Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 64
(PDF, 85 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0078
Bernhard Rüth

Die Kunstschule in Bernstein war eines der bemerkenswertesten Bildungsinstitute im
Land Württemberg-Hohenzollern. Zwar war sie keine Einrichtung des Landes; da sie jedoch
staatliche Aufgaben erfüllte, wurde sie vom Land maßgeblich unterstützt. So taugt die Bernsteinschule
- im Kontext der Landespolitik gesehen - durchaus als Gradmesser für das
Kulturengagement des Landes Württemberg-Hohenzollern. Allerdings sind die Meßergebnisse
nicht ohne weiteres zu verallgemeinern; dafür war Bernstein - im Landesrahmen betrachtet
- zu peripher. Der Fall »Bernstein« wirft ein Schlaglicht auf das kulturelle Profil des
Landes Württemberg-Hohenzollern - nicht mehr und nicht weniger.

Am Beispiel der Kunstschule in Bernstein will ich die Existenzbedingungen einer Kultureinrichtung
im Land Württemberg-Hohenzollern untersuchen - einer Kultureinrichtung, die
nicht in der Metropole, sondern in der Provinz angesiedelt war16. Im Blickpunkt stehen - dem
Anlaß entsprechend - die Beziehungen zwischen dem Akademie-Provisorium und dem provisorischen
Staat. Ausgehend von der Frage »Warum war das Bernstein-Modell nicht überlebensfähig
?«, suche ich die Grenzen staatlicher Kulturförderung in der Nachkriegszeit zu
ergründen. Die Befunde mögen geeignet sein, nostalgische Vorstellungen vom kulturellen
Standard des Landes Württemberg-Hohenzollern zu relativieren. Mit Blick auf den Fall
»Bernstein« wäre zu prüfen, ob die kulturelle Blüte im Land Württemberg-Hohenzollern
nicht im Grunde eine Scheinblüte darstellte.

1. DIE BERNSTEINSCHULE - VOM MYTHOS ZUR HISTORIE'7

Die Bernsteinschule wurde in nostalgischer Rückschau auf die Gründerzeit der Nachkriegskunst
zum Mythos verklärt18. An der Traditionsbildung hat der Freundeskreis HAP Grieshabers
entscheidenden Anteil; als berufener Interpret hielt vor anderen der Schriftsteller Ludwig
Greve die Erinnerung an dieses Bildungsexperiment (in seiner zweiten Phase) wach19. Um

16 Über das »exorbitante« Kulturleben Tübingens in der Nachkriegszeit sind wir dank der Untersuchungen
Edgar Lerschs im einzelnen unterrichtet. Edgar Lersch: Das Kulturleben in der Stadt Tübingen
vom Zusammenbruch bis zur Währungsreform (1945-1948). In: ZWLG 43 (1984), S. 327-354. Edgar
Lersch: Kultureller Neuanfang. Die Kunstwochen Tübingen-Reutlingen im Sommer 1946. In: Tübinger
Blätter 70 (1983), S. 39-47. Edgar Lersch: Rückbesinnung auf Bewährtes - Auseinandersetzung mit der
Moderne. Das Kulturleben in Tübingen 1945-1948. In: Frankreichs Kulturpolitik in Deutschland,
1945-1950. Hg. von Franz Knipping und Jacques Le Rider unter Mitarbeit von Karl J. Mayer. 1987,
S. 277-289.

17 Vgl. Bernhard Rüth und Andreas Zoller: Die Bernsteinschule - ein Ausstellungs- und Forschungsprojekt
. In: Grieshaber auf Bernstein (Ausstellungskatalog). Hg. von Eva-Marina Froitzheim
u. a. 1994, S. 7-10. Bernhard Rüth: Bernstein - Mythos und Historie. In: Die Bernsteinschule. Keimzelle
der Nachkriegskunst. Aus der Kunstsammlung des Zweckverbands Oberschwäbische Elektrizitätswerke
(OEW) (Ausstellungskatalog). Hg. von Bernhard Rüth. 1998, S. 16-24.

18 Vgl. Margot Fürst in: Willem Sandberg und Margot Fürst: Grieshaber. Der betroffene Zeitgenosse
. 1978, S. 293.

19 Ludwig Greve: Sichtbarer Untergrund. In: Labyrinth 2 (1961), S. 169-174. Wieder in: Grieshaber.
Das Werk. Hommage zum 80. Geburtstag. Hg. von Margot Fürst. 1989, S. 23-26. Malgre tout. Grieshaber
mit seinen Freunden. Bearb. von Ludwig Greve (Marbacher Magazin 29). 1984, besonders S. 35-46.
Zur Person: Ludwig Greve. Texte - Dokumente - Materialien (Peter-Huchel-Preis. Ein Jahrbuch. 1992).
1995. - Neben Ludwig Greve ist unter den Panegyrikern der Bernsteinschule besonders Peter Härtling zu
nennen. Peter Härtling: Herzwand. Mein Roman. 1990, darin S. 173-187. Vgl. auch Eva-Marina
Froitzheim: Dokumentarisches und Literarisches zur Bernsteinschule. In: Die Bernsteinschule
1951-1955 (Ausstellungskatalog). Hg. von Eva-Marina Froitzheim u. a. 1996, S. 62-66. Die literarischen
Reflexe bezeugen - so Froitzheim - »die über Jahre ungebrochene inspirative Kraft des Bernsteins«. Ebd.
S. 62.

64


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0078