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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0050
Rolf Vogt

düngen gab. Gut sichtbar lag auf der Tribüne ein großer Kürbis in Form eines Kopfs weiß und
schwarz angemalt, ein Schwert aufrecht hineingesteckt44 - auch für die, die nicht lesen konnten
, ein leicht verständliches Symbol für das Schicksal, das den hohenzollerischen Fürsten
von den Veranstaltern zugedacht war.

Im Laufe des Vormittags füllte sich der Trillfinger Dorfplatz mehr und mehr. Aus den benachbarten
Orten marschierten die Bürgerwehren auf, bewaffnet und von Musikkorps begleitet
^. Eine ganze Reihe von Zuhörern reiste aus dem Ausland an, sicherlich waren unter
ihnen Demokraten aus dem benachbarten Fürstentum Hohenzollern-Hechingen. Wahrscheinlich
entsandte die Hechinger Regierung einen Beobachter, der sowohl den Verlauf der
Versammlung als auch das Verhalten der aus dem Hechinger Fürstentum angereisten Zuhörer
beobachten sollte46. Auch die Trillfinger selbst wollten sich das Schauspiel nicht entgehen
lassen. Der Dorfplatz war übervoll, als die Versammlung begann. Wohl 8-10.000 Personen
schätzte der demokratische Erzähler tags darauf47, eine Zahl, die dem Volksfreund gut zwei
Wochen später allerdings als um das Doppelte übertrieben erschien, auch wenn die Zeitung
zugestand, daß die Versammlung sehr zahlreich besucht war48.

Das Publikum unterschied sich wenig von den Besuchern politischer Kundgebungen zu
allen Zeiten. Die Tribüne war umlagert von den Sympathisanten der Demokraten, die lautstark
ihre Zustimmung zum Ausdruck brachten, weiter hinten gab es ein ständiges Kommen
und Gehen derer, die zu spät gekommen waren, schon genug gehört oder einfach nur zum
Zeitvertreib den Weg auf den Dorfplatz gefunden hatten. Von einem kleinen Theile, welcher
sich zunächst der Tribüne aufgestellt hatte, schrieb der Volksfreund, seien die Reden mit Beifall
aufgenommen worden, der bei weitem größere Theil verhielt sich ganz passiv, gieng nach
Hause, ohne ein Glas Bier zu trinken, sondern kaufte sich um einen Kreuzer Zwetschgen, und
viele schüttelten bedenklich die Köpfe49. Als der Volksfreund diese Beschreibung - und seine
Negativschätzung der Zuhörerzahl - veröffentlichte, wollte er bewußt die Bedeutung der
Kundgebung herunterspielen, zwei Wochen zuvor hatte er noch ein anderes Bild gezeichnet:
Öftere Gelegenheit habe der Fahnenjunker gehabt, bei den Akklamationen des Publikums
seine Fahne zu schwenken, lebhaft und mit Beifall begleitet worden seien die Reden, nur hin
und wieder seien mehrere Ausdrücke ... von dem besonnenen Theile der Versammlung mißbilliget
worden. Allerdings seien die späteren Ansprachen wegen der zunehmenden Lebhaftigkeit
der Versammlung etwas untergegangen. Dennoch habe die Kundgebung in schönster
Ruhe und Ordnung stattgefunden50. Der Erzähler war derselben Meinung: Dieses Häuflein
war einig, beschrieb er die Einstellungen der Zuhörer51.

der Republik. Die Revolution 1848/49 im Gebiet des heutigen Landkreises Sigmaringen. (Heimatkundliche
Schriftenreihe des Landkreises Sigmaringen Bd. 7) Hg. vom Landkreis Sigmaringen. Sigmaringen
1998. S. 48. Vielleicht hatten Wurth und seine Begleiter die Turnerfahne aus Sigmaringen mit nach Trill-
fingen gebracht, vielleicht war Anton Gauggel, ein Mitglied des Turnvereins Sigmaringen, der Fahnenjunker
, der mit der Fahne als Claqueur wirkte.

44 StAS Ho I 759. Bericht der Regierung Hechingen an Freiherr Adolph von Holzhausen 27.09.1848.

45 Der Volksfreund aus Hohenzollern Nr. 63/29.09.1848.

46 Der Bericht der Regierung Hechingen vom 27.09.1848 an den Gesandten des Fürstentums beim
Deutschen Bund, Freiherr Adolph von Holzhausen, basiert offenbar auf Kenntnissen, die aus erster
Hand stammen.

47 Der Sigmaringer Erzähler Nr. 77/26.09.1848. Der Berichterstatter datierte seinen Artikel auf den
25.09.1848.

48 Der Volksfreund aus Hohenzollern Nr. 67/13.10.1848. Der ausführliche Bericht im Volksfreund
knapp eine Woche nach der Versammlung, Nr. 63/29.09.1848, nennt keine Teilnehmerzahl, wendet sich
aber auch nicht gegen die Schätzung des Erzählers.

49 Der Volksfreund aus Hohenzollern Nr. 67/13.10.1848.

50 Der Volksfreund aus Hohenzollern Nr. 63/29.09.1848.

51 Der Sigmaringer Erzähler Nr. 77/26.09.1848.

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