Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 259
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0273
»Es war wie überall, eben kleiner« - Französische Besatzung in Burladingen (1945-1948)

Daß die französische Militärregierung bei Nichterfüllen eines festgesetzten Ablieferungssolls
keineswegs rigorose Maßnahmen ergriffen hat, erinnert der damalige Bürgermeister in
Verbindung mit den Milchablieferungen. »Die Auflagen über die Ablieferungen, das ging
dann ja von der Militärregierung übers Landratsamt. Als die deutsche Verwaltung dann wieder
einigermaßen funktioniert hat, Kreisverwaltung, Landratsamt, dann hat man das immer
korrekt gekriegt mit Ablieferungstermin und -menge. Das war dann immer der Streit hin und
her. Das ist schön und gut, aber wo soll ich's hernehmen? Da, wo's noch irgendwie einigermaßen
gegangen ist, hat man einen guten Willen gezeigt. Meine Mutter - ich war damals ja
noch ledig - hat da tausend Ängste ausgestanden mit dem Geschäft, wirklich wahr. Und ich
habe sicher damit gerechnet, das halte ich ja so nicht durch mit den Ablieferungen, und herzaubern
kann ich's auch nicht. Irgendwann nimmt's mich einmal hinein in das Gefängnis.
Dann sollen sie mich eben einmal einsperren. Mit dem habe ich gerechnet, ganz sicher. Aber
wahrscheinlich hat mich der Hauptmann auch immer einmal wieder gedeckt. Milch abliefern
war eine ganz schlimme Sache. Das hätte man täglich abliefern sollen, und es ist ja nichts los
gewesen. Es gab dann da eine Sammelstelle. Und das war in Hausen so organisiert: Ein Obsthändler
hat die großen Milchkannen von der Sammelstelle auf seinen Lastwagen aufgeladen
und hat die nach Rottenburg gefahren. Dort war dann die Verarbeitung. Oder man hat's dort
mit einem Prozentsatz heruntergesetzt, man hat's noch gestreckt zum Verkauf als Frischmilch
. Diese Mengen wurden ja genau registriert in Rottenburg, und da kam jeden Monat
immer Soll und Ist. Dann ist immer der letzte Rest dazugeschrieben worden. Da würde ich
heute noch daran arbeiten! Das war gar nicht zu schaffen mit Milch, das war furchtbar. Deshalb
hab' ich das so oft gebracht bei jeder Bürgermeisterversammlung. Es waren ja immer nur
Abgaben das Hauptthema. Da habe ich schon versucht, klarzumachen, im Unterland, im
Raum Haigerloch, da gab's schon die größere Landwirtschaft, weil sie ja viel bessere Felder
haben. Da haben die kleinsten Betriebe vier, fünf, sechs Kühe im Stall gehabt. Da war das Verhältnis
ganz anders. In Hausen standen mehr Einkuh- als Zweikuhbetriebe. Und wenn man
mit zwei Kühen noch gefahren ist, konnte man abends auch fast nichts mehr melken; wenn
man mit den Viechern noch als Zugtiere umgeht, ist abends nicht mehr viel los mit Melken.
Aber das hat bei den Franzosen niemand interessiert. 188 Milchkühe und dann müßte eigentlich
soviel Milch kommen. Das war die Schwierigkeit«425.

Genaue Angaben über einige Ablieferungen der Gemeinde Burladingen enthält ein
Schriftstück der Gemeindeverwaltung: »Schwer lasteten die Ablieferungsauflagen auf Gemeinde
und Bürgerschaft. Über 2750 Zentner Kartoffeln, 220 Zentner Weizen, 550 Zentner
Gerste, 472 Zentner Hafer, 600 Zentner Heu, 140 Zentner Stroh, rund 280000 Liter Milch,
ca. 300 Hühner, mehrere 1000 Eier, einige Dutzend Schlachtkühe, Kälber, Schweine und
Gänse und anderes betrug das Ablieferungssoll des Jahres.

425 Ebd.

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