Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 171
(PDF, 85 MB)
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CHRISTOPH SCHMIDER

Johann Baptist Molitor und Johannes Diebold -

Zwei caecilianische Kirchenmusiker aus Hohenzollern1

l. VORBEMERKUNG -

ZUR KATHOLISCHEN KIRCHENMUSIK DES 19. JAHRHUNDERTS

Musikgeschichte ist immer auch Personengeschichte, denn sie wird stets von einzelnen geprägt
und beeinflußt. Auch wenn jene, die aus geschichtlicher Distanz als maßgebliche Personen
erscheinen, nur in den seltensten Fällen frei und unabhängig in ihren Entscheidungen und
Handlungen sind und auf vielfältige Weise von anderen Menschen sowie von sachlichen Gegebenheiten
und Unwägbarkeiten in ihrem Tun gelenkt und beschränkt werden, so dürfte es doch
keine unzulässige Subjektivierung sein, wenn man bestimmte Vorgänge und Erscheinungen mit
einzelnen Namen verknüpft und als von ihnen verursacht oder beeinflußt betrachtet.

Zwei musikalische Praktiker, die die kirchenmusikalische Entwicklung der zweiten Hälfte
des 19. Jahrhunderts in der Erzdiözese Freiburg entscheidend prägten, sollen im folgenden
vorgestellt werden: Die >Caecilianismuspioniere< Johann Baptist Molitor und Johannes Diebold
. Vorab jedoch sei die Entwicklung der katholischen Kirchenmusik im 19. Jahrhundert
knapp umrissen. Sie wird von zwei langfristigen Entwicklungen geprägt, die mit ihren Wurzeln
weit ins 18. Jahrhundert zurückreichen, und deren Folgen auch im 20. Jahrhundert noch
lange spürbar sind: Einerseits eine seit etwa 1750 zunehmende Popularisierung und Verbürgerlichung
, indem orchestrale Kirchenmusik - »Figuralmusik« - nicht länger eine fast ausschließliche
Angelegenheit der Hof-, Kloster- und Stadtkirchen ist, sondern in immer mehr
Kleinstadt- und sogar Landpfarreien üblich und somit weiten Kreisen der Bevölkerung vertraut
und von ihnen liebgewonnen wird2. Auf der anderen Seite kommt es, wenn auch zeitlich
etwas versetzt, zu einer zunehmenden Abkopplung der Kirchenmusik vom musikalischen
Fortschritt, die schließlich in eine regelrechte Ghettosituation führt3.

Im Gefolge von Aufklärung und Romantik setzte sich seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert
in gebildeten Kreisen immer mehr die Uberzeugung durch, die Kirchenmusik, die katholische
insbesondere, sei völlig heruntergekommen und verweltlicht und bedürfe dringend
einer Erneuerung. Eine Schlüsselstellung in den sich bald entwickelnden Auseinandersetzungen
um den richtigen Weg zu diesem Ziel kam dabei der Frage zu, welche Rolle die Kirchen-

1 Die folgenden Kurzbiographien stellen im wesentlichen leicht erweiterte und durch einige einführende
Bemerkungen zur Geschichte der katholischen Kirchenmusik im 19. Jahrhundert ergänzte Auszüge aus
meiner Freiburger Dissertation dar: Christoph Schmider: »Gotteslob mit Hörnerschall« oder »Gräuel
an heiliger Stätte«? Untersuchungen zur kirchenmusikalischen Praxis im Erzbistum Freiburg in der Zeit
zwischen Errichtung des Bistums und Gründung des Diözesan-Cäcilienverbandes (1821/27-1878) (Forschungen
zur Oberrheinischen Landesgeschichte, Band XL). Freiburg-München 1994.

2 Vgl. dazu beispielsweise Friedrich W. Riedel: Katholische Kirchenmusik im Spannungsfeld zwischen
Gottesdienst und Kunst im Zeitalter der Französischen Revolution und des Vormärz. In: Bericht
über den Internationalen Musikwissenschaftlichen Kongreß Bayreuth 1981. Kassel 1984, S. 234—241.

3 Vgl. Schmider (wie Anm. 1), S. 41-69.

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