Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 49
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Gebhard Müller - Staatsmann zwischen Rumpf land und Länderneugliederung

tur des politischen Katholizismus in Württemberg stellte. Adolf Gröber, der Gründer der
württembergischen Zentrumspartei, Reichstags- und Landtagsabgeordneter, Staatssekretär
im Kabinett des Reichskanzlers Prinz Max von Baden, hatte die Alamannia seinerzeit mit aus
der Taufe gehoben. Ihr gehörten zu der Zeit, als Müller in ihr aktiv war, Josef Beyerle,
Lorenz Bock und Karl Walter, die in der Zentrumspartei hervorragende Ämter ausfüllten,
ebenso an wie die Landtagsabgeordneten Aloys Küchle, Dr. Max Schermann, Dr. Otto
Schmidt, und auch Felix Walter, der sich nach 1945 so große und leider so vergessene Verdienste
um die Schaffung der württemberg-badischen Verfassung und des Grundgesetzes
erworben hat, war wie Kurt Georg Kiesinger und der spätere Wangener Landrat Dr. Walter
Münch Alamanne20.

3. 3. Berufliche Anfänge »am Rande der Politik«

Nach fast drei Jahren als Justizreferendar, dem Bestehen der II. Höheren Justizdienstprüfung
und der Promotion zum Dr. jur. trat Müller in unständiger Verwendung in den württembergischen
Justizdienst ein21. Zum 1. September 1930 wurde er auf eigenen Wunsch beurlaubt und
nahm seine Tätigkeit als Steuerreferent beim Bischöflichen Ordinariat in Rottenburg auf. In
Rottenburg fand Müller auch endgültig zur Politik - zu einem Zeitpunkt freilich, als die
Grundlagen der Weimarer Demokratie schon wesentlich untergraben waren von Partikularismus
, Parteienhader, Massenarbeitslosigkeit und bürgerkriegsähnlichen Zuständen. Am
28. Februar 1932 erfolgte seine Wahl zum Vorsitzenden der Rottenburger Zentrumspartei22.
Der zeitlebens »glühende Verehrer«23 des Zentrums-Reichskanzlers Brüning würdigte in seiner
Vorstellungsrede die heroische Arbeit des Kanzlers, zu der ihn die persönliche Lauterkeit,
... Gewissenhaftigkeit und Verantwortungsfreudigkeit befähige, die nur aus religiösem Urquell
entspringen könne. In den schwierigen Zeiten der Weltwirtschaftskrise mit wachsender Arbeitslosigkeit
und scharfer politischer Auseinandersetzung halte als einzige Partei noch das
Zentrum die Mitte zusammen. Müller appellierte an das Bewußtsein, daß letztlich alle im gleichen
Boot säßen und deshalb Privatinteressen dem Gesamtinteresse untergeordnet werden
und sich alle zu der Erkenntnis durchringen müßten zu demütigem und bescheidenem Dienen
an der Sache. Leute, die herrschen wollen, haben wir genug.

20 Ohne Zweifel war Müller mit dem Landesvorsitzenden der Zentrumspartei und Justizminister
Dr. h. c. Josef Beyerle, seinem Bundesbruder, spätestens seit Mitte der 20er Jahre gut bekannt und pflegte
aufgrund seines Engagements im Windthorstbund auch zum Teil enge Kontakte zu anderen prominenten
Zentrumspolitikern. Sicher nicht richtig ist die Feststellung Weinachts, GiW (wie Anm. 2 ), S. 211, Müller
habe Beyerle und Eugen Bolz erst in der Zeit als Rottenburger Parteivorsitzender kennengelernt. -
Auch in seinem Berliner Semester war Müller Verbindungsstudent und war als B-Philister aktiv bei der
Askania (Burgundia). Vgl. Siegfried Koss in Akademische Monatsblätter 1990, Heft 9, S. 9.

21 In der Referendarszeit vom 1. 5. 1926 bis 1. 5. 1929 war Müller beim Amtsgericht Ludwigsburg, beim
Landgericht und bei der Staatsanwaltschaft Stuttgart, beim Oberamt Ludwigsburg und in der Kanzlei des
Rechtsanwaltsbüros Kienzle in Ludwigsburg tätig. Anfang Juni 1929 bestand er die II. Höhere Justizdienstprüfung
. Am Jahresende wurde er mit der Arbeit »Die strafrechtliche Bekämpfung des Wuchers in
der Geschichte, im geltenden Recht und in den Entwürfen zu einem Allgemeinen Deutschen Strafgesetzbuch
« von der Juristischen Fakultät der Universität Tübingen (Professor Dr. August Schoetensack) promoviert
. Vom 3. 6. bis 21. 7. 1929 war Gerichtsassessor Müller als stellvertretender Amtsrichter beim
Amtsgericht Stuttgart, vom 22. 7. 1929 bis 31. 8. 1930 beim Amtsgericht Tübingen tätig.

22 Manuskript der Rede in NGM, I 20. Vgl. auch den Bericht der Rottenburger Zeitung Nr. 51 vom 2. 3.
1932. Hinsichtlich des Jahres, in dem er den Parteivorsitz übernahm, irrte sich Müller wiederholt, so auch
in Festgabe Müller (wie Anm.), S. 11, wo er 1929 angibt.

23 Fernseh-Memoiren (wie Anm. 2), S. 3.

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