Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 253
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»Es war wie überall, eben kleiner« - Französische Besatzung in Burladingen (1945-1948)

jetzt genug bei uns in der Umgebung, das haben sie ja schon genug gekriegt. Aber so Schnaps
und Tabak. Man mußte gucken, daß man noch etwas anderes hatte, was sie wollten. Die hätten
ja ihre Wohnzimmer mit Perser auslegen können und haben fünf Radios gehabt, eben alles,
was die Leute so getauscht haben. Aber so ein Gläschen Schnaps haben die Bauern schon einmal
gerne getrunken, und auch geraucht. (...) Da mußte jeder ran, jeder mußte helfen, damit
man wieder etwas gehabt hat zum Tauschen«409.

Zwei weitere informative Berichte über den Schwarzhandel, der in der Nachkriegszeit
überall seine Blüten getrieben hat: »Man hat ja nichts kaufen können. Mit Geld hat man nichts
gekriegt. Da mußte man schon Butter oder Getreide, oder was man gerade gehabt hat. Oder
man mußte einen Schinken Rauchfleisch hergeben. Hier war ja auch eine Tauschzentrale, und
die hat nach dem Krieg der Pius Jauch gehabt. Das ist der Tauscher gewesen. Da ist man hin,
wenn man zum Beispiel einen Spiegel wollte. Dann hat man dafür etwas anderes gebracht. Er
hat dann den Spiegel herausgegeben, und man hat ihm vielleicht Kissenbezüge oder so etwas
gebracht. Da ist der Tausch immer hin- und hergegangen. Und so ist man bei uns gut über die
Runden gekommen. Im Gegenteil, da sind sie sogar von Freiburg gekommen und haben Kartoffeln
gehamstert. Aus den Städten heraus sind sie gekommen und haben Wäsche gebracht,
Überzüge zum Tauschen. Ja, du kannst das oder das haben, Kartoffeln oder so, nur mußt du
mir etwas geben, dann kriegst du auch etwas. Die Burladinger haben auch gehamstert, bis ins
Badische hinein sind sie und haben Tabak oder Schnaps gehamstert. Und haben auch Hemden
oder Rauchfleisch mit ins Badische hineingenommen. Dann haben sie Schnaps gebracht oder,
Tabak war da so gefragt; wenn man Tabak gehabt hat, hat man alles gekriegt. Geld hat damals
niemand wollen, bis zur Währung hat's ja keinen Wert gehabt. Wenn man geheiratet hat, dann
hat's - wir haben anno 47 geheiratet - Geld gegeben. Wir haben eine Schublade voll Geld gehabt
und konnten aber damit nichts anfangen. Ich glaube, wir haben um die 2000 Reichsmark
gekriegt. Dann hat man nicht einmal ein Pfund Butter davon kaufen können, weil man mit
dem Geld nichts gekriegt hat. Aber, was sollten die Leute machen? Sonst haben sie auch nichts
gehabt, um es zu verschenken«4'0. »Also Geld hat man schon gehabt, mein Mann und ich hätten
schon ein Haus bauen können. Aber nachher hat man nichts mehr gehabt, man mußte von
vorne anfangen. Es ist besser, man hat nicht so viel und kann etwas kaufen, als man hat viel
und kann nichts kaufen. Wenn ich denke, jeder hat kaputte Schuhe und kaputte Strümpfe gehabt
, und Kleider hat man zusammengeflickt und aus zweien eins gemacht. Und es gab nichts,
was man hätte kaufen können. Ja und dann ist man auch zum Hamstern los, und dann hat man
ihnen die Sachen abgenommen. Meine Schwester war auch einmal da unten in Bietenhausen,
da haben sie Sauerkraut gehamstert. Und dann haben sie's bis in den Zug gebracht, und im Zug
hat man es ihnen abgenommen. Wahrscheinlich die von der französischen Behörde, man hat's
eben beschlagnahmt. Und nach der Währung war dann wieder alles da. Das war im Juli 48. Da
hat jeder 40 Mark gekriegt, und das andere Geld hat noch zehn Prozent gegolten. So hat man
wieder angefangen. Man hat schon viel entbehren müssen. Es hat ja gar nichts gegeben, keine
Orangen, keine Bananen. Äpfel sind hier ja auch keine gewachsen. Obst mußte man auch
hamstern. Wir haben fast kein Obst gekriegt«411.

Herr G. erinnert sich, daß die Gemeinde Hausen durch die dort ansässigen Obsthändler
beim Tauschhandel deutliche Vorteile gegenüber anderen Gemeinden gehabt hat. »In Hausen
hat sich ja in früheren Jahren schon ein Händlervolk entwickelt, weil die Landwirtschaft in
Hausen ja noch nie eine Bedeutung gehabt hat. Und das Händlervolk, das da schon immer
vorhanden war, die haben dann mit Schnaps und solchen Dingen wieder Holz eingehandelt
mit den Franzosen. Das war so eine Art Hamstern. Ich meine, durch die Händler von Hausen
mit dem Obst und so, das waren vor der Währung natürlich gefragte Tauschobjekte. Den

409 Interview mit Frau F. am 16.4.1991.

410 Interview mit Herrn H. am 16.5.1991

411 Interview mit Frau B. am 18.2.1991.

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