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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0022
Andreas Zekorn

Fortwirken alter Strukturen in Hohenzollern-Hechingen auf4. Hingegen konnten ihm aufgrund
des damaligen Erkenntnisstandes die Verhältnisse in Hohenzollern-Sigmaringen nicht
bekannt sein. So schrieb er, daß »die Geschichte des Fürstentums Sigmaringen ... nichts von
Kämpfen zwischen Untertanen und Landesherrn (weiß).«5 Dies ist insofern richtig, als die
Auseinandersetzungen zwischen den Kontrahenten in Sigmaringen nie so scharf verliefen
wie in Hechingen, dennoch gab es sie6. Im folgenden geht es im wesentlichen darum, Traditionslinien
für Hohenzollern-Sigmaringen herauszuarbeiten und mit denjenigen, die in
Hechingen wirksam waren, zu vergleichen. Auf dieser Folie sind dann die wesentlichen
neuen Elemente in der Revolution 1848/49 besser zu erkennen. Aufbauend auf den Erkenntnissen
Eberhard Gönners werden im folgenden unter Einbeziehung der jüngeren Forschungen
neue Aspekte der Revolution von 1848/49 in den hohenzollerischen Fürstentümern dargestellt
.

1. ALTE STRUKTUREN

1.1. HOHENZOLLERN-HECHINGEN

In Hohenzollern-Hechingen gab es eine lange Kette von Bauernrevolten seit 1584. Die Revolten
gingen stets vom Land aus, während sich die Stadt Hechingen zurückhielt. Die Auseinandersetzungen
wurden zum Teil vor den höchsten Reichsgerichten, dem Reichskammergericht
und dem Reichshofrat, ausgetragen, denn die Grafschaft Zollern war reichsunmittelbar
. Häufig kam es jedoch auch zum Einsatz von Gewalt. In den Jahren 1795 und 1798
wurden die seit Jahrhunderten bestehenden Konflikte zwischen Untertanen und Herrschaft
teilweise mit dem Stadt- bzw. Landesvergleich bereinigt, wobei eine Kommission des
Reichskammergerichts wesentlich mitwirkte. Das Land erhielt damit eine Art Verfassung7.
Nicht alle Konfliktbereiche konnten aber hierdurch geklärt werden, wie etwa die Fragen der
Feudallasten oder der Gleichstellung des Landes mit der Stadt Hechingen. Zudem wurde
die Modernisierung im 19. Jahrhundert nicht fortgesetzt. Hechingen erhielt vor allem keine
eigentliche Verfassung und Repräsentation der Untertanen wie Hohenzollern-Sigmaringen.
Strukturelle Probleme blieben ebenfalls bestehen: die Fürsten des kleinen, agrarisch orientierten
und wirtschaftlich eher schwachen Landes waren nicht dazu in der Lage, die seit dem
16. Jahrhundert bestehende und durch die napoleonischen Kriege zusätzlich vermehrte
Uberschuldung bis 1848 abzubauen. Hinzu kamen im 19. Jhd. folgende Probleme: Überbevölkerung
und eine ineffiziente Verwaltung des Fürstentums. Alter Konfliktstoff blieb also
erhalten und neuer sammelte sich nach 1798 an8.

Direkter Auslöser der Revolution 1848 in Hechingen wie in Sigmaringen war die Französische
Februarrevolution 1848. Bis zum 5. März gab es noch keine Anzeichen für eine Erhe-

4 Eberhard Gönner: Die Revolution von 1848/49 in den hohenzollerischen Fürstentümern und deren
Anschluß an Preußen, Hechingen 1952 (Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns, Bd. 2), bes. S. 3 ff.,
S.19ff.

5 Ebd., S. 10. Als weiteren Beleg führt Gönner ein Schreiben Friedrich Werners, des Sekretärs von Erbprinz
Karl Anton, vom 5. März 1848 an, daß noch nie Landesangehörige einem Sigmaringer Fürsten auf
diese Weise gegenübertraten, wie es an jenem 5. März bei und nach der Übergabe der Petition geschah
(ebd., S. 40).

6 Andreas Zekorn: Zwischen Habsburg und Hohenzollern. Verfassungs- und Sozialgeschichte der
Stadt Sigmaringen im 17. und 18. Jahrhundert, Sigmaringen 1996 (Arbeiten zur Landeskunde Hohenzollerns
, Bd. 16), S. 364-595.

7 Gönner (wie Anm. 4), S. 13; Press: Bauernrevolten (wie Anm. 2), S. 86, S. 111.

8 Gönner (wie Anm. 4), S. 5 ff., S. 49 ff.; zum Landesvergleich: Press: Bauernrevolten (wie Anm. 2),
bes. S. 107 ff., Ders. : Landesvergleich (wie Anm. 2), bes. S. 106 ff.

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