Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 325
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0339
Das Staatsarchiv Sigmaringen als Archiv des Landes Württemberg-Hohenzollern (1945-1952)

Die Aufgabengebiete wurden regional folgendermaßen aufgeteilt: Oberarchivrat D. Dr. Miller
übernimmt den Schriftdenkmalschutz in den Kreisen Biberach, Calw, Ehingen, Freudenstadt
, (Münsingen), Ravensburg, (Saulgau), Tettnang, Wangen. Staatsarchivrat Dr. Herberbold
besorgt den Schriftdenkmalschutz in Hohenzollern und in den Kreisen Balingen, Horb
a. N., (Münsingen), Reutlingen, (Saulgau), Tübingen, Rottweil, Tuttlingen**.

In der praktischen Umsetzung der Gemeindearchivpflege stieß Herberhold auf große
Schwierigkeiten. 1949 bemängelte er wieder - wie schon zehn Jahre zuvor - das Fehlen geeigneter
Archivpfleger95. Gegenüber dem Innenministerium hob er mit Schreiben vom 24. Januar
1950 zwei Probleme besonders hervor: 1. Das Fehlen geeigneter Leute, die aus Liebe zur Sache
bereit sind, neben ihrer Berufsarbeit sich die Erhaltung der Gemeindearchive angelegen sein
zu lassen. 2. Das Fehlen ausreichender Geldmittel. Letzteres bezog sich vor allem auf unzureichende
Ausstattung des Staatsarchivs mit Reisekosten. Insbesondere bemängelte Herberhold
das Fehlen eines Dienstwagens, zumal ihm früher für die Zwecke der Archivpflege in
Hohenzollern ein solcher zur Verfügung stand97.

Im April des kommenden Jahres mußte Herberhold gegenüber dem Kultministerium konstatieren
, daß die Bestellung ehrenamtlicher Kreisarchivpfleger [...] nicht den gewünschten
Erfolg gebracht hat, da es in manchen Kreisen kaum noch möglich ist, auch nur eine geeignete
Persönlichkeit zu finden1*. Damit wird in eine Richtung gedacht, die sich in Baden-Württemberg
dann seit den 1970er Jahren endgültig durchsetzt: Die Bestellung hauptamtlicher Kreisarchivare99
. Herberhold hält hierfür Personen geeignet, die sich aus dem mittleren Archivdienst100
rekrutieren101. Das Urteil am Schluß des Briefes spricht eine unverblümte Sprache:
Das bisherige System der Kreisarchivpfleger ist unter den obwaltenden Umständen nicht im
Stande, das archivwürdige Schriftgut vor dem Untergang zu bewahren102. Trotz dieses fast

94 Die hier zunächst bestehende Unklarheit über die Zuständigkeit für die Landkreise Saulgau und
Münsingen sind nach Weber, Entwicklung (wie Anm. 75), S. 37, Anm.102 wie folgt aufzulösen: Miller war
für Saulgau, Herberhold für Münsingen zuständig.

95 StAS Wü 80 Nr. 398 (28. März 1949): Die Schwierigkeiten sind sehr groß, weil die in früheren Jahrzehntenfür
diese Arbeiten geradezu prädestinierten Pfarrer und Lehrer sich völlig versagen. [...] Jeder will
nur noch das tun, was er von Amts wegen tun muß, alle Initiative und aller Idealismus sind verflogen; siehe
hierzu auch Weber, Entwicklung (wie Anm. 75), S. 38.

96 StAS Wü 80 Nr. 399 (24. Januar 1950).

97 StAS Wü 80 Nr. 399 (27.März 1950). 1939 war Herberhold vom Landeskommunalverband ein
Dienstwagen sowie Haushaltsmittel in Höhe von DM 2000,- zur Verfügung gestellt worden.

98 StAS Wü 80 Nr. 400 (18. April 1951). Pfarrer und Lehrer fallen fast ganz aus. Wo sich Lehrer gemeldet
haben, bitten sie meist nach kurzer Zeit schon wieder um Enthebung vom Amte, da sie einfach nicht die
Zeit zu diesen Dingen finden. In den freien Berufen sind geeignete Personen sehr dünn gesät. Soweit sie in
der Archivpflege mitarbeiten wollen, verfolgen sie meist ganz bestimmte Ziele (Familienforschung). Allzu
viel Zeit können sie nicht opfern, weil das häufig einen Verdienstausfall bedeutet. [...] Es ist für einen
Archivpfleger, der hauptberuflich anderswo beschäftigt ist, schlechterdings unmöglich, in absehbarer Zeit
auch nur eine Bestandsaufnahme durchzuführen, ganz davon zu schweigen, daß damit noch nichts für die
Ordnung und Sicherung des Bestandes erreicht ist.

99 Drüppel, Geschichte (wie Anm. 82); Schöntag, Denkmalschutz (wie Anm. 82); zu den Anfängen
der Kreisarchivare in Preußen siehe Weber, Entwicklung (wie Anm. 75), S. 54f.; Herberhold sah in den
Kreisarchivaren schon früh eine willkommene Entlastung für die staatlichen Archive.

100 Vergleichbar dem heutigen gehobenen Archivdienst.

101 Als Ideallösung denke ich mir dann neben den Verwaltungsaktuaren in jedem Kreis eine auf den Etat
des Kreisverbandes angestellte Person, die die Ausbildung für den mittleren Archivdienst durchlaufen hätte
und im Stande wäre, das archivwürdige Schriftgut des Kreises und sämtlicher Kreisangehörigen Gemeinden
zu verzeichnen, zu ordnen, zu verwalten und bis zu einem gewissen Grade auch für die Heimatkunde
auszuwerten.

102 Mit Schreiben vom 30. April 1952 (StAS Wü 80 Nr. 396) führt Herberhold gegenüber dem Ministerium
seine Gedanken nochmals aus: Ich sehe deshalb die Lösung darin, daß man jeweils für ein oder meh-

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