Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 45
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0059
Gebhard Müller- Staatsmann zwischen Rumpfland und Länderneugliederung

nicht nur zu erzählen, sondern sie auch zu analysieren und zu bewerten3. Kaum ein anderer
deutscher Politiker nach 1945 hat sich mit solcher Ausdauer einem bestimmten Abschnitt seiner
Tätigkeit rückblickend und publizistisch in dem Maße gewidmet wie Müller, dessen Lebensthema
sein Handeln als Regierungschef im französisch besetzten Land und als Wegbereiter
des Zusammenschlusses der drei südwestdeutschen Nachkriegsstaaten zum neuen Bundesland
Baden-Württemberg war. Indem er so auch am eigenen Bild mitzeichnete, »war er
sich noch zu Lebzeiten historisch geworden«4.

Der große Staatsrechtslehrer Hans Schneider' zählte ihn »zu den absoluten Personen der
Zeitgeschichte«, zu den »positiven Personen der Zeitgeschichte« sogar, und er meinte damit,
daß Gebhard Müller um seiner »positiven Leistungen das öffentliche Interesse« verdient, zugleich
aber damit »das Recht am eigenen Bild« verloren habe. Müller habe in jedem seiner
Ämter »Leistungen vollbracht, die eine dauerhafte Wirkung zeitigten«, und als Beleg für diese
Feststellung nennt Schneider als erstes, daß er »Württemberg-Hohenzollern in den Südweststaat
geführt« habe. Daran läßt sich kaum etwas aussetzen. Müllers beharrlicher Einsatz für eine
Länderneugliederung im Südwesten steht außer Frage, und ebenso ist unstrittig, daß dieser
letztlich erfolgreiche Einsatz dauerhafte Wirkung zeitigte. Aber es wäre falsch anzunehmen,
daß Baden-Württemberg sich »zwangsläufig aus einer Logik der Geschichte ... ergeben
hätte«6, wie Müller es in seinen Schriften und Reden insinuierte. Was kein Wunder war, denn

3 Aus der Fülle der Veröffentlichungen seien hier herausgegriffen: »Das Glück im Winkel«?, In: 10 Jahre
Landesverband Württemberg-Hohenzollern der Christlich-Demokratischen Union. Festschrift, o. O., o. J.
(Tübingen 1956), S. 17-23; Württemberg-Hohenzollern 1945 bis 1952. In: Tübinger Blätter 39 (1952),
S. 3-11; Regierungspräsidium Tübingen (Hg.): Das Land Württemberg-Hohenzollern. Entwicklungslinien
und Wendepunkte, Rede von Staatspräsident a. D. Professor Dr. Gebhard Müller anläßlich der Veranstaltung
»Südwürttemberg-Hohenzollern 1945-1952« am 10. November 1972 in Trossingen, o. O. 1973;
Vortrag von Dr. Gebhard Müller anläßlich der Verleihung der Verdienstmedaille des Landes Baden- Württemberg
am 22. November 1975 im Neuen Schloß in Stuttgart In: Staatsministerium (Hg.): Verdienstmedaille
des Landes Baden-Württemberg 1975. Ansprachen, Inhaber der Verdienstmedaille, o. O. 1976,
S. 13-30; Vier Jahre Ringen um den Südweststaat. In: Beilage des Staatsanzeigers von Baden-Württemberg
zum 25jährigen Landesjubiläum, Nr. 25 vom 30. 3. 1977, S. 3-5; Die Entstehung des Bundeslandes Baden-
Württemberg. In: ZWLG 36 (1977), S. 236-261; Fünfundzwanzig Jahre Südweststaat. In: Schwäbische Heimat
28 (1977), S. 2-8; Ernstes und Heiteres am Rande der Politik, in: ZWLG 39 (1980), S. 12-29; Baden-
Württemberg, eine schwere Geburt. In: Baden-Württembergische Verwaltungspraxis 9 (1982), S. 74-78;
Württemberg-Hohenzollern 1945 bis 1952. In: Max Gögler und Gregor Richter in Verbindung mit
Gebhard Müller (Hgg.): Das Land Württemberg-Hohenzollern 1945-1952. Darstellungen und Erinnerungen
, Sigmaringen 1982. Vgl. außerdem die auch gedruckt vorliegenden Interviews: Gebhard Müller-
Deutsche an einem Tisch. In: Albert Wucher (Hg.): Wie kam es zur Bundesrepublik? Politische Gespräche
mit Männern der ersten Stunde, Freiburg i. Br. 1968, S. 87-96; Landtag von Baden-Württemberg,
Verwaltung - Referat II/4 Informationsdienst (Hg.): Gebhard Müller blickt zurück. Der ehemalige Staatspräsident
von Württemberg-Hohenzollern, Ministerpräsident von Baden-Württemberg und Präsident des
Bundesverfassungsgerichts im Gespräch mit dem Intendanten des Süddeutschen Rundfunks Stuttgart,
Hans Bausch, am 16. Mai 1980 (gesendet am 4. September 1980). Festgabe des Landtags von Baden-Württemberg
aus Anlaß des 80. Geburtstages von Professor Dr. Dres. h. c. Gebhard Müller (fortan zitiert als Festgabe
Müller); Gebhard Müller im Gespräch mit Peter Kustermann, in: Zeugen des Jahrhunderts 2, nach
einer Sendereihe des ZDF hg. von Karl B. Schnelting, Frankfurt am Main 1982, S. 55-90. Von diesem
Gespräch existiert eine wesentlich ausführlichere Manuskriptfassung, die Peter Kustermann mir freundlicherweise
zur Verfügung gestellt hat (fortan abgekürzt als KusTERMANN-Manuskript zitiert); nicht zuletzt
das weniger bekannte, aber sehr instruktive letzte TV-Interview Müllers: Fernseh-Memoiren. Gebhard
Müller im Gespräch mit Hans Bausch (vom 22. Mai 1988 (Typoskript im SDR Stuttgart).

4 Weinacht (wie Anm. 2), GiW, S. 209.

5 Hans Schneider: Gebhard Müller als Person der Zeitgeschichte, in: ZWLG 39 (1980), S. 5-11, hier S. 5.

6 Paul Feuchte: Politische Einheit als Ziel der Staatsgründung und Auftrag der Verfassung. Sonderdruck
aus Verwaltungsblätter für Baden-Württemberg (VB1BW) 1992, S. 4.

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