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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0097
Hundert Jahre Hohenzollerische Landessammlung

teilung nicht im einzelnen aufhalten. Einige Fundorte seien aber doch erwähnt12. Die Altsteinzeit
war und ist heute noch durch Funde aus Veringenstadt vertreten. Aus der Jungsteinzeit
stammen zwei Steinhämmer aus Bisingen, aber auch Einzelfunde aus Sigmaringen. Aus der
Bronzezeit wurden in Harthausen/Scheer Siedlungsspuren gefunden. Die Urnenfelderkultur
wurde beispielsweise durch die Aufdeckung reicher Gräber in Gammertingen und Burladingen
nachgewiesen. Römische Niederlassungen wurden in Burladingen, Gammertingen und
Höfendorf ergraben. Die alemannische Zeit ist durch zahlreiche Exponate aus dem gesamten
Gebiet der ehemals Hohenzollerischen Lande belegt. Hervorzuheben sind die reichen
Männergräber, die in Bingen und in Dettingen geöffnet wurden, der Goldanhänger aus Lan-
genenslingen, die Goldbrakteatenkette aus Empfingen und nicht zuletzt einige wertvolle
Stücke aus dem Gammertinger Fürstengrab.

An dieser archäologischen Abteilung ließ (und läßt sich bis heute) am deutlichsten demonstrieren
, was mit einer Hohenzollerischen Landessammlung eigentlich gemeint war: Hier sollte
tatsächlich die gesamte Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte des hohenzollerischen
Landstrichs zwischen Bodensee und Schwarzwald in einer repräsentativen Schausammlung
dem heimischen und auswärtigen Publikum gezeigt werden. Dieser Anspruch auf eine
einigermaßen repräsentative Verteilung der Exponate auf das ganze »Land Hohenzollern« ist
nirgends so gut verwirklicht worden wie in der vor- und frühgeschichtlichen Abteilung.

Die erste Abteilung - und diese Gewichtung betraf auch Laurs persönliche Wertschätzung
- bildeten die beiden Säle mit Exponaten zur kirchlichen Kunst. In dieser Abteilung befinden
sich beispielsweise ein Antependium vom Altar des Klosters Heiligkreuztal oder die Altartafeln
eines unbekannten Künstlers in der Nachfolge des Meisters von Sigmaringen, beides aus
dem 16. Jahrhundert. Den Hauptbestand dieser Abteilung bildete die religiöse Plastik seit dem
Spätmittelalter, also in kunsthistorischen Epochen gedacht: der Gotik, der Renaissance und
des Barock. Ein Teil der Skulpturen stammte aus Laurs Privatsammlung, die er in die Landessammlung
eingebracht hatte. Andere Exponate konnte er aus Privatbesitz erwerben, so etwa
das aus Heiligkreuztal stammende Antependium. Öfters wurden ihm auch von Pfarrern
Skulpturen angetragen, um sie zu sichern oder zu retten. Zu den Glanzstücken der Sammlung
zählen so einige qualitätvolle Plastiken der Spätgotik wie die Haigerlocher Madonna (ca.
1500), die 1925 in den Besitz der Landessammlung überging, die Apostelfigur aus Laiz, der
Palmesel unbekannter Herkunft um 1480, der Auferstehungschristus aus Killer von ca. 1490
oder die Anna Selbdritt (aus Lauchertal? ca. 1500).

Der überlieferte Schriftverkehr bei den Akten des Landeskommunalverbandes zeigt aber
auch, wie Laur aufmerksam den Kunstmarkt beobachtete und nach »Zollerana« durchkämmte
. So berichtet er im Jahr 1925, wie er in der Sammlung Riefel, Frankfurt, eine Madonna aus
Wessingen und ein Kruzifix aus Steinhofen gefunden habe. Bei dem Steinhofener Kruzifix
handelte es sich übrigens um ein Werk des Hechinger Bildhauers Joachim Taubenschmid aus
dem Jahre 1616, es ist das letzte datierbare Stück dieses Meisters, der Laur besonders am Herzen
lag. Seit Jahren hatte er Werke dieses heimischen Künstlers im Auge gehabt. Schon in einer
Beschreibung der Sammlung aus dem Jahr 1920 sprach er von Taubenschmid-Plastiken, die
zwar noch nicht erworben waren, deren Verbleib er aber damals kannte. Bei Eröffnung des
Museums 1922 bildeten dann die Fragmente von Taubenschmids Kreuzwegstationen einen
festen Bestandteil der Abteilung Kirchliche Kunst. Oberstudienrat Faßbender berichtete später
, Laur habe sich damals tatsächlich mit der Idee einer Taubenschmid-Sonderausstellung getragen13
.

Da die Taubenschmid-Arbeiten nach dem Willen des Museumsgründers ein Kernstück der

13 Fassbender (wie Anm. 10). Die Hohenzollerische Volkszeitung berichtete am 19.11.1919 über einen
Vortrag Laurs über bildende Künstler in und aus Hohenzollern, den er in Sigmaringen gehalten hatte; darin
war auch von Joachim Taubenschmid die Rede.

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