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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0150
Ute Weidemeyer-Schellinger

Angst gehabt. Und die ersten Tage hat man denen eben schon die Freiheit gelassen. Nachher
haben die Franzosen sie schon ein bißchen im Zügel gehabt, aber zuerst haben sie sie schon
machen lassen. Die haben sich auch einmal austoben wollen, oder was weiß ich«197.

»Das war nur so schlimm, solange der Einmarsch war. So drei, vier Tage war's ganz
schlimm. Weil sie da plündern durften und auch mit Frauen. Aber dann nachher war Ruhe.
Dann haben die Franzosen gesagt, jetzt langt's. Das ist das Recht des Siegers, zu plündern und
zu vergewaltigen. Da ist alles frei. Und das war dann vier, fünf Tage schon ganz schlimm. Und
so in Massen sind die aufgetreten, in Massen sind die immer gekommen«198.

»Ja, für die Frauen ist es schon schlimm gewesen. Meine Frau sagt heute noch, das sei eine
schlimme Zeit gewesen, als die einmarschiert sind. Die ersten Wochen waren damals sehr
schlimm. Ich sage ja, da hat man denen freien Lauf gelassen, den Marokkanern, denn ihr seid ja
bei den Siegern und ihr könnt da machen, was ihr wollt. Sie sind die Herren gewesen, die Sieger
«199.

Die zahlreichen Vergewaltigungen in Burladingen werden von den Interviewpartnern/innen
einerseits mit den Verlusten der Franzosen an der Talheimer Steige, zum anderen mit der
Revanche für die Übergriffe der deutschen Soldaten in Frankreich sowie dem üblichen Recht
des Siegers begründet.

Obwohl die Täter keineswegs nur in den Reihen der nordafrikanischen Kontingente der
französischen Armee zu suchen waren und die verantwortlichen Franzosen den Ausschreitungen
keinerlei Einhalt geboten haben, werden in der Erinnerung die Vergewaltigungen
größtenteils den Marokkanern angelastet. »Ich glaube nicht, daß es von den Franzosen groß
Übergriffe gegeben hat. Man hat also fast nichts gehört. Ich habe nur überall gehört, wenn die
Franzosen geblieben wären, dann wäre es besser gegangen. Die Franzosen haben den Marokkanern
anscheinend auch nicht Einhalt geboten. In dem Zustand (betrunken, d.V.) hätten sie
es nicht können, sonst hätten sie sie umlegen müssen. Und sonst haben sie es vielleicht auch
ein klein bißchen geduldet und haben gedacht, ja, das ist ein bißchen Revanche. Die haben
schon gehaust. Das war nur am Anfang so schlimm mit den Marokkanern, die sind ja nachher
wieder weggekommen«200.

»Dann sind sie gekommen mit Hurra und Hurrä, und das waren ja auch viele Marokkaner,
so Halbschwarze. So braun sind sie und klein von Wuchs. Es waren überhaupt wenig Franzosen
. Also die Offiziere waren Franzosen und die Mannschaft waren Marokkaner. Die Marokkaner
haben sie dann gleich wieder abgezogen«201. »Die Franzosen sind höchst anständig gewesen
, schlimm waren nur die Marokkaner. Ich meine, die Franzosen, gewiß hat's Sauhunde
gegeben, aber auch nicht mehr als bei uns. Und die sich bei uns anständig aufgeführt haben,
mit denen haben die Franzosen auch nichts gehabt. Man muß einmal ehrlich sein. Schlimm
waren nur die Marokkaner, das waren die Löwetruppen. Das war die ersten vier Wochen nach
dem Einmarsch und dann sind die wieder gegangen«202. »Das waren hauptsächlich Marokkaner
bei den Plünderungen und Vergewaltigungen«203. »Die Marokkaner sollen schlimmer gewesen
sein als die Franzosen«204.

Spätestens nach dem letzten Zitat fragt man sich, ob diese Übergriffe nur in der heutigen
Erinnerung beinahe ausschließlich den Marokkanern angelastet werden oder ob dies in der
Realität 1945 tatsächlich der Fall war. Aus heutiger Sicht scheint es einfacher, einer fremden

197 Interview mit Frau G. am 29.4.1991.

198 Interview mit Frau F. am 16.4.1991.

199 Interview mit Herrn H. am 16.5.1991

200 Interview mit Herrn A. am 22.1.1991.

201 Interview mit Frau F. am 16.4.1991.

202 Interview mit Herrn E. am 21.3.1991.

203 Interview mit Frau E. am 15.5.1991.

204 Interview mit Frau C. am 12.3.1991.

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