Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 218
(PDF, 85 MB)
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Edwin Ernst Weber

Sophie Scholl ist dabei während ihres halbjährigen Aufenthaltes in Krauchenwies noch
unverkennbar auf der Suche nach Nischen, in denen sie inmitten des NS-Staates menschlich
überleben kann40. Eine dieser Nischen ist in Krauchenwies die überaus intensive Korrespondenz
mit den Angehörigen ihrer Familie sowie Freunden. An manchen Tagen verfaßt sie in
ihrer kargen Freizeit zwei Briefe und führt daneben noch Tagebuch. Wie sie ihren Eltern
schreibt, ist man auf Post hier eben sehr angewiesen, ich rechne meine Zeit immer von Postausgabe
zu P ostausgab e^. Gewissermaßen ein Abtauchen in eine ganz andere geistige Welt
sowie eine gewisse Distanz zum für sie oft bedrückenden Lageralltag bringt ihr sodann die
allabendliche Lektüre, vielfach mit der Taschenlampe unter der Bettdecke, von eigentlich im
Lager verbotener oder gar offiziell im NS-Staat verfemter Literatur: In Krauchenwies befaßt
sich Sophie Scholl dabei mit Thomas Manns »Zauberberg«, mit dem christlichen Kirchenlehrer
Augustinus und nicht zuletzt der Bibel42.

Abstand und seelischen Ausgleich findet Sophie Scholl weiterhin im weitläufigen fürstlichen
Park, der an das RAD-Lager angrenzt und den sie zeitweise in jeder freien Stunde

Abb. 7: Im weitläufigen Park von Schloß Krauchenwies findet Sophie Scholl Abstand vom Lager und
seelischen Ausgleich. Aufnahme von 1940. Vorlage: Josef Boos, Bittelschieß. Foto: Kreisarchiv Sigmaringen
VI/1 Nr. Kra/46

40 Zu dieser Interpretation der Entwicklung von der Resistenz zum offenen Widerstand bei den Mitgliedern
der »Weißen Rose« vgl. Wolfgang Altgeld: Über Hans und Sophie Scholl. In: Rudolf Lill (Hg.):
Hochverrat? Die »Weiße Rose« und ihr Umfeld. Konstanz 1993, S. 13-41, hier S. 34f.

41 Brief an Eltern u. Schwester Inge v. 10.4. 1941 (wieAnm. 12).

42 Vgl. die Tagebuch-Notizen v. 10.4. 1941 (wie Anm. 14) u. 13. 4.1941 (Jens (wie Anm. 10), S. 216). Zur
Lektüre der Mitglieder der »Weißen Rose« und ihres Freundeskreises vgl. auch Altgeld (wie Anm. 40),
S.37.

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