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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0029
Alte Strukturen und neue Elemente während der Revolution von 1848/49 in Hohenzollern

konnten 1802/06 nochmals territoriale Zugewinne verbucht werden, und die finanziellen
Bürden der Revolutions- und der napoleonischen Kriege waren leichter zu tragen39.

Es stand also besser um das Einkommen des Fürsten, die Landwirtschaft war ergiebiger
und die Bevölkerungsdichte - zumindest teilweise - geringer als in Hohenzollern-Hechin-
gen. Die Sigmaringer Regierung hatte deshalb schon in der Zeit vor 1848 mehr Spielraum, der
Bevölkerung Erleichterungen zu gewähren. Dennoch war auch hier die Lage der - bäuerlichen
- Bevölkerung nicht gerade zum besten bestellt, und es wurden in den Märzpetitionen
von 1848 zahlreiche Forderungen erhoben, die den ökonomischen Bereich betrafen. Diese
wirtschaftlichen Belange bildeten anschließend ein wichtiges Thema auf dem außerordentlichen
Landtag im Sommer 1848 (Zehntablösung, Aufhebung der Feudallasten, Steuersystem,
Sparmaßnahmen)40.

Die Stadt Sigmaringen war in der Zeit vor 1806 zwar nicht unbedingt wohlhabend, verfügte
aber über eine ausgeglichene Wirtschaft. Obwohl eine ökonomische Abhängigkeit vom
Hofe vorhanden war, verhinderte diese doch nicht ein widersetzliches Handeln der Bürger.
Sigmaringen konnte, anders als Hechingen, auch von seinem wirtschaftlichen Potential her
eine führende Position innerhalb der Grafschaft Sigmaringen bei den Auseinandersetzungen
mit der Herrschaft übernehmen41.

In den 40er Jahren des 19. Jahrhunderts herrschte zwar eine Notlage, und die Stadt war
auf die wirtschaftsfördernden Maßnahmen des fürstlichen Hofes angewiesen42, doch hatte
sich, wie bereits ausgeführt, in der Vormärzzeit eine relativ breite Schicht besser gestellter
Bildungsbürger herausgebildet43. Diese Bevölkerungsschicht war wirtschaftlich stärker abgesichert
und hatte nicht nur ökonomische Interessen. Sie war es, welche die zeitgemäßen liberalen
Forderungen vorbrachte. Für die bäuerliche Bevölkerung standen demgegenüber
1848 agrarische Belange im Vordergrund44.

4. DIE REVOLUTIONÄREN FORDERUNGEN UND IHRE UMSETZUNG
4.1. HOHENZOLLERN-HECHINGEN

In Hechingen brachte die Revolution einen Modernisierungsschub mit der Einführung einer
Verfassung, die bürgerliche Freiheiten garantierte, und einer Deputiertenversammlung, einer
Art Parlament. Zahlreiche Forderungen, die zu Beginn der Revolution erhoben wurden, sagte
der Fürst zu45. Man kann von einem gewissen Gelingen der Revolution sprechen, nachdem
ein konstitutionelles System etabliert war.

Bei der Revolution waren insbesondere bäuerliche Forderungen im Vordergrund gestanden
. Nachdem auch diese materiellen Interessen aufgrund der Beschlüsse der »Achtundfünfziger
-Versammlung« erfüllt worden waren (u.a. Aufhebung der Feudallasten, Aufhebung
bzw. Fixierung von Zehntrechten, Aufhebung des Mahlzwangs, Verzicht auf Abzugsgelder
und Biermonopol, Gleichstellung des Landes mit der Stadt), schlief die Revolution in
Hechingen weitgehend ein, abgesehen von einzelnen Steuerverweigerungen und zum Teil anarchischen
Zuständen in den Dörfern. In Grosselfingen kam es sogar zum Einsatz fürstlichen

39 Kallenberg, Sonderentwicklung (wie Anm. 15), S. 130 ff.

40 Gönner (wie Anm. 4), S. 10 ff., S. 14 ff., S. 19 ff., S. 34 f., 36 f., S. 56 f., S. 106 ff.

41 Zekorn (wie Anm. 6), S. 461, S. 467, S. 470 ff., S. 599.

42 Kuhn-Rehfus (wie Anm. 16), S. 60.

43 Diese Bildungsbürger waren in der Lesegesellschaft Museum versammelt, vgl. Zekorn, Museumsgesellschaft
(wie Anm. 31), S. 86 ff.

44 Gönner (wie Anm. 4), S. 38 ff.

45 Ebd., S. 52 ff., S. 65 ff, bes. S. 68.

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