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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0142
Ute Weidemeyer-Schellinger

Eine aus der Nachbarschaft meiner Frau haben sie damals vergewaltigt. Und dann hat man
ihnen, ich glaube, schon damals hat ihnen der Doktor eine Spritze gegeben. Das weiß ich aber
nicht genau, denn ich war nicht hier. Also, das kann ich nicht bestätigen, das habe ich bloß
gehört. Meine Frau war damals noch ein kleines Mädchen mit 14 Jahren. Sie ist als Mädchen
nicht mehr weggekommen, sie haben am Ende des Dorfes gewohnt. Und dann ist ein
Marokkaner nach hinten gekommen und wollte sie ins Bett hineinziehen. Dann ist zum guten
Glück ein anderer Marokkaner gekommen - das muß man auch anerkennen - und hat ihn
weggeschickt. Er hat den zurechtgewiesen und hat ihn weggeschickt. Sonst wären die
Mädchen auch drangekommen«155. »Im Zinken, dort wo der Ort aus war, da war's natürlich
schon schlimm. Ja, die Frauen, die waren 1945 Mitte 30 und da waren natürlich die Frauen
damals im besten Alter. Daß die natürlich aufpassen mußten, weiß Gott wie, das ist klar. Die
hat's natürlich am meisten getroffen. Wenn sie da eine erwischt haben, da konnte man natürlich
nichts machen«156.

Die Tatsache, daß im Zinken, einem ausgangs der Stadt Burladingen liegenden Wohngebiet
, besonders viele Vergewaltigungen vorgekommen sein sollen, während die Frauen in der
Ortsmitte verschont geblieben sind, wird von den Zeitzeugen/innen mehrfach erinnert. Ebenso
konnten anscheinend die Familien von Glück sagen, bei denen gleich in den ersten Tagen
der Besatzung ein Franzose einquartiert wurde, denn diese Häuser wurden von den Marokkaner
gemieden.

»Im Zinken ist es noch schlimmer gewesen, an der Hauptstraße direkt haben sie weniger
Frauen vergewaltigt«157. »Überhaupt in den Außenbezirken haben sie anscheinend schlimmer
gehaust als innen im Zentrum«158. »Aber gerade so im Zinken da draußen, da haben sie am
meisten gewütet, da haben sie am schlimmsten gehaust«159. »Da haben sie dann schon gehaust.
Eine Frau weiß ich noch, bei der sie gehaust haben. Da sind sie vom >Waldhorn< her über den
Bach gekommen, und da sind dann auch einige vergewaltigt worden. Also, wer nicht gut versteckt
war, ist vergewaltigt worden«160.

»Und in der >Linde< waren sie einquartiert, da waren französische Offiziere, und zwar ein
Lazarett und eine Wirtschaft. Und da war auch nichts (Vergewaltigungen, d.V), die haben gar
nicht gewußt, was da passiert ist. Also, an der Hauptstraße war gar nichts, bloß in den Seitengassen
ist das Schlimmste passiert. Im Zinken muß es ganz schlimm gewesen sein. Da haben
sie ja verschiedene vergewaltigt. Also die, die Franzosen im Haus gehabt haben, die haben genug
Sachen gehabt und haben von denen auch etwas gekriegt. Aber das waren nur wenige. In
der >Linde< war auch einer. Als ich dort einmal hingekommen bin und habe das von den Vergewaltigungen
gesagt, da haben die Franzosen davon überhaupt nichts gewußt. Auch mein
Schwiegervater und so, die haben gar nicht gewußt, daß es da irgendwo Vergewaltigungen gegeben
hat. Da haben die in der >Linde< nichts gewußt, weil sie Offiziere im Haus gehabt haben
«161. »Und in den Häusern, in denen Offiziere waren, da durfte ja kein Marokkaner ins
Haus hinein. Bei einem Onkel von mir war auch ein Offizier einquartiert, und da konnte dann
kein Marokkaner mehr hinein. Ja, das war dann gut. Den Familien, die einen Franzosen im
Haus hatten, ist nichts passiert«162. »Wer Glück gehabt hat, hat einen Franzosen, einen Unteroffizier
oder so etwas, im Quartier gehabt. Die haben dann bloß den Rock oder eine Mütze

155 Interview mit Herrn E. am 21.3.1991.

156 Interview mit Herrn D. am 9.4.1991.

157 Interview mit Frau C. am 12.3.1991.

158 Interview mit Herrn H. am 16.5.1991

159 Interview mit Frau F. am 16.4.1991.

160 Interview mit Frau E. am 15.5.1991.

161 Interview mit Frau B. am 18.2.1991.

162 Interview mit Frau E. am 15.5.1991.

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