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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0060
Rolf Vogt

Müller, alle Teilnehmer der Fahrt nach Trillfingen, wurden nach Frankfurt geschickt, um die
Pläne der Zentralgewalt in Erfahrung zu bringen und die Sicht des Sicherheitsausschusses
darzulegen82. Wahrscheinlich kam es bei der Beratung über die Erklärung und über die zu ergreifenden
Schritte zu Auseinandersetzungen innerhalb des Ausschusses. Drei Mitglieder jedenfalls
, Bürgermeister Fidel Gastel, Meinrad Dannegger und Josef Fidel Lutz, traten am
30. September und 1. Oktober zurück, einer von ihnen mit der Begründung, er hätte gewünscht
, daß man mir, ehe man mich [zur Wahl, d. V.] vorgeschlagen, etwas von der Sache
gesagt^. Carl Otto Würth lag krank zuhause, die beiden in Sigmaringen verbliebenen Mitglieder
, Carl Dopfer und J. Münzer, scheinen keine Aktivität entwickelt zu haben. Als Fürst
und Regierung das Land verließen, waren die Sigmaringer Demokraten möglicherweise beeindruckt
von den inzwischen hereinströmenden Nachrichten vom Scheitern der Erhebungen
in Baden und Württemberg und verzichteten darauf, weitergehende Pläne zu verfolgen.
Vielleicht hatten sie auch nur gewollt, was sie in der Volksversammlung gefordert hatten, und
waren von der weiteren Entwicklung tatsächlich überrascht. Auf jeden Fall war die Sigmaringer
Fünf-Tage-Revolution beendet, kaum daß sie begonnen hatte.

Am 10. Oktober 1848 marschierten bayerische Truppen in Sigmaringen ein, in ihrem Gefolge
kamen bald darauf der Fürst und seine Regierung zurück. Gustav von Hoffstetter entzog
sich der drohenden Verhaftung durch Flucht, 1849 tauchte er als Hauptmann im Stabe
des italienischen Revolutionärs Giuseppe Garibaldi wieder auf. Anton Gauggel, Carl Graf
und Quirin Müller wurden Mitte Oktober 1848 mehrere Tage lang inhaftiert84, Graf wurde
aber, als die Repression nachgelassen hatte, Ende 1848 für ein Jahr Bürgermeister von Sigmaringen
. Anton Gauggel schloß sich 1849 den Aufständischen in Baden an. Er wurde als Major
Adjutant Johann Philipp Beckers, des Oberbefehlshabers der in der Volkswehr zusammengefaßten
Freiwilligenverbände der badischen Revolutionsarmee. Nach dem Scheitern des
Aufstands wurde gegen ihn in Sigmaringen ein Verfahren wegen Hochverrats eingeleitet, das
aber mangels Beweisen wieder eingestellt werden mußte. Gauggel scheint eine längere Zeit in
Amerika gewesen zu sein und hielt sich Ende der 50er Jahre in der Schweiz auf, ohne seine
politischen Ideale aufgegeben zu haben. Auch Carl Otto Würth blieb der demokratischen
Sache treu. Als Abgeordneter in Frankfurt und 1849 als von dem von der Nationalversammlung
übriggebliebenen Rumpfparlament ernannter Reichskommissar für die hohenzolleri-
schen Fürstentümer versuchte er weiter, die Revolution in seine Heimat zu tragen, kehrte
dann aber Sigmaringen enttäuscht den Rücken und emigrierte in die Schweiz.

Die letzte Septemberwoche des Jahres 1848 brachte nicht nur Sigmaringen und dem Oberland
eine bewegte Zeit. Auch im Unterland, wohin die Demokraten mit der Trillfinger Volksversammlung
ihre Vorstellungen getragen hatten, ging es unruhig zu, vielleicht sogar unruhiger
als im Oberland. Im Bezirk des Oberamts Haigerloch wurde die Regelung von Gemeindeangelegenheiten
eine schwierige Aufgabe, die Dörfer befanden sich in offenem Aufruhr.
Ende September wandten sich mehrere Bürgermeisterämter theils schriftlich, theils mündlich
an das Oberamt mit der Anzeige daß ihnen die Gemeindeangehörigen seit der Trillfinger
Volksversammlung allen Gehorsam versagen, und sie ohne fremde Hilfe in ihren Gemeinden
nicht mehr wirthschaften können*5.

82 Eberhard Gönner, Revolution (wie Anm. 2) S. 137 f.

83 Verordnungs- und Anzeige-Blatt Sigmaringen Nr. 40/01.10.1848 Extrablatt und Nachtrag nach
S. 394. Der Vorstand des Sicherheitsausschusses reagierte auf die Rücktritte mit der Erklärung, daß die
verbliebenen Mitglieder das im Interesse des Volkes und zur bessern Wahrung seiner Freiheiten übernommene
Amt mit Mannesmuth weiterführen, Der Sigmaringer Erzähler Nr. 79/03.10.1848 S. 252.

84 Eberhard Gönner, Revolution (wie Anm. 2) S. 139. Nach Gönner wurde auch Carl Dopfer kurzzeitig
inhaftiert. Christof Rieber, Republikanische Erhebung (wie Anm. 27) S. 5 glaubt nur an die Verhaftung
»einefs] Sigmaringer Turnerfs]«. DERS., Revolution (wie Anm. 43) S. 54 gibt eine sechstägige
Haftzeit Carl Grafs an.

85 Verordnungs- und Anzeige-Blatt Sigmaringen Nr. 41/08.10.1848 nach S. 406.

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