Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 310
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0324
Jürgen Treffeisen

Zwei Räume werden durch das Büro der Wasserbauverwaltung vorübergebend benutzt, bis
dieses wieder im Zollamtsgebäude in der Karlstraße einziehen kann. In den Räumen des fürstlichen
Archivars ist inzwischen das Finanzamt, ohne Rücksprache mit dem Archiv genommen
zu haben, eingezogen. Die völlige Inanspruchnahme der Archivräume durch das Finanzamt
stand bevor, ist aber gestern [...] in einer Unterredung mit Oberregierungsrat Schenk vom Finanzamt
abgewendet worden.

Das Staatsarchiv hatte zu seiner ehemals vorgesetzten Dienststelle, dem preußischen
Staatsministerium in Berlin - Generaldirektion der Staatsarchive -, keinen Kontakt mehr. Der
preußische Staat war durch Beschluß der Alliierten aufgelöst, das neue Land Württemberg-
Hohenzollern noch nicht installiert. Die württembergische Archivverwaltung reagierte auf
die staatenlose Situation des Sigmaringer Archivs. Mit Schreiben vom 17. Juli 1945 wurde die
Landesdirektion für Kultus, Unterricht und Kunst in Stuttgart um sofortige Benachrichtigung
gebeten, sobald Hohenzollern in den Verwaltungsbezirk Württemberg eingegliedert
werde, damit die notwendigen verwaltungsmäßigen Schritte eingeleitet werden können". Zwei
Wochen später, am 1. August, inzwischen kursierte in Stuttgart offensichtlich ein Gerücht betreffend
des Anschlusses der Hohenzollerischen Lande an Württemberg, bereitete die Württembergische
Archivdirektion konkrete Maßnahmen vor6. Die nordwürttembergische Landesverwaltung
für Kultus, Unterricht und Kunst unterrichtete man, daß möglichst bald ein
Vertreter der Württembergischen Archivdirektion dorthin [nach Sigmaringen] abgeordnet
wird, um die gegenwärtigen Verhältnisse am Landesarchiv und zugleich am fürstlichen Archiv
klarzustellen und das Notwendige zu veranlassen. Insbesondere sollte er berechtigt sein, mit
der fürstlichen Verwaltung oder mit dem Fürsten selbst wegen des künftigen Verhältnisses von
Landes- und Fürstlichem Archiv zu verhandeln7.

Als der seit 1938 amtierende Archivleiter Herberhold Anfang September 1945 aus der amerikanischen
Kriegsgefangenschaft zurückkehrte, war die Zukunft des Staatsarchivs weiterhin
ungeklärt8. Der Präsident in Hohenzollern zog aus finanziellen Erwägungen die Schließung
des Archivs beziehungsweise die Reduzierung auf eine Inspektorenstelle ernsthaft in
Betracht9. Die Bediensteten erhielten nur noch 60% ihrer Gehälter ausgezahlt, die aus dem
Kriegsdienst noch nicht zurückgekehrten gar nur 40%. Die Rückholung der ausgelagerten
Archivalien scheiterte zunächst an finanziellen Engpässen. In dieser für das Staatsarchiv

5 Hauptstaatsarchiv Stuttgart (=HStAS) E 61 Bü 586 (17. Juli 1945).

6 HStAS E 61 Bü 586(1. August 1945).

7 Folgendes war konkret vorgesehen: 1. Feststellung und Besichtigung der gegenwärtig vorhandenen Beamten
und Angestellten des Landesarchivs; vor allem auch, wie es mit der Ausfüllung der Fragebogen dort
steht. 2. Genaue Feststellung des bisherigen Etats und der Möglichkeiten seiner Übernahme. 3. Untersuchung
der Frage, wo das Landesarchiv in Zukunft seinen Standort haben wird, welche Möglichkeiten einer
eventuellen Verstärkung durch andere oberschwäbische Archive (Räumliches usw.) bestehen. 4. Verhandlung
mit dem Fürsten und seiner Verwaltung wegen des Hausarchivs. Klärung des in der jüngsten Zeit bestandenen
Verhältnisses zurpreussischen staatlichen Verwaltung. 5. Anschließend Besuch im Archiv Obermarchtal
, auch im Hinblick auf 3..

8 Zu Dr. Franz Herberhold siehe die Presseberichte in der Schwäbischen Zeitung vom 3. und 5. Oktober
1957, die anläßlich seines Wechsels nach Münster verfaßt wurden; des weiteren Helmut Richtering:
Franz Herberhold 1906-1979. In: Archivpflege in Westfalen und Lippe Nr. 12 Dezember 1979, S. 1-8;
Ders.: Nachruf Franz Herberhold. In: Der Archivar 33 (1980), Sp. 363-365; Franz Bernhard Herberhold.
In: Die deutschen Archivare 1500-1945. Bd. 2: Biographisches Lexikon. Hg. von Wolfgang Leesch.
München, London, New York, Paris 1992, S. 243-244; Norbert Reimann: Die Sorge um die Archive als
Aufgabe der landschaftlichen Kulturpflege in Westfalen. In: Der Märker 45 (1996), S. 139-153, hier S. 146f.

9 Stemmler, Staatsarchiv (wie Anm. 1), Sp. 349; StAS Wü 119 T 2 Nr. 255 (8. September 1945): Beispielsweise
waren damals keine Mittel zur Bestreitung der Heizungs- und Reinigungskosten vorhanden
und Staatsarchivinspektor Schaffner wurden die Kosten einer zweitägigen Dienstreise zum ausgelagerten
Aktendepot in Haigerloch wegen Geldmangels nicht erstattet.

3 IC


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