Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 241
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0255
»Es war wie überall, eben kleiner« - Französische Besatzung in Burladingen (1945-1948)

dar353. »Die im Unterricht verwendeten Texte stammten zum größten Teil aus der deutschsprachigen
Schweiz, aus Luxemburg und von einer deutschen Organisation in New York. Zu
einem späteren Zeitpunkt übernahm ein Verlag in Offenburg die Produktion unter strenger
Aufsicht der Franzosen.«354 »Am 2. Juli 1945 erfolgte mit Anordnung der Militärregierung
die Abgabe der Lehrbücher der Schüler und aller nationalsozialistischen Bücher der Schulbücherei
an das Bürgermeisteramt zur Weitergabe an die Militärbehörde in Hechingen. Es
wurden abgeliefert 705 kg. Die Schul- und Schülerbüchereien mußten erneut einer Durchsicht
unterzogen werden und Bücher, Bilder usw., die nationalsozialistisch und militärisch
beeinflußt waren, unter Verschluß genommen werden. Sämtliche Landkarten, die nicht den
Forderungen der Friedensverträge von 1919 und 1921 entsprachen, mußten nach Hechingen
an die Schloßbergschule gesandt werden«3". »Das einzige Buch, das den Kindern zur Verfügung
steht (1. Oktober 1945), ist die kleine Bibel, die zugleich als Lesebuch benutzt wird.
Die früheren Lehrbücher für Deutsch und Rechnen sind, weil vom Geist des Nationalsozialismus
verseucht, verbrannt worden«356. »Für das zweite und dritte Schuljahr wurde das
Lesebuch des zweiten Schuljahres der Stadt Basel eingeführt, für das vierte und fünfte Schuljahr
dasjenige des dritten Schuljahres der Stadt Basel. Schulfilme sind wieder zugelassen worden
und können wie früher wieder durch die Kreisbildstelle bezogen werden. Im April 1947
erschien das Lesebuch für das vierte und fünfte Schuljahr und das Rechenbuch für Anfänger.
Die Volksschule Burladingen erhielt Bezugsscheine für das Schulbuch >Naturlehre für die
Volksschulen<. Für den Rechenunterricht erschien der siebte Teil (siebtes Schuljahr) des deutschen
Rechenbuches. Als erstes Lehrbuch der Erdkunde erschien >Afrika<. Im Laufe des
Sommers erschienen weiter: Erdkunde, Europa und Naturkunde, Tierkunde«357.

Neben dem Bezug von Büchern war es während der Besatzungszeit schwierig, andere
Lehrmittel für einen sinnvollen Unterricht zu beziehen, denn bis zur Währungsreform konnte
auch in diesem Bereich käuflich kaum etwas erworben werden. »Die Beschaffung von
Tafeln, Griffeln, Heften und Federn für die Schule stieß auf große Schwierigkeiten; es konnte
nur eine geringe Zuteilung dieser Lehrmittel erfolgen«358.

Eine spezielle Methode, um an Materialien für den schulischen Bereich zu gelangen, stellten
die häufig stattfindenden Heilkräutersammlungen in den Schulen dar. »Da das Geld allein
leider keinen Anreiz zum Sammeln gegeben hätte, wurde von der Landesdirektion für Wirtschaft
eine Reihe von Gegenständen zur Verteilung an den Schulen freigegeben. Eine Reichsmark
abgeliefertes Sammelgut ergibt einen Punkt. Die Volksschule Burladingen hat somit
719 Punkte erzielt, und die Kinder konnten je nach ihrem Ablieferungswert folgende Gegenstände
gegen Bezahlung wählen: Schreibfedern, Bleistifte, Kuchenmesser, Schulhefte, Feuerzeug
, Schüleretui, Mundharmonika, Einkaufstasche, Schultasche, Metallbaukasten; alles
Gegenstände, die sonst im freien Verkauf nirgends zu haben waren«359. »Die unter französischer
Regie entwickelten Lehrpläne waren überfrachtet mit der Lektüre französischer Klassiker
und dem Studium der französischen Geschichte. Voraussetzung zur erfolgreichen
Beschäftigung damit war natürlich eine gute Kenntnis der französischen Sprache. Deshalb
betrieb die französische Militärregierung in Baden-Baden mit Nachdruck die Einführung des
französischen Sprachunterrichts in ihrer gesamten Besatzungszone. Dies galt allerdings vornehmlich
für den Unterricht an den Oberschulen der französischen Zone. An den Volksschu-

353 Vgl. Angelika Ruge-Schatz: Grundprobleme der Kulturpolitik in der französischen Besatzungszone
. In : Scharf, Schröder (wie Teil 1, Anm. 98), S. 100.

354 Thies, Van Daak (wie Teil 1, Anm. 142), S. 122/123.

355 Schulchronik Hauptschule Burladingen.

356 Chronik der katholischen Pfarrgemeinde Burladingen.

357 Schulchronik Hauptschule Burladingen.

358 Schulchronik Hauptschule Burladingen.

359 Ebd.

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