Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 147
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0161
Dr. Samuel Mayer und die Hohenzollern

Unter »Privat-Anzeigen« leistete Dr. Mayer am 3. März 1848 Abbitte. Wir wissen nicht,
welche »ehrenrührende Aeußerung« er am 2. März 1848 abends im Museum gegen die »Bürgerschaft
von hier« ausgestoßen hatte und was der Anlaß dazu war. Jedenfalls widerrief er und
leistete Abbitte82. Am 4. März 1848 wandte sich der Regierungskommissar in israelitischen
Angelegenheiten, Oberamtmann und Justizrat Werner, an das Fürstliche Stadtamt Hechingen.
Er teilte in dem Schreiben mit, daß ihn die Vorsteher der israelitischen Gemeinde ersucht
hätten, den Bürgerkollegien folgendes zu eröffnen: Die israelitische Gemeinde hat die verle-
zende Äußerung des Rabbiners Dr. Maier gegen die Bürger der Stadt Hechingen mit großem
Mißfallen vernommen und wird sich höhern Ortes mit dem Gesuche hiewegen beschweren,
den Dr. Maier wegen dieses, für einen Rabbiner höchst unschikhlichen Benehmens auch
dienstlich gebührend zu rügensi. Den beiden Bürgerkollegien wurde das Schreiben am 7. März
1848 eröffnet. Der Eintrag im Stadtratsprotokoll84 lautet: Wird vorgetragen Auszug f. O/am-
tes v. 3. I. M.S5 i. S.86 der Stadtgemeinde dahier gegen Rabbiner Dr: Mayer, Injurien gegen die
hiesigen Bürger betr.; wonach BeklF den in genanntem Auszug enthaltenen Widerruf im hiesigen
Wochenblatte zu leisten hat.

Als im selben Blatt die »Rede bei Eröffnung der ersten Sitzung, der zur Schlichtung des israelitischen
Gemeinde-Haushalts gewählten Commission,« des Vorsitzenden Wolf Uri abgedruckt
wurde88, wurde sie mit Hohn und Spott bedacht. Unter »(Eingesandt.)«, also als Leserbrief
, stand zu lesen: Hechingen. Auch die israelitische Gemeinde schickt sich an, dem
Zeitgeist zu huldigen. Sie hat ihren Metternich sammt seinem ganzen Ministerium einer Revi-
sions-Commission übergeben, undso wird-so Gott will-dem Despotismus für immer ein Ziel
gesetzt seynsv. Weiter: Hechingen. (Eingesandt.) Der im Verordn.- u. Anzeigebl. Nro. 33.
mitgetheilten Rede, gehalten von dem Vorsitzenden Mitgliede an seine nachsitzenden Mitglieder
, kann das Motto vorausgeschickt werden: >es kreisen die Berge und gebären eine Maus.< Es
handelt sich nämlich um die außerordentliche Aufgabe, einigen Armen die dürftige Unterstützung
, und den Angestellten das geringe Diensteinkommen zu schmälern, über die Kosten der
Reinigung der Schulhausgänge, des heimlichen Gemaches''0 und dergleichen ökonomisch-cos-
mopolitisch-eristische Forschungen großartig anzustellen. >Mit Zutrauen und Zuversicht' erwarten
die hintersitzenden Mitglieder die erhabenen Resultate dieser sehr angenehmen Untersuchung
, in welche einzulassen der in demselben Blatte gleichfalls angeregte Despotismus sich
nicht veranlaßt gefunden hatte'''1. - Die Antisemiten regten sich. Ein israelitischer Glaubensgenosse
versuchte, die Wogen zu glätten92, und die >Commission zur Revision des israelitischen
Gemeinwesens< wollte sich nicht mehr weiter mit dem anonymen Verfasser des sarkastischen
Leserbriefes auseinandersetzen93.

82 Ebd. Nro. 20. Mittwoch den 8. März 1848, S. 80.

83 Lagerort des Schreibens: Stadtarchiv Hechingen, Akten. Erste Registraturschicht, Reg.-Nr. 121,
Nr. 2. - Freundlicher Hinweis des Stadtarchivars Thomas Jauch.

84 «Actum 7. März 1848. Injurien des Rabbiners Maier gegen hiesige Bürger betr.« - Lagerort: Stadtarchiv
Hechingen, Foliant A 22: Stadtrath(s)-Protokoll vom 26. September 1843 bis 4. Oktober 1850,
S. 305. - Freundlicher Hinweis des Stadtarchivars Thomas Jauch.

85 Auszug des Fürstlichen Oberamtes vom 3. März 1848.

86 im Sinne.

87 Beklagter.

88 Verordnungs- u. Anzeigeblatt für das Fürtenthum Hohenzollern-Hechingen. Nro. 33. Samstag den
22. April 1848, S. 133.

89 Ebd.

90 des Abortes.

91 Verordnungs- u. Anzeigeblatt für das Fürstenthum Hohenzollern-Hechingen. Nro. 34. Mittwoch
den 26. April 1848, S. 136f.

92 Nro. 35. Samstag den 29. April 1848, S. 142.

93 Ebd.

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