Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 26
(PDF, 85 MB)
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Heinz Pfefferle

3. Konstanzer sieht in der Zustimmung der Südwürttemberger und Oberschwaben zum
Südweststaat ein Zeichen für die Nähe zu Nordwürttemberg und Stuttgart - von der
Sachlogik her ist das durchaus zu begreifen. Ausweislich der Quellen ist dies jedoch
grundverkehrt. Die Waldseer (CDU-)Konferenz vom 18. 2. 1949 stellt dies ausdrücklich
klar: Der Stuttgarter Zentralismus wurde schärfstem angegriffen; schon aus diesem Grunde
wurde gefordert, daß alles getan werden müsse, die Vereinigung von Baden, Württemberg
und Hohenzollern so rasch wie möglich zu bewerkstelligen. Forderung war: Südweststaat
-Ja! Die alten Länder - Nein!... Die Wiederherstellung des früheren Landes Württemberg
wurde demgegenüber einhellig als >Rückschritt< betrachtet. Dafür sind in
Oberschwaben, zumal nach den gemachten (historischen) Erfahrungen wenig Sympathien
vorhanden9.

4. Bei Konstanzer wie bei seiner »Schule« fällt immer wieder negativ auf, daß er sich auf einen
sehr eingeschränkten Personenkreis führender Politiker bezieht; weder Fraktionen und
Fraktionsgruppen spielen hier eine Rolle noch regionale Parteigliederungen oder gar die
Bevölkerung selbst. Die Schwierigkeiten, die Meinung der Bevölkerung selbst zu erkunden
, werden nicht einmal theoretisch reflektiert.

5. Daß Konstanzer den Begriff der Identität auf seine Darstellung des Landes Württemberg-
Hohenzollern nicht anwendet, ist sehr begreiflich. Daß aber neue und neueste Arbeiten
(etwa die von Edgar Wolfrum10 und Hellmuth Auerbach) dies auch nicht tun und über die
Kategorien »Föderalismus« und »Spaltung Württembergs« nicht hinauskommen, ist
schwer zu verstehen.

1.4.Belastungen und Chancen einer Identitätsbildung in Württemberg-Hohenzollern
nach 1945: eine kontrastierende Bilanz

Nicht nur auf den ersten Blick erscheint es widersinnig, den Begriff Landesidentität auf ein
Gebilde anzuwenden, das bei maximaler Auslegung nur knapp sieben Jahre existiert. Erst seit
dem Frühjahr 1947 besitzt es eine Verfassung und ein Landesparlament und bereits ein Jahr
später, im Sommer 1948, wird bereits über die Auflösung des Landes im Wege der Südweststaatbildung
gesprochen. Schon vorher ist Frankreich, auf dessen Betreiben das Land überhaupt
gebildet wurde, immer wieder in Gesprächen mit den USA daran interessiert, es gegen
Nordbaden einzutauschen, was das Ende des Landes Württemberg-Hohenzollern gewesen
wäre. Andererseits betreibt gerade Frankreich eine strikte Abschottung seiner Zone und damit
auch die Betonung der Grenzziehung zwischen Nord- und Südwürttemberg. Umgekehrt
muß bei aller Willkür dieser Militärgrenze gesehen werden, daß hier ein Gebilde zusammengeschlossen
wird, das überraschend viele strukturelle Gemeinsamkeiten im Bereich des Wirtschaftlichen
und Sozialen besitzt:

- eine recht konstante Bevölkerungszahl ohne demographische Brüche wie etwa in Bayern
oder Schleswig-Holstein durch den starken Zuzug von Flüchtlingen und Vertriebenen
(auch hier wirkt die französische Abschottungspolitik);

- die Dominanz ländlicher Gebiete und der kleinen Städte;

9 Bericht des Bürgermeisters Krezdorn an Gebhard Müller über die Waldseer Konferenz (27.2.1949),
HStA Stuttgart Nachlaß G. Müller, D 69. Krezdorn ist zugleich CDU-Landtagsabgeordneter und einer
der Wortführer oberschwäbischer Interessen.

10 Edgar Wolfrum: Französische Besatzungspolitik und deutsche Sozialdemokratie. Politische
Neuansätze in der »vergessenen« Zone bis zur Bildung des Südweststaates 1945-1952. Düsseldorf 1991;
Ders.: »Sonderwege« der südwestdeutschen Sozialdemokratie nach 1945. Politische Gestaltungsräume
unter französischer Besatzung in neuer Sicht. In: Regionale Eliten zwischen Diktatur und Demokratie.
Hg. von Cornelia Rauh-Kühne/Michael Kühne. 1993, S. 363-384.

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