Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 353
(PDF, 85 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1998/0367
Besprechungen

Zwischen Wallfahrt, Armut und Liberalismus. Die Ortsgeschichte von Engelswies in dörflichen
Selbstzeugnissen. Hg. vom Landkreis Sigmaringen in Verbindung mit der Gemeinde
Inzigkofen. Bearb. von Edwin Ernst Weber. Sigmaringen: Jan Thorbecke Verlag 1994.
174 S. mit zahlr. Abb. (Heimatkundliche Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen 3)

1993 feierte der Ort Engelswies, der heute zur Gemeinde Inzigkofen gehört, auf der Grundlage
seiner Ersterwähnung in einer Urkunde des Klosters St. Gallen sein 1200jähriges Jubiläum.
Als bleibendes Ergebnis der 1200-Jahr-Feier ist das vorliegende Buch erschienen. Anders -
und dies macht den besonderen Reiz der Veröffentlichung aus - als dies bei entsprechenden
Jubiläumsschriften die Regel ist, hat man sich hier nicht auf die reine Ortsgeschichte beschränkt
, sondern zugleich auch vier erzählende Quellen ediert, die als dörfliche Selbstzeugnisse
unmittelbar der Lebenswelt des Dorfes und seiner Einwohner entstammen. Es handelt
sich dabei um die Wallfahrtsgeschichte des Engelswieser Pfarrvikars Johann Georg Brendle
von 1717, die im Pfarrarchiv erhalten ist, eine Ortschronik des Bürgermeisters Erasmus
Bücheler von 1865/66, die in demselben Archiv bei der Vorbereitung des Ortsjubiläums entdeckt
worden war, um die Lebenserinnerungen, die vom Landmaschinenhändler und Kleinbauer
Alfons Gitschier 1963/64 zu Papier gebracht worden sind, sowie schließlich um die Erinnerungen
des Engelswieser Lehrers und Heimatforschers Anton Teufel, wie er sie in hohem
Alter 1990 bis 1993 diktiert hat.

Vorangestellt sind der Edition dieser Texte eine Einführung des Sigmaringer Kreisarchivars
Edwin Ernst Weber, der zu Recht darauf hinweist, daß sie als Selbstzeugnisse aus dem dörflichen
Milieu exemplarischen Charakter beanspruchen können und als solche auch über
Engelswies hinaus Bedeutung haben, sowie eine Darstellung der Ortsgeschichte von den Anfängen
bis in die Gegenwart. Diese ist auf zwei Aufsätze verteilt. Zunächst ist der im Rahmen
der Jubiläumsfeiern gehaltene Vortrag des Engelswieser Arztes Wolf Gerhard Frenkel »Die
Geschichte unseres Dorfes Engelswies von den Anfängen bis zum 16. Jahrhundert« abgedruckt
. Der schwungvolle Vortragsstil ist beibehalten, und so ist der informative Beitrag gut
lesbar. »Vom Wallfahrtsdorf zum Industriestandort. Engelswies vom 16. Jahrhundert bis in
die Gegenwart« ist die anschließende Abhandlung aus der Feder Edwin Ernst Webers überschrieben
, der ebenfalls ein Festvortrag zum 1200-Jahr-Jubiläum zugrundeliegt. Wenn auch
hier ein wesentlich sachlicherer, wissenschaftlicherer Stil gewählt wurde, so ist doch auch dieser
Beitrag, der auf intensiven Quellenstudien in den einschlägigen Archiven basiert, verständlich
und ansprechend geschrieben.

Daß in der Veröffentlichung die Ortsgeschichte zunächst sehr eingehend dargestellt ist,
kommt den Texteditionen zugute, für deren Verständnis so der historische Kontext aufbereitet
ist. Auch die Editionen selbst sind leserfreundlich gestaltet. Uber die üblichen
Anforderungen eines textkritischen Apparates hinaus finden sich in den Fußnoten zahlreiche
Erläuterungen und Übersetzungen heute nicht mehr gebräuchlicher Formulierungen
und Begriffe sowie lateinischer Ausdrücke, die der besseren Verständlichkeit für eine ortsgeschichtlich
interessierten Leserschaft dienen sollen, wie der Editor Edwin Ernst Weber
betont (vgl. S. 11). Zu allen Texten findet sich eine kurze Einführung mit allen relevanten
Informationen.

Alles in allem kann man Engelswies zu dieser Publikation nur beglückwünschen. Obwohl
die einzelnen Beiträge und Texte sehr heterogen sind, ist eine rundum runde Veröffentlichung
entstanden, deren Teile sich in hervorragender Weise gegenseitig ergänzen und erläutern.
Durch die Edition authentischer erzählender Quellen wird zugleich eine Unmittelbarkeit des
Zugangs zur Geschichte ermöglicht, die ausschließlich darstellenden Ortsgeschichten auf entsprechendem
wissenschaftlichem Niveau oft abgeht. Dieser unmittelbare Zugang wird durch
das reichhaltige Bildmaterial noch verstärkt: Von der St. Gallener Urkunde mit der Ersterwähnung
aus dem Jahre 793 (S. 27) bis hin zum »Kreuzwirtssohn Max Binder als SA-Reitersturmmann
« hoch zu Roß im Jahre 1934 (S. 75) bietet das Buch auch eine »Geschichte in Bildern«.

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