I. zugesprochenen Besitzungen: Item uf Hückingen
die Statt...Item uff die dörffer und willer..die allte Statt ze Hächingen.. Atem uf Niderhächingen...
Rottweiler Hofgerichtsurkunde von 1421 Mai 27, Ludwig Schmid, Belagerung, Zerstörung und
Wiederaufbau der Burg Hohenzollern im fünfzehnten Jahrhundert. 1867. S. 106 Nr. 9.

183 Die »Pfefferische Erneyerung geschehen 1599« mitgeteilt von Rektor Dr. Thele, in: Mitteilungen
des Vereins für Geschichte und Altertumskunde in Hohenzollern 16, 1882/83, S. 56-69, hier
S.62.

184 Zwiefalter Chroniken (wie Anm. 175) S. 271.

185 Ebenda S. 274.

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