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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1996/0325
Besprechungen

Abriß der Ortsgeschichte, sondern eine »Verknüpfung von thematisch strukturierten Querschnitten
durch die Vergangenheit der Teilorte« erstrebt.

Ansatzpunkt ist denn auch die Ersterwähnung von Herdwangen in einer Salemer Urkunde, wenn
auch die Identifizierung des hier genannten Ortes Hetenach mit dem heutigen Herdwangen nicht
vollends gesichert ist. Helga Schnabel-Schiile verweist vielmehr in ihrem einleitenden Beitrag
»Herdwangen-Schönach von den Anfängen bis zur Gegenwart« (S. 15-26) darauf, daß Herdwangen
sogar mit Sicherheit älter als 800 Jahre ist und die heutige Teilgemeinde Schönach sogar im Jahre
1092 schon erstmalig Erwähnung findet. Diese ältere Geschichte greift die Autorin auch in einem
weiteren Beitrag über »Die Menschen in Herdwangen-Schönach im Spannungsfeld von Besitz und
Herrschaft« (S. 27-46) noch einmal auf. Deutlich zeigen sich die für die südwestdeutsche Geschichte
des Mittelalters und der Frühen Neuzeit typischen komplizierten Herrschaftsstrukturen, die das
Leben der Einwohner in allen Bereichen prägten. Ulrike Altherr hat sich in mehreren Beiträgen mit
Aspekten der Kirchengeschichte von Herdwangen-Schönach beschäftigt: »Kirchengeschichte von
Herdwangen-Schönach« (S. 47-61) gibt einen Überblick über die Pfarrgeschichte seit dem Mittelalter
und spart auch Informationen über das Besitztum und die Einkünfte der Pfarrer sowie die bauliche
Entwicklung nicht aus; »Seelsorger und Seelsorge in Herdwangen-Schönach« (S. 62-77) gibt u.a.
auch eine Liste der Pfarrer der Teilorte, während »Das religiöse Leben in Herdwangen-Schönach«
(S. 78-87) einen Einblick gibt in Gottesdienst und Brauchtum, Wallfahrten, katholisches Vereinswesen
und die religiös-sittlichen Verhältnisse in der Pfarrei. Etwas arg kurz geraten ist Altherrs Beitrag
über »Die Pfarreien im Dritten Reich und in der Nachkriegszeit« (S. 180-182). Auch in ihren Ausführungen
über »Die Schule in Aftholderberg, Großschönach und Herdwangen« (S. 138-141) hätte
man sich trotz wohl nur dürftiger Quellenlage etwas mehr Informationen über die Hintergründe,
vor denen sich die jeweiligen lokalen Zustände abbildeten, gewünscht.

Weitere Autoren haben sich mit spezielleren Aspekten der Gemeindegeschichte, allesamt Mosa-
iksteinchen zur wirtschaftlichen und sozialen Situation in der Region, auseinandergesetzt. Rainer
Pohler beschäftigt sich mit »Herdwangen in der Zeit des Dreißigjährigen Kriegs« (S. 104-124), Har-
riet Rudolph mit »Vorehelicher Sexualität und illegitime Geburt am Ende der Frühen Neuzeit in
Herdwangen« (S. 125-138), Andrea Karo mit einem Uberblick über die Armenfürsorge bis zu den
Jahren der Weimarer Republik (S. 142-154) und schließlich Iris-Patricia Laudacher mit dem »Wandel
der Dorfverfassung vom 18. zum 20. Jahrhundert« (S. 159-172).

In insgesamt fünf Beiträgen greift schließlich Edwin Ernst Weher wesentliche Aspekte der Gemeindegeschichte
seit dem 19. Jahrhundert auf. Er kann sich auf eine gute Quellenlage stützen, wobei
insbesondere die noch erhaltenen Ortsbereisungsprotokolle des Bezirksamts Pfullendorf sich als
eine ausgezeichnete Quelle erwiesen haben. Weber liefert in seinen Ausführungen über die Sied-
lungs- und Verwaltungsstrukturen bis zur Gemeindereform von 1924 (S. 183-203) eine detaillierte
Darstellung der territorialen Entwicklung im Gebiet der heutigen Gemeinde Herdwangen-
Schönach und vermag die für den Außenstehenden durchaus nicht unkomplizierten Verhältnisse
anschaulich darzustellen. Dies gilt auch für jenes Bild, das er für die zweite Hälfte des 19. und die erste
Hälfte des 20. Jahrhunderts aus den Pfullendorfer Ortsbereisungsprotokollen gewonnen hat
(S. 204-251). Die sehr detaillierte Auswertung dieser Quellen wirft ein deutliches Licht auf die gewerblichen
und landwirtschaftlichen Strukturen, die wirtschaftlichen Verhältnisse, das tägliche Leben
sowie die Schulverhältnisse vor Ort. Die technischen Aspekte werden in einem Beitrag über die
Entwicklung von Wasserversorgung, Elektrifizierung, Verkehrserschließung und Mechanisierung
der Landwirtschaft (S. 252-283) noch einmal speziell aufgegriffen und zeigen, wie auch Herdwangen
und Großschönach langsam und zunehmend von den allgemeinen technischen und infrastrukturellen
Entwicklungen zu profitieren vermochten. Positiv hervorzuheben ist schließlich, daß Weher
sich in seinen Ausführungen über »Herdwangen und Großschönach unter dem Hakenkreuz«
(S. 284-313) mit einer Thematik befaßt, die leider in vielen Ortsgeschichten nur wenig berücksichtigt
, wenn nicht gar immer noch völlig unterschlagen wird. Auffällig ist, daß es 1932/33 offenbar im
deutlichen Unterschied zu anderen Gemeinden eine überdurchschnittlich starke Radikalisierung zu
Gunsten der NSDAP gegeben hat. Erfreulicherweise wurden auch Zeitzeugenbefragungen in die
entsprechenden Recherchen einbezogen. Altbürgermeister Willi Siebler liefert abschließend einen
kurzen Überblick über die Gemeindegeschichte seit 1945 (S. 315-328), gefolgt von einer umfangreichen
Selbstdarstellungen der örtlichen Vereine (S. 329-402).

Insgesamt liegt uns mit diesem durch eine Reihe von Fotos und Skizzen angereicherten Band eine
Veröffentlichung vor, die den Namen »Heimatbuch« zu Recht trägt. Die Beiträge sind im großen
und ganzen auch für ein breiteres interessiertes Publikum verständlich, entgehen aber nicht immer

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