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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0187
Besprechungen

geboren und/oder gestorben waren und dort gewirkt hatten, wie Frauen und Männer, die
zwar nicht per Geburt, wohl aber durch zeitweiliges, bedeutendes Wirken im Badischen dort
unübersehbare Spuren hinterlassen hatten. Da die Bände der Alten Folge der Badischen Biographien
bis in die ersten Jahre des 20. Jahrhunderts reichten, wurde als »Stichjahr« 1910 angesetzt
, das heißt, es wurden nunmehr Persönlichkeiten biographiert, die nach 1910 gestorben
waren. Nach Erscheinen des ersten Bandes (1994) der »Baden-Württembergischen Biographien
« wurde dieses letzte Kriterium insofern geändert, als die »Badischen Biographien« sich
jetzt auf die Verstorbenen zwischen 1910 und 1951 beschränken, wohingegen die nach 1952
Verstorbenen ihren Platz in den »Baden-Württembergischen Biographien« finden sollen.

Der mittlerweile vierte Band der »Badischen Biographien«, im September 1996 der Öffentlichkeit
im Regierungspräsidium Freiburg präsentiert, bietet wiederum eine stattliche Anzahl
von Biographien einstmals bekannter Namen aus Politik, Verwaltung, Hofleben, Literatur,
Wirtschaft, Wissenschaft, Religion, Medien und Verbänden sowie Technik. Erarbeitet von einem
Autorenstab, in dem sich emeritierte Hochschullehrer und Ministerialbeamte ebenso finden
wie junge Historiker, die hier erste Arbeiten vorlegen, spannt sich der zeitliche Bogen von
den revolutionären Zeiten der 1848/49er Jahre bis zum Beginn der 50er Jahre des 20. Jahrhunderts
. Alle Texte erheben den Anspruch auf wissenschaftliche Verbindlichkeit und werden
diesem auch gerecht, wofür allein schon die akribische Sorgfalt und der große Idealismus des
Herausgebers bürgen. Neben noch heute relativ bekannten Namen wie Heinrich Köhler, der
in Baden und im Reich in der Weimarer Republik eine wichtige politische Rolle spielte und
nach 1945 als Staatsminister und Präsident des Landesbezirks Nordbaden seine politische
Laufbahn fortsetzen konnte, oder Ferdinand Graf Zeppelin, dessen Familienname noch heute
im Zusammenhang mit den in Friedrichshafen erbauten Luftschiffen in aller Munde ist, bietet
der Band auch Texte über völlig vergessene Personen, wie etwa den Mundartdichter Hans
Glückstein oder die Schriftstellerin und Reichstagsabgeordnete der Zentrumspartei Klara Phi-

lipp-

Wenn man sich auch in manchem Einzelfall angeregt darüber unterhalten könnte, ob die
Biographiewürdigkeit einiger Persönlichkeiten in der Relation zu rechtfertigen ist, wiegt doch
auf der anderen Seite der Gewinn hoch, den man aus jeder der Kurzbiographien zu ziehen
vermag - vor allem auch vor dem Hintergrund der Tatsache, daß ein Großteil der hier vorgestellten
Frauen und Männer als Täter und Opfer, aber auch als Vertreter einer Verweigerungshaltung
in das Netz des Nationalsozialismus eingebunden war. So lesen wir die Biographie des
Kultusministers Otto Wacker neben den mahnenden Lebensläufen der von den Nationalsozialisten
ermordeten Rosa Grünbaum (Leiterin des Fröbelseminars in Mannheim), die in
Auschwitz umkam, oder von Max Josef Metzger, dem Geistlichen und »Motor« der ökumenischen
UNA-SANCTA-Bewegung, der in einem Zuchthaus enthauptet wurde.

Die »Badischen Biographien« halten auf diese Weise auch die Erinnerung an viele wach, die
sonst endgültig vergessen wären - oder es zum Teil schon waren. Durch die Konnotation zur
Region erweisen sich die Lebensläufe im Wege dieser Sicherung - denn viele Informationen
würde man binnen weniger Jahre nicht nur aufgrund des Todes der letzten »Zeitzeugen«, sondern
auch wegen geradezu beängstigender Verluste schriftlicher Primärquellen gar nicht mehr
sichern können - als Beiträge zum Traditionsfundus und zur Identität des Landes Baden-
Württemberg. Und wenn auch richtig ist, daß viele der hier Biographierten - leider sind nur 17
Frauen darunter - zum Teil enge und langjährige Bindungen an Württemberg besaßen, so fällt
doch deutlich ins Auge, daß der württembergische Landesteil nicht mit einer entsprechenden
Reihe vertreten ist, sondern außer in den »Baden-Württembergischen Biographien« und den
»Lebensbildern aus Baden-Württemberg« kein entsprechendes »Forum« besitzt, was zur Folge
hat, daß wir vielfach auch über bedeutende Persönlichkeiten aus allen Bereichen des öffentlichen
Lebens, die vor 1952 verstorben sind, nur wenig wissen. Diesen offenkundigen und gravierenden
Mangel in Zeiten versiegender Finanzmittel der öffentlichen Hand behoben sehen
zu wollen, wäre illusorisch. Es ist aber zu hoffen, daß die »Badischen Biographien« und die

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