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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1997/0190
Neues Schrifttum

keit der Geschichte gerade bei vergleichenden Untersuchungen im lokalen Raum entpuppt;
solche regionalen Untersuchungen tragen zu einer Differenzierung der überörtlichen Geschichtsschreibung
bei. Allerdings konnten bei der Fülle des im vorliegenden Buch abgehandelten
Stoffes notwendigerweise manche Entwicklungen nur gestreift werden, wie zum Beispiel
das Wiedererwachen des politischen Lebens nach 1945 oder die Entnazifizierung. Dieser
Nachteil mußte zwangsläufig in Kauf genommen werden, wenn ein so ereignisreicher Zeitraum
wie derjenige von 1933 bis 1947/49 behandelt wird.

Insgesamt liegt ein wichtiger Band für die Geschichte der Kriegs- und Nachkriegszeit vor,
der nicht nur für den Kreis Sigmaringen sondern wegen seiner vergleichenden Studien auch
überörtlich von Bedeutung ist. Positiv zu vermerken ist schließlich noch das Orts- und Personenregister
am Ende des Bandes.

Balingen Andreas Zekorn

Petra Weber: Carlo Schmid 1896-1979. Eine Biographie. München: Verlag C.H. Beck 1996.
968 S. 21 Abb.

Unter den Sozialdemokraten, die nach 1945 den politischen und demokratischen Neubeginn
im zerstörten und besetzten Deutschland maßgeblich mitgestalteten, ist Carlo Schmid sicherlich
die Persönlichkeit, deren »Einordnung« am schwersten fällt. Im Gegensatz zu Schumacher
, Keil, Erler, Schöttle, Veit oder Alex Möller - um hier nur Sozialdemokraten zu nennen,
die württembergische Agenden besitzen - vermochte Schmid nicht auf konkrete politische
Erfahrungen oder auch nur auf die Mitgliedschaft in der SPD zu verweisen. Das Wort des Liberalen
Theodor Heuss, der ihn als »Tafelaufsatz im Proletarierhaushalt« der Sozialdemokraten
bezeichnete, hängt ihm noch heute nach.

Schwierigkeiten, die nuancenreiche Persönlichkeit Carlo Schmids und sein Wirken als Politiker
und Literat zu erfassen, standen bisher offenbar wie eine Mauer zwischen ihm und der
Forschung. Hinzu kommt, daß er im Jahr seines Todes Erinnerungen publizierte, die wie ein
Vermächtnis wirken mußten und daher - gewollt oder ungewollt - eine Art Schlußpunkt setzten
. Danach war er zwar - wie etwa bei Gerhard Hirscher oder Hellmuth Auerbach - Gegenstand
monographischer wissenschaftlicher Untersuchungen, seinem Leben und Wirken insgesamt
widmete man sich aber nur noch in der »kleinen Form«, so Theo Stammen in Band 2 von
»Persönlichkeit und Geschichte in der Bundesrepublik Deutschland« (1982) oder Horst Ferdinand
in den »Baden-Württembergischen Biographien« (1994). Auch im neuesten Band von
»Die großen Deutschen« (1994) wurde er als wichtiger Gründervater unseres demokratischen
Staates gewürdigt.

Petra Weber, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Instituts für Zeitgeschichte in dessen Berliner
Außenstelle, hat es gewagt, die »große Form« für diesen Ausnahme-Politiker zu wählen,
und es ist ihr gelungen, die auf lange Zeit gültige Biographie Schmids vorzulegen. Dem Verlag
ist vor dem Hintergrund der Tatsache, daß Autoren heutzutage oftmals genötigt werden, bis
zu einem Viertel des »Ur-Textes« für die Publikationen zu kürzen, für den Mut zu danken, ein
solch umfangreiches Buch auf den Markt zu bringen. Die relativ zahlreichen Druckfehler hängen
gewiß mit dem Zeitdruck zusammen, das Werk rechtzeitig vor dem 100. Geburtstag herauszubringen
. Geglückt ist der große Wurf auf der Grundlage akribischen Quellenstudiums
vornehmlich im Archiv der sozialen Demokratie (Bonn-Bad Godesberg), wo unter anderem
auch Schmids Nachlaß lagert, in den Archives de l'Occupation Franchise en Allemagne et en
Autriche (Colmar), im Bundesarchiv Koblenz, im Hauptstaatsarchiv Stuttgart, im Staatsarchiv
Sigmaringen und im Universitätsarchiv Tübingen, sowie auch deshalb, weil die Autorin

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