Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 267
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0281
»Es war wie überall, eben kleiner« - Französische Besatzung in Burladingen (1945-1948)

schon wieder hochgewachsen. So lange ist das schon her. Die Gemeinden sind dann einigermaßen
entschädigt worden. Das ist einfach so festgesetzt worden, man konnte sich da nicht
wehren. Man konnte nur eines tun: Mit der Annahme der Entschädigung das nicht anerkennen
, daß der Schaden gedeckt ist. Das haben wir also deutlich gemacht, alle Gemeinden haben
das dann zusammen mit dem Gemeindetag gemacht. Das ist ja eine Art Verband, der die Interessen
der Gemeinden vertritt mit dem Sitz in Stuttgart. Und mit deren Hilfe hat man dann den
Vorbehalt ganz deutlich zum Ausdruck gebracht, falls man doch später vom eigenen Staat
noch einmal etwas bekommt. Aber es war dann nichts mehr los. Und das Händlervolk, das in
Hausen schon immer vorhanden war, die haben dann mit Schnaps und solchen Dingen wieder
Holz eingehandelt mit den Franzosen. Das waren ja keine Soldaten, das war irgendeine zivile
Firma mit Arbeitern. Das habe ich immer gleich gemerkt, wenn da wieder einer schöne Bretter
oder Balken gehabt hat, um etwas zu bauen oder so, da ist heute nacht wieder etwas verschoben
worden. Dann hat einmal ein ganz gewissenhafter Hausener Bürger gemeint: Das mußt
du mir sagen, was da geht, das geht doch nicht. Und ich habe denken müssen, die können gar
nicht genug verschieben, damit's im Ort bleibt«449.

Andere Interviewpartner berichten über diese Holzschlagaktionen der französischen
Besatzungsmacht in Burladingen: »Und dann haben die Franzosen natürlich die Wälder abgeholzt
. Am Bahnhof war so ein kleines Sägewerk aufgestellt neben der Bahnlinie. Da haben sie
von den Buchen Eisenbahnschwellen gemacht. Und diejenigen, die es mit den Franzosen gut
konnten, haben dann eben das Abfallholz holen können und die haben dann Brennholz
gehabt. Am Bahnhof haben die dann das Holz gesägt und gleich auf den Eisenbahnwagen aufgeladen
und ab nach Frankreich. Die sind natürlich mit ihren Riesenlastwagen den ganzen Tag
gefahren. Die haben hier natürlich unheimlich viel gesägt. Zum Beispiel haben sie vor Hermannsdorf
einen ganzen Wald total abgeholzt. Lauter Buchen, lauter solche Stämme, die nicht
bloß eine, sondern gleich zwei oder drei Eisenbahnschwellen gegeben haben«450. »Das ist über
die Forstämter gegangen und über die Forstbeamten. Es hat eben geheißen, soviel und soviel
Festmeter von dem Holz und soviel von dem Holz und in der und der Aufarbeitung. Es war
Gemeindewald, den man kahlgeschlagen hat, ich glaube, Privatwald kaum. Wir haben ja viele
Wälder gehabt. Die Männer mußten das Holz machen und haben dann, ich weiß nicht für
wieviel Meter, auch Holz gekriegt. Man hat hier in Burladingen mehr Holz entnommen als
anderswo, weil man hier eben mehr gehabt hat. Hier hat man schon viel genommen«451.

Eine andere Rekonstruktion veranschaulicht eine Konfliktsituation, die in diesem Zusammenhang
zwischen Burladingern und Franzosen aufgetreten ist. »Später sind dann noch einmal
Franzosen gekommen, also nicht als Gastarbeiter, das waren Zivilarbeiter, die haben dann die
Wälder abgeholzt. Wälder abgeholzt und von denen dann Eisenbahnschwellen gemacht aus
Buchenholz. Und da haben sie den Gabelhau, die Mühlhalde, ich glaube, den Katzwang und -
bei vier haben sie einen Kahlschlag gemacht. Und da waren sie 48 noch dabei, aber das meiste
war schon vorbei. Wann die genau gekommen sind, weiß ich nicht. Die haben die großen Kreissägen
dabei gehabt, fast mit einem Meter. Und da hat es auch immer wieder so Reibereien gegeben
zwischen Franzosen und ehemaligen Soldaten. Aber da war ich, Gott sei Dank, nie dabei.
Fast wäre ich einmal dabei gewesen, und die sind tatsächlich eingesperrt worden. Die haben
einem Franzosen das Moped genommen vor dem >Engel<, und damit sind sie bis zur Kläranlage
hinuntergefahren und sind dann wieder hinaufgefahren. Dann ist das durch irgendeinen Deutschen
herausgekommen, irgendeiner hat sich verschwätzt, und dann hat man sie - darüber muß
man heute ja lachen - eingesperrt. Man hat sie dann geholt und hat sie eingesperrt, sie sind ein
halbes oder ein Dreivierteljahr weg gewesen. Bloß wegen dem Mopedklauen«452.

449 Interview mit Herrn G. am 29.4.1991.

450 Interview mit Herrn D. am 9.4.1991.

451 Interview mit Herrn A. am 22.1.1991.

452 Interview mit Herrn E. am 21.3.1991.

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