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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0037
»Da Capo!«

aber, wenn überhaupt, dann nur in Nebensätzen aus dem Dunkel der Geschichte auftauchen.
Hier bleibt zu hoffen, daß vielfältige lokalhistorische Forschungen weitere Facetten des Bildes
liefern können.

3. ARBEITSGEBIETE

Auch in der Region an der oberen Donau und den angrenzenden Gebieten, etwa auf dem kargen
Heuberg, spielte die Wanderarbeit für die Bevölkerung im 19. Jahrhundert aufgrund der
sozialen und wirtschaftlichen Entwicklungen eine zunehmend größere Rolle.

Neben der »innerdeutschen« Wanderarbeit, die für den Einzelnen in unserer Region überlebenswichtig
werden konnte - man denke etwa nur an die Erntehelfer, Tagelöhner, Knechte, die
alljährlich vom kargen Heuberg in die fruchtbareren Gegenden Badens zogen - waren zunächst
auch nichtdeutsche Wanderarbeiterinnen und Wanderarbeiter auf dem landwirtschaftlichen
Sektor auf einer Reihe von großen Höfen und Gütern als einzelne Hilfskräfte oder in Kleinstgruppen
tätig, Polen, Ruthenen, Tschechen, Ungarn, Italiener, Niederländer, Dänen, Schweizer
u.a.13. Einzelne oder kleinere Gruppen von italienischen Arbeitern finden sich auch etwa als
Bauarbeiter oder »Hüttenwerksarbeiter« in örtlichen Fremdenbüchern der Region14.

Mit dem vermehrten Bau von Straßen und Eisenbahnstrecken, die zu wandernden Großbaustellen
wurden, erhielt die Arbeitsmigration auch in dieser Region eine andere Dimension.
Diese technischen Großprojekte boten natürlich auch manchen Einheimischen und Ortsansässigen
einen willkommenen, wenn auch befristeten Nebenerwerb. Ob als »Fuhrunternehmer
«, Handwerker oder Taglohnarbeiter, es verdingten sich immer wieder Einheimische aus
Orten längs der neuen Eisenbahntrassen und Straßen bei diesen Bauprojekten. Insofern konnten
die fremden Arbeitsimmigranten, die im Umfeld dieser Großbauprojekte immer mehr in
die Region kamen, durchaus als unerwünschte Konkurrenz betrachtet werden. Selbst Wanderarbeiter
aus anderen Regionen Deutschlands zogen oft in beträchtlicher Zahl mit den Baustellen
mit. Die Tätigkeit auf den Baustellen konnte aber auch, sofern sie nicht ohnehin als
kurzfristige Gelegenheitsarbeit von nur wenigen Wochen oder Monaten wahrgenommen wurde
, eine längere, wenn auch begrenzte, Lebensphase eines Teils der mobilen einheimischen Unterschichtsbevölkerung
umfassen^.

In viel stärkerem Maße jedoch als deutsche Wanderarbeiter aus anderen Regionen wurden
diese Großprojekte von ausländischen Arbeitern begleitet. Und dabei spielten die italienischen
Bauarbeiter die bedeutendste Rolle. Somit ist der Bau von Straßen, Eisenbahnen oder
Wasserleitungen in vielen Erinnerungen immer wieder verbunden mit dem Auftreten der italienischen
Erd- und Bauarbeiter. Diese lassen sich wohl für viele Orte in der Region belegen16.

13 Vgl. Ludwig (wie Anm. 2), S. 4lff.

14 So ist etwa in Scheer im Jahr 1901 ein Michele Mussoi aus Jedico bei Belluno eingetragen, der bei der
Fabr. Krämer beschäftigt ist und Wohnung hat bei: Wilhelm Schlegel, Fabrikarbeiter. Allerdings ist er nur
etwa fünf Wochen in Scheer bevor er sich nach Rottenacker abmeldet. Etwa ein Jahr lang wohnt ein Wilhelm
Sandre aus Treviso im Jahr 1908 in Scheer, der im Hüttenwerk Lauchertal beschäftigt ist und beim
Stationsmeister Kutter wohnt. Im Jahr 1913 sind bspw. insgesamt acht Italiener als Maurer und Tagelöhner
beim Maurergeschäft Anton Rapp gemeldet, (StA Scheer, Best. 2, Best.-Nr. 1264).

15 Regina Bormann: Arbeiterinnen und Arbeiter beim Eisenbahnbau im Raum Schwäbisch Hall um
1860. Eine Kulturanalyse. Tübingen 1994, S. 54

16 Als Beispiele seien hierfür angegeben: Nach den Erinnerungen von Gottfried Löhle waren beim Ausbau
der Gräben für die Wasserleitung etwa 30 italienische Gastarbeiter im Einsatz, vgl. Edwin Ernst Weber:
Modernisierung auf dem Dorf. Die technische Zeit hält Einzug in Herdwangen und Großschönach. In:
Herdwangen-Schönach. Hg. von der Gemeinde Herdwangen-Schönach. Sigmaringen 1994, S. 252-283,
S. 257. Dr Bau vo dr Wasserleitung ana 1912/13 ischt au a grauß Ereignis gsei. Im ganza Dorf hot ma graba.
Meischtens band Italiener dra gschaffet. Bei eis dahoi hot au oiner gschlofa im kleina Kämmerle, des hot no

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