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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0028
Andreas Zekorn

Anzumerken bleibt, daß Hohenzollern-Sigmaringen zwar modernisiert und die Bevölkerung
über den Landtag noch mehr als über die alten Landschaften an der Politik beteiligt
wurde, die breite Masse der Bevölkerung jedoch politisch ungebildet blieb32.

3. WIRTSCHAFTLICHE HINTERGRÜNDE

3.1. HOHENZOLLERN-HECHINGEN

Die ständige Finanzkrise hatte im Fürstentum Hohenzollern-Hechingen schon vor 1806 die
Bauernunruhen wesentlich mitverursacht. Bereits vor der Erbteilung von 1576 war die Grafschaft
Zollern mit einer hohen Schuldenlast beladen33. In der Folgezeit mehrten sich die
Schulden, unter anderem infolge des Repräsentationsbedürfnisses der Herrschaft. Die finanziellen
Lasten versuchte man auf die Untertanen abzuwälzen, was zu einer entsprechenden
Gegenwehr der Bauern führte. Die seit mindestens 1584 andauernde Folge von Bauernaufständen
hatte eine ihrer Hauptwurzeln in der desolaten Finanzsituation der Herrschaft. Insgesamt
besaß die kleine Grafschaft keine starke Wirtschaftskraft und bildete keine ausreichende
ökonomische Grundlage für die Bedürfnisse der Herrschaft34.

Infolge der Revolutions- und der napoleonischen Kriege waren die Schulden, wie bemerkt
, noch weiter gewachsen, und das Finanzproblem konnte auch in der ersten Hälfte des
19. Jahrhunderts nicht gelöst werden, da das Land ökonomisch einfach zu schwach war. Bei
der Revolution 1848 zielten die Forderungen der Hechinger in wesentlichen Teilen auf eine
finanzielle Entlastung ab35. So war der wirtschaftlich nicht sehr potente Kleinstaat mit seiner
Dauerfinanzkrise seit dem 16. Jahrhundert insgesamt eine wesentliche strukturelle Ursache
für die Bauernaufstände vor 1806 ebenso wie für die Revolution 1848. Als direkte Ursache
für die Revolution 1848 kam der mentale Wandel seit der Vormärzzeit in der Einstellung der
Untertanen hinzu, der unter anderem auf das Eindringen - zum Teil falsch verstandener - liberaler
Ideen zurückzuführen ist und ein Gefühl erzeugte, ungerecht bedrückt zu werden36.

Hinsichtlich der Stadt Hechingen ist zu bemerken, daß ihre finanzielle Lage nicht sehr gut
war und sie wirtschaftlich stark vom Hofe abhängig war, so daß die Stadt nicht nur aus verfassungsrechtlichen
, sondern auch aus ökonomischen Gründen keine aktive Rolle bei den
Revolten im Alten Reich übernahm37. Diese Tatsache dürfte noch 1848 für die Zurückhaltung
Hechingens mitverantwortlich gewesen sein.

3.2. HOHENZOLLERN-SIGMARINGEN

Anders war die Lage in Sigmaringen: Das Fürstentum Hohenzollern-Sigmaringen war insgesamt
wirtschaftlich besser gestellt als Hohenzollern-Hechingen, vor allem drückte in Sigmaringen
keine Schuldenlast. Spätestens nachdem die Fürsten von Hohenzollern-Sigmaringen
auf dem Wege der Erbfolge die Herrschaften Haigerloch und Wehrstein im Jahre 1634 erhalten
hatten, war die ökonomische Lage der Sigmaringer Fürsten im Vergleich zu derjenigen
der Hechinger Vettern ordentlich zu nennen. Hinzu kam eine im allgemeinen gute Wirtschaftsführung
der Sigmaringer Hohenzollern38. Durch Säkularisation und Mediatisierung

32 Gönner (wie Anm. 4), S. 35.

33 Zekorn (wie Anm. 6), S. 465.

34 Press, Landesvergleich (wie Anm. 2), S. 79 f., S. 84, S. 86; Ders. , Bauernrevolten (wie Anm. 2),
S. 86 ff., S. 97 ff.; Elbs, Bisingen (wie Anm. 10), S. 91 ff.

35 Gönner (wie Anm. 4), S. 50, S. 53 f.

36 Gönner (wie Anm. 4), S. 56 ff.

37 Press, Landesvergleich (wie Anm. 2), S. 97.

38 Zekorn (wie Anm. 6), S. 465 ff.

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