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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0289
Franz Gog

ratio anzusehen, d. h. diesen nur dann anzuwenden, wenn wirklich alle Bemühungen der
betroffenen Länder, zu einer Einigung zu gelangen, gescheitert wären. Interessant ist
Gogs Indifferenz in bezug auf die Länderneugliederung. Gleich mehrfach betonte der
Mann, der kurz zuvor für Württemberg-Hohenzollern dem Hauptausschuß der »Arbeitsgemeinschaft
für die Vereinigung Baden-Württembergs« beigetreten war169, daß
man durchaus daran denken könne, die alten Länder Baden und Württemberg wiederherzustellen
, denn es handle sich dabei doch um lebensfähige, ganz gut funktionierende
Länder. In Freudenstadt habe man sich jetzt auf dem kleinsten gemeinsamen Nenner auf
einen informatorischen Volksentscheid geeinigt, ohne sich zur Struktur des künftigen
Staates zu äußern. Verschärft wurde diese Frage nach der Struktur und dem ganzen Sinn
dieser Abstimmung in Hohenzollern, als dessen Abgeordneter ich vor Ihnen die Ehre habe
zu stehen, läutete Gog seine Ausführungen zu dem ihm eigentlich wichtigen Thema
ein. In Hohenzollern sei man ungehalten darüber, daß die »Freiheit« der Entscheidung,
sich im Falle der Bildung eines Südweststaates oder der Wiederherstellung der alten Länder
anzuschließen oder nicht anzuschließen, einfach negiert worden sei, obwohl, so betonte
er, Hohenzollern sich nur für eine administrative Bindung an Tübingen entschlossen
habe, sich aber staatsrechtlich keineswegs als Teil des Staates Württemberg-Hohenzollern
empfinde. Um nicht zu sehr in den Geruch eines Separatisten zu geraten, milderte
Gog mit den nächsten Sätzen das Gesagte wieder ab und wies darauf hin, man wolle in
Hohenzollern den demokratischen Weg und danach zumindest gefragt werden. Er habe
sich über den Hinweis des Innenministers gefreut. Das Volk in Hohenzollern sei gesund
genug, um die richtige Entscheidung zu treffen, und es hat sie in seinem Herzen bereits
getroffen.

Das Jahr 1950 hatte in Hohenzollern einige personelle Änderungen gebracht. Im Januar
war Clemens Moser, der nominelle Landeshauptmann, beim Staatspräsidenten um
seine Versetzung in den Ruhestand eingekommen, während Leonhard Stiegler, der Sigmaringer
CDU-Kreisvorsitzende, im Juli 1949 dem verstorbenen stellvertretenden Landeshauptmann
Egon Müller (1885-1949) geschäftsführend im Amt gefolgt war. Stiegler
muß, im Gegensatz etwa zu Moser, Gog, Hermann und Dreher, als beinahe militanter
Hohenzoller angesehen werden, der sogar versuchte, als offizieller Vertreter des »Landes
« am 28. April 1950 an der Beratung der Südweststaatkommission über den Gesetzentwurf
zur Volksbefragung teilzunehmen. Der badische Vertreter, Oberlandesgerichtspräsident
Dr. Paul Zürcher (1893-1980), der bereits im Vorjahr den Anlaß zur »Affäre
Alt-Windeck« geboten und versucht hatte, Hohenzollern von Württemberg abzutren-

169 Vgl. zur Arbeitsgemeinschaft die instruktive Studie von Carola Bury: Der Volksentscheid in
Baden. Die »Arbeitsgemeinschaft der Badener« und die »Arbeitsgemeinschaft für die Vereinigung
Baden-Württemberg«. Ein Beitrag zu den Auseinandersetzungen um die Bildung des Landes Baden
-Württemberg (Europäische Hochschulschriften, Reihe Iii, Geschichte und ihre Hilfswissenschaften
, Band 271). 1985, S. 56ff., sowie Heinz Pfefferle: Verschwiegene Aspekte der Südweststaatbildung
. Zur Rolle des Generalsekretariats der Arbeitsgemeinschaft für die Vereinigung Baden-
Württemberg. In: ZHG 28 (1992), S. 165-178. Dieser Aufsatz schießt jedoch mehrfach im spürbaren
Eifer, scheinbar Verborgenes und Unbekanntes als die bisherige »Lehrmeinung« Umstürzendes zu
präsentieren, über das Ziel weit hinaus. Die Arbeitsgemeinschaft war am 6. Mai 1950 in Karlsruhe
als Reaktion auf die 1949 von Leo Wohleb, dem badischen Staatspräsidenten, gegründete »Arbeitsgemeinschaft
der Badener« gegründet worden. Die »Arbeitsgemeinschaft für die Vereinigung Baden
-Württemberg« trat am 12. Juli 1950 mit der ersten Ausgabe der »Südwest-Information« an die
Öffentlichkeit. Für Württemberg-Hohenzollern gehörten dem Hauptausschuß neben Gog Staatspräsident
Müller, der frühere Reichtagsabgeordnete des Zentrums und zukünftige Bundestagsabgeordnete
der CDU Oskar Farny, der SPD-Landtagsabgeordnete Herbert Holtzhauer, der Tübinger
Professor Dr. Walter Erbe (DVP) und Eduard Leuze (DVP) an. Der Hauptausschuß besaß im wesentlichen
eine nur repräsentative Bedeutung.

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