Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 157
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0171
Dr. Samuel Mayer und die Hohenzollern

Es folgt der Tag auf Nacht.
Die Trauer lege nieder,
Weil Fürst und Prinz nicht kam,
Sie bleiben treu und bieder,
Sie stillen deinen Gram.

Da horch! es tönen Lieder,

Es jubelt der Gesang,

Auf Zollern leuchtet's wieder,

Die Burg erdröhnt vom Klang.

Die Preußen sind's, vom König

Gesandt zu Fuß und Roß,

Er sendet unterthänig

Den Gruß in's Mutterschloß.

Dr. S. Mayerw.

Die Ballade »Der Hohenzoller« scheint mir Ausdruck der Enttäuschung darüber zu sein, daß
die Verhandlungen zur Übernahme der hohenzollerischen Fürstentümer durch Preußen noch
nicht zum Abschluß gebracht worden waren. Noch setzt er auf den Fürsten, dessen Regierung
und Land die preußischen Truppen zu Hilfe kamen. Noch preist er das »im kleinen Staatsgebiet
« öfter anzutreffende »Glück in Hütten«, weil man in ihm »alle Bitten« hört. Hingegen
weile »in großen Häusern nicht immer reines Glück«, von Kaisern komme auch nicht immer
»ein fröhliches Geschick«. - Ein halbes Jahr später wird Mayer dieses Bild in seiner Rede zur
Feier der Übergabe der Fürstentümer Hohenzollern an die Krone Preußens wieder aufgreifen
, seine Einstellung aber grundlegend ändern.

In der Ballade »Der Hohenzoller« personifiziert Samuel Mayer die Burg(ruine), läßt sie
weinen und klagen, weil ihr Sehnen die Kinder (König, Prinz, Fürst) nicht zur Mutter zurückführt
. - Weder der König, noch der Prinz (von seinem Hauptquartier in Oos), noch der Fürst
(von seinem Gut in Schlesien) waren zur Burg Hohenzollern beziehungsweise nach Hechingen
gekommen. Mayer läßt dafür Ritter Hachingus, den vermeintlichen Stadtgründer, auftreten
und die Hechinger trösten. Die Burg habe schon schlimme Zeiten überstanden, sie solle
auch jetzt die Trauer ablegen, »weil Fürst und Prinz nicht kam«; sie würden ihrer Mutter, der
Burg, schon »treu und bieder« bleiben und ihren Gram stillen. Der Wunsch ist zunächst noch
der Vater des Gedankens.

Erinnern wir uns: Von der Paulskirche war Friedrich Wilhelm IV. von Preußen zum deutschen
Kaiser gewählt worden. Die angebotene Kaiserkrone hatte der preußische König aber
Ende April endgültig abgelehnt. - Fürst Friedrich Wilhelm Konstantin von Hohenzollern-
Hechingen war davon überzeugt, daß das Stammhaus nur noch durch den Schwarzen Adler
errettet werden könne145. Sowohl die Rückkehr des Fürsten als auch die preußische Inbesitznahme
würde Mayer begrüßen, wünscht und sehnt sie herbei. Nur keine Anarchie! Nur keine
Revolution!

Professor Dr. Eberhard Gönner hat 1986 in seinem Vortrag »Hechingen in preußischer
Zeit« ausgeführt: »Im Leben der Stadt machte sich die Abwesenheit des Fürsten und seines

144 Verordnungs- und Anzeigeblatt für das Fürstenthum Hohenzollern-Hechingen. Nro. 82. Samstag
den 13. Oktober 1849, S. 264. - Der handschriftliche Entwurf der Ballade (datiert: 12. Oct. 1849) lagert in
der Hohenzollerischen Heimatbücherei Hechingen unter der Sign. R. 12 XXI.

145 Friedrich Wilhelm Konstantin an den Prinzen von Preußen am 26. 4. 1849. - Siehe bei Eberhard
Gönner: Revolution von 1848/49 in den hohenzollerischen Fürstentümern und deren Anschluß an
Preußen. Hechingen 1952, S. 182.

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