Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., ZG 1563
Hohenzollerischer Geschichtsverein [Hrsg.]
Zeitschrift für Hohenzollerische Geschichte
34(120).1998
Seite: 356
(PDF, 85 MB)
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Neues Schrifttum

Bezügen steht. Bewußt oder unbewußt wird auf historisch tradierte Formen zurückgegriffen,
wenn etwa bei der Offenburger Volksversammlung vom 12. September 1847 Beschwerden
wie schon in der Zeit des Alten Reichs abgefaßt werden und auf die Tradition von Versammlungen
zurückgegriffen wird. Allerdings führte die Revolutionsdynamik dazu, daß die alten
Formen des Protests verlassen wurden und die Badener zumindest kurzfristig eine (Proto)-
Republik erkämpften.

Mit historisch gewachsenen Traditionen erklärt auch Manfred Heuling den weitgehend
ruhigen Verlauf der Revolution von 1848/49 in Württemberg. Die Sozialstruktur der Bevölkerung
war in Württemberg seit dem 16. Jahrhundert relativ homogen, und das Bürgertum
konnte über die »Landschaft«, aber auch über Gemeindegremien an der Politik partizipieren.
Die politische Konfliktregulierung innerhalb des parlamentarischen Systems war zum Zeitpunkt
der Revolution bereits eingeübt, so daß die 1848 erhobenen Forderungen, insbesondere
hinsichichtlich der landesspezifischen Probleme, zum Teil parlamentarisch umgesetzt werden
konnten und deshalb teilweise auch dauerhaften Bestand haben konnten. Vor diesem Hintergrund
sind in Württemberg kaum radikalere Unternehmungen oder militärische Aktionen zu
verzeichnen. Insgesamt gab es in Württemberg vor allem eine kommunalpolitische Reform in
Richtung einer erweiterten, individuellen Teilhabe des Bürgers an der Gemeindepolitik.

Casimir Bumillers Darstellung der Revolution von 1848/49 in den hohenzollerischen Fürstentümern
basiert im wesentlichen auf der grundlegenden Arbeit von Eberhard Gönner zu
diesem Thema. Bei der Analyse der historischen Wurzeln der Revolution geht Bumiller aufgrund
der Forschungslage vor allem auf Hohenzollern-Hechingen ein. Zu Recht stellt er heraus
, daß Widerstandstraditionen ein Problem der Mentalitätsgeschichte seien, deren Erforschung
in der hohenzollerischen Landesforschung erst in den Anfangen stecke. Immerhin ist
darauf hinzuweisen, daß es nicht nur in Hechingen, sondern auch im Fürstentum Hohen-
zollern-Sigmaringen weit zurückreichende Traditionen der Auseinandersetzung mit der
Herrschaft gab, die 1848 zum Tragen kamen, wie der Rezensent in seiner Arbeit über die Stadt
Sigmaringen ansatzweise darlegen konnte.

Willi A. Boelcke behandelt die Industrielle Revolution als grundlegenden wirtschaftlichen
und sozialen Umwälzungsprozeß, der bis in die Gegenwart reicht. In der ersten Phase dieses
Prozesses, der in Deutschland um die Mitte des 19. Jahrhunderts begann, wurde menschliche
Arbeit zunehmend durch Maschinen ersetzt und zugleich wurden immer mehr Menschen in
den Produktionsprozeß einbezogen. Für die zweite Phase, ab 1895, ist ein »Enwicklungs-
rausch« und eine sich beschleunigende Zunahme technischer Erfindungen charakteristisch.
Die dritte Phase definiert Boelcke als »High Tech Revolution« seit ungefähr den 1960er/
1970er-Jahren. Im Sinne des eingangs eingeführten Revolutionsbegriffs brachte die Industrielle
Revolution zweifellos radikale wirtschaftliche, soziale aber auch mentale Veränderungen
mit sich.

Infolge einer revolutionären Massenbewegung am Ende des Ersten Weltkriegs erfolgte
1918/19 der tatsächliche Übergang von der Monarchie zur Republik auch in Baden und Württemberg
. Klaus Schönhoven analysiert den Vorgang als politische, jedoch nicht gesellschaftliche
Revolution. Die tragenden Elemente des alten Systems, nämlich Verwaltung, Wirtschaft
und Militär, wurden nicht angetastet, was bekanntlich schwerwiegende Folgen für die Weimarer
Republik hatte. Bei dieser Revolution wurden länderspezifische, historisch gewachsene
Strukturen, die 1848/49 noch stark zum Tragen kamen, allmählich verwischt. Das Revolutionsgeschehen
verlief in den beiden Staaten relativ ähnlich und wies keine solch grundlegenden
Unterschiede mehr auf wie 1848/49.

Der letzte Beitrag von Ulrich M. Bausch postuliert eine »demokratische Revolution nach
1945«. Diese demokratische Revolution versucht Bausch lediglich anhand der Kulturpolitik
der Amerikaner im württembergischen Teil ihrer Besatzungszone darzustellen. Der demokratische
Neuanfang auf kulturellem Gebiet sei vor allem von den Amerikanern getragen worden
. Seine These versucht Bausch damit zu belegen, daß sich deutsche Behörden gegen unter-

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