Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 108
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0122
Hans-Karl Schuler

Die Freipürsch der Grafschaft Hechingen war also über weite Strecken von anderen Frei-
pürschbezirken umgeben. Das Bewußtsein, in der eigenen Region die Jagd nach altem Herkommen
zurecht frei auszuüben, wurde dadurch nachhaltig gestärkt.

Freipürschbezirke galten als »glückliche« Bezirke. Sie waren nicht nur frei von dem ausschließlichen
Jagdrecht eines Herrn, sondern auch für diese Bereiche frei von Hag- und Jagdfronen
. Die Holznutzung war frei, niemand freilich trat auch der Waldverwüstung entgegen.
Der Genuß von Grund- und Boden war frei und von der Gemeinde geregelt. Freie Pürsch war
ein Gebiet der Freiheit während der Forst seinen Bann auf alles legte. Allerdings griff die
Landeshoheit, wo sie sich entwickelte, im Laufe der Zeit auch in die Freiheit der Pürsch
schmälernd ein.

Uber die Entstehung der Freipürschbezirke lassen sich überwiegend nur Vermutungen anstellen
. Bergemann (2) erörtert 3 wissenschaftliche Theorien:

1. Das freie Jagdausübungsrecht hat sich vom göttlichen Recht und Völkerrecht abgeleitet erhalten
, insbesondere in Gebieten, in denen der Landesherr nicht stark genug war, es aufzuheben
. So dürfte sich die Freispürsch in Hohenzollern-Hechingen erklären lassen.

2. Die staufischen Herrscher haben, aus Gründen der Bodenpolitik und wohl zur Verhinderung
weiterer Wildbannverleihungen weltlicher und geistlicher Großen, Teile aus ehemaligen
Königsforsten oder Wildbannbezirken herausgelöst und diese als freie Pürsch verliehen
. So dürften die Freipürschbezirke um die ehemaligen freien Reichsstädte kaiserlich
privilegiert entstanden sein, auch die Rottweiler Freipürsch.

3. Nicht nur Einforstungen und Wildbannverleihungen sind von den Landesherrn als Mittel
der Territorialpolitik eingesetzt worden, sondern auch Freipürschbildungen selbst. So
wird die im Ulmer Vertrag 1490 für den Baiinger Bann geschaffene Freipürsch auf Motive
Graf Eberhards von Württemberg zurückgeführt, der sie bei Kaiser Maximilian I. durchgesetzt
hat. Vermutlich wollte er dadurch seinen Besitz um Balingen gegen österreichisches
Expansionsdenken abschirmen und so der Gefahr der Ausweitung der österreichischen
Hoheitsrechte über den Forst der Grafschaft Hohenberg hinaus vorbeugen.

4. HOHENBERGER FORST UND FORST IN ZOLLERN

Im Jahre 1381 ist angrenzend an Hechingen urkundlich erstmals das Bestehen eines Forstes
auf dem Territorium der Grafschaft Hohenberg erwähnt. Im Kaufvertrag Österreich-Hohenberg
werden auch ivildpänne aufgeführt (2). Motiviert durch Territorial- und Hausmachtspolitik
haben die Habsburger von Wildbannverleihungen offensichtlich rege Gebrauch gemacht
und in allen zu erstellenden Urkunden hier und anderswo bestehende Wildbänne ausdrücklich
dokumentiert.

Für das Gebiet der Grafschaft Hechingen fehlen solche Urkunden. Die Forschung konnte
bestehende Wildbänne nicht nachweisen. Unbestritten, auch von den Untertanen später nicht
angegriffen, bestand jedoch zwischen Burladingen und Bitz, rechts der Fehla, schon vor 1550
ein Forst auf zollerischem Gebiet, der ursprünglich zum Hohenberger Forst auf der Scher
gehörte (2, 8). Noch heute wird für diesen Markungsteil Burladingens im Volksmund und auf
offiziellen Karten die Bezeichnung Forst gebraucht, während man links der Fehla die Bezeichnung
Pürsch verwendet.

Der Hohenberger Forst uf der Scher überschritt offensichtlich Herrschaftsgrenzen und
war von großer Ausdehnung. Sein Umfang ist weitgehend identisch mit der in fränkischer
Zeit (8. Jahrhundert)bestehenden Gaugrafschaft Scherra. Aus einer Beschreibung vom Ende
des 14. oder Anfang des 15. Jahrhunderts sind die Grenzen des eingeforsteten Bezirks nachgewiesen
. Von Immendingen, Trossingen, über Dautmergen, Balingen kommend, lag rechts der
Grenze Forst, links die Pirsch. Von Engstlatt lief sie in die alte Zollersteig (alter Ernteweg zum
Zellerhorn), trat bei Killer (Himberg) ins Killertal, verlief der Starzel nach talaufwärts nach

i:s


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