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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0212
Wilfried Schöntag

geeigneten herrschaftlichen Gebäude in der Stadt gab. Nach der Herrschaftsteilung von
1288 wurde des Ausbau der Stadt sicherlich vorangetrieben, da Hechingen die einzige
Stadt in der Herrschaft Zollern-Hohenzollern war. Noch 1423 befand sich das zolleri-
sche Archiv auf der Burg192. Erst nach der Zerstörung der Burg 1423 war es erforderlich
geworden, die Stadt planmäßig zu einem Verwaltungmittelpunkt auszubauen.

3.4 Die Lehnsherrschaft der zollerischen Truchsessen von Bisingen

Bisingen hatte seit karolingischer Zeit eine besondere Bedeutung, hier saßen Königs-
zinser193. In Bisingen, das damals im Amtsgebiet {ministerium) des Grafen Cunthardus
lag, werden fünf Mansen als Amtsgüter genannt. 817 schenkte Kaiser Ludwig der Fromme
dem Kloster St. Gallen den Zins und Tribut von diesen Mansen, die zuvor den jeweiligen
Grafen zugestanden hatten. Von der Schenkung nahm er jedoch die dem König zustehenden
Leistungen aus. Die Stellung dieser Königszinser ist umstritten, vor allem, ob
es sich hier um Fiskalgut, dh. Königsland, handelte. Letzteres wird derzeit verneint194.
Borgolte bezeichnet diese Siedlungen daher als »königlicheOrte«, an denen es königliche
Rechte gab. Ohne eine Kontinuität herstellen zu wollen, ist die Beobachtung wichtig,
daß in karolingischer Zeit in Bisingen wie auch in Schörzingen (heute Stadt Schömberg)
Amtsgüter der Grafen lagen, von denen Abgaben an den König zu leisten waren. In der
Nähe beider Orte errichteten die Zollern später jeweils eine Burg (Zollern und Oberhohenberg
). Beide Orte waren später die Mittelpunkte von Lehnsherrschaften der zollerischen
wie der Hohenberger Truchsessen.

In Bisingen besaß die Abtei Reichenau bis in das 13. Jahrhundert hinein Rechte und
Besitzungen195. Die in Bisingen lebenden Reichenauer Zensualen gehörten einem Personenverband
an, der teilweise auch in benachbarten Orten lebte oder aus diesen kam
(Steinhofen, Wehrstein, Hohenberg, Frommern). Bemerkenswert ist, daß als Berufe Müller
und Weber genannt werden. Die örtliche Streuung der Reichenauer Zensualen deutet
darauf, daß es sich um einen größeren Besitzkomplex der Abtei gehandelt hat. Da die Zollern
mit zahlreichen Lehen der Reichenau belehnt worden waren, ist davon auszugehen,
daß Bisingen zumindest teilweise ursprünglich Lehen der Abtei Reichenau gewesen war.

In Bisingen ist seit Anfang des 13. Jahrhunderts eine zollerische Ministerialenfamilie
nachzuweisen, die den Leitnamen Walger führte. Sie bekleidete zweitweilig das Amt des
zollerischen Truchsessen 196.

Die Grafen von Zollern hatten schon um 1120/30 Ministeriale197. Ein erster Hinweis
auf einen zollerischen Truchsessen stammt aus den Jahren um 1179-1187. In diesen Jah-

192 Im Ausgleich mit den Städten verzichtet der Ottinger 1426 auf alle weiteren Forderungen hinsichtlich
des auf der Burg Zollern geraubten Archivs. Schmid, Belagerung (wie Anm. 182) Nr. 17
S. 117 zu 1426 Jan. 25, hier S. 119.

193 Borgolte, Königtum (wie Anm. 98) S. 84 f., 98.

194 Ebenda S. 84 f., S. 100 Nr. 3.

195 Das Verbrüderungsbuch der Abtei Reichenau. Hrsg. Johanne Autenrieth, Dieter Geu-
enich, Karl Schmid (MGH Libri memoriales et Necrologia N.S. I). 1979. S. 161 (Censuales in
Bisingen), 162 (u.a. Müller,Weber), 163.

196 Bumiller, Studien (wie Anm. 177) S. 30 f. weist die Walger den ehemals edelfreien Familien zu.
Dies ist sicherlich nicht richtig, auch wenn 1270 einmal ein Walger als »liber« erscheint. Die Walger verfügten
als zollerische Ministeriale nur über Lehengüter. Die Grafen von Zollern bestätigten bis zum
letzten großen Verkauf 1342 als Lehnsherren alle Verkäufe; vgl. Ders., Die Herren von Bisingen. Ein
Beitrag zur zollerischen Geschichte im 13. und 14. Jahrhundert, in: 1200 Jahre Bisingen. Das Jubiläumsjahr
: Rückblick in Wort und Bild. Hrsg. Gemeinde Bisingen. O. Jahr (1987). S. 24-34, bes. S. 26.

197 Wirtembergisches Urkundenbuch 1 S. 361 Nr. 284 zu (1125-1127), überarbeitete Urkunde
über die Stiftung des Kl. Alpirsbach.

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