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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0025
Alte Strukturen und neue Elemente während der Revolution von 1848/49 in Hohenzollern

Die dominierende Stellung der Stadt Sigmaringen geht unter anderem auf ihre Rolle in der
Landschaft zurück. In der Landschaft der sogenannten Mediatuntertanen, in welcher die
Stadt Sigmaringen und die anderen, von Osterreich lehenbaren Gemeinden der Grafschaft
Sigmaringen zusammengeschlossen waren17 und deren Hauptaufgabe es war, Steuern umzulegen
und einzuziehen, hatte die Stadt das Sagen. Im Sigmaringer Rathaus fanden die Versammlungen
der Landschaft statt, und die Stadt stellte in der Regel das entsprechende Verwaltungspersonal
. Eine wichtige Funktion der Landschaft bestand zudem darin, sich gegen
fürstliche Anforderungen zu behaupten. Es gab also in der Grafschaft Sigmaringen im Zusammenwirken
von Stadt und Land gegen die Herrschaft eine Widerstandstradition, deren
Wurzeln mindestens bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen.

Allerdings können für die Sigmaringer Mediatlandschaft gewisse Grenzen des Zusammenarbeitens
zwischen Stadt und Land festgestellt werden. Vor allem wenn gemeinsame Interessen
, wie im Falle der Besteuerung, berührt waren, kooperierten beide. Andererseits gab
es verschiedentlich Differenzen innerhalb der Landschaft, etwa dann, wenn die Stadt ihre
Vorrangstellung zu sehr behauptete18.

Ähnlich lassen sich während der Revolution 1848 Scheidelinien feststellen bei der Bereitschaft
der Landgemeinden, den städtischen revolutionären Bestrebungen zu folgen. So waren
nach der Vertreibung von Fürst und Regierung im September 1848, als vorübergehend die
Radikaldemokraten um Würth die Szenerie beherrschten, die Landgemeinden ebenso wie im
übrigen auch der Großteil der Stadtbürger nicht mehr dazu bereit, den Weg der Radikaldemokraten
mitzugehen19.

Nur hingewiesen sei an dieser Stelle darauf, daß vergleichbare Traditionen des Widerstands
, die mindestens bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen, in der Grafschaft Veringen und
in der Herrschaft Haigerloch existierten. In den weiteren Ausführungen seien diese Traditionslinien
ausgeklammert, da die Forschungen zur Revolution von 1848/49 in Hohenzol-
lern-Sigmaringen zu den genannten Gebieten nicht ausreichen, um diese Landesteile in die
nachfolgende, vergleichende Untersuchung einzubeziehen20.

Der unterschiedliche Verlauf der Auseinandersetzungen zwischen Untertanen und Herrschaft
sowohl vor 1806 als auch 1848 in Hechingen und Sigmaringen hatte verfassungsgeschichtliche
und wirtschaftliche Hintergründe.

17 Unter Mediatuntertanen wurden die österreichischen Einwohner der Grafschaft Sigmaringen verstanden
. Die Immediatuntertanen waren die Bewohner der Orte in der Grafschaft Sigmaringen, die als
Eigengut der Grafen und Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen angesehen wurden. Dazu: Zekorn
(wie Anm. 6), S. 518 ff., S. 579 ff.

18 Zekorn (wie Anm. 6), S. 460 ff., S. 587 ff., S. 593 f.

19 Gönner (wie Anm. 4), S. 133-137.

20 Zum Ablauf des Geschehens am 4./5. März 1848: Gönner (wie Anm. 4 ), S. 36 ff.; zum Ablauf früherer
Versammlungen des Landes unter Führung der Stadt sowie zur Mediatlandschaft und kurz zu den
Auseinandersetzungen in Veringen: Zekorn (wie Anm. 6), S. 376 ff., S. 408 ff., S. 415 ff., S. 422 ff.,
S. 508 ff., S. 539 ff., S. 585 ff. und öfter. Zu Haigerloch vergleiche demnächst Andreas Zekorn: Eine
Adelsresidenz am oberen Neckar: Haigerloch. In: Adel zwischen oberem Neckar und Schwäbischer
Alb. Hrsg. vom Kreisarchiv Rottweil. Haigerloch hatte vermutlich 1848 für die gleichnamige Herrschaft
eine ähnliche Zentralortsfunktion wie Sigmaringen. Ein geistiges Zentrum für das Unterland gab es in
Empfingen, wo Pfarrer Sprißler und Kaufmann Brändle nachhaltigen Einfluß auf die Petitionen nahmen.
Für den Gammertinger Raum war die Stadt Gammertingen maßgeblich (Gönner [wie Anm. 4] S. 36 ff.,
S. 40 f., S. 42 ff.). Neuerdings: Herbert Burkarth: Die Revolution 1848/49 in der hohenzollerischen
Amtsstadt Gammertingen. In: Für die Sache der Freiheit, des Volkes und der Republik. Die Revolution
1848/49 im Gebiet des heutigen Landkreises Sigmaringen. Hrsg. v. Landkreis Sigmaringen. Sigmaringen
1998, S. 97-126.

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