Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0062
Rolf Vogt

reiner Fürsorge und Anhänglichkeit für den Amtsbezirk beigegeben. Auf die Bürgschaft der
Gemeinden und im Selbstvertrauen auf den gesunden Sinn des überwiegend größern Theils
der Amtsangehörigen habe er vielmehr der Regierung in Sigmaringen berichtet, für Aufrechterhaltung
der Ordnung im Amtsbezirke einstehen zu können, und darum gebeten, den Amtsbezirk
Haigerloch mit Soldaten zu verschonen^.

Als Clavel sich derart rechtfertigte, war Sigmaringen noch nicht besetzt von bayerischen
Truppen. Der Volksfreund aus Hohenzollern griff in die Diskussion ein, als das Bundesheer
bereits im Lande stand. Werden wir auch Militär bekommen? ist die allgemeine Tagesfrage,
berichtete die Zeitung wenige Tage nach dem Einmarsch über die Ungewißheit, in der sich
die entlegenen Gebiete des Fürstentums befanden. Der Artikel bemühte sich, die Ereignisse
im Unterland zu bagatellisieren, gestand einzelne Uebertretungen zwar zu, hob aber allgemein
hervor, daß wir uns bisher in den Schranken des Gesetzes gehalten haben. Komme das
Militär in das Unterland als Exekution, wegen den jüngsten Vorgängen, dann können wir es
nur schmerzlich beklagen, eine Strafe erleiden zu müssen, die wir nicht verdient zu haben
glauben, schrieb der Berichterstatter, ein ganzer Bezirk, der sich hiebei nicht beteiligt hat,
kann wohl nicht darunter leiden11.

Leiden zu müssen, fürchtete möglicherweise die Gemeinde Trillfingen am meisten. Wegen
des Vaterländischen Vereins der Gemeinde, der auf der Linie der Sigmaringer Demokraten
stand, machte sich am 12. November 1848 eine verstärkte Deputation der Gemeinde
auf den Weg in das benachbarte Haigerloch. Sie trug dem Oberamtmann vor, daß derselbe
weder die Denkungsweise noch den Willen der Gemeinde ausdrückt, und sie ... den Sicherheitsausschuß
nie anerkannt, und die berühmte Frankfurter Deputation für ein reines
Blendwerk gehalten habe93.

Oberamtmann Clavel machte im November die Öffentlichkeit im Fürstentum Hohenzol-
lern-Sigmaringen mit diesem Vorgang in einem zweiten namentlich gekennzeichneten Brief
an das regierungsamtliche Verordnungsblatt vertraut. In diesem Brief fügte er aus Pflichtgefühl
und gewonnener Ueberzeugung hinzu, daß die Gemeinde Trillfingen im Allgemeinen
bei weitem nicht so staatsgefährlich ist, als sie schon verschrieen wurde, und daß diese Gemeinde
noch viele tüchtige Männer zählt, die ein ebenso wachsames Auge auf ihre anarchisch
Gesinnten heften, als sie auf der anderen Seite gegen die eigentliche Reaktion operiren. Hier
thun sie wohl: Denn schau, traue wem!91'

7. DIE ERINNERUNG

Die Geschichte der Revolution von 1848/49 im Raum Haigerloch ist bislang noch nicht geschrieben
. Obwohl vieles darauf hindeutet, daß das Oberamt trotz seiner Abgeschiedenheit
durchaus teilnahm an der Entwicklung, die das Fürstentum Hohenzollern-Sigmarin-
gen zwischen dem März und dem September 1848 in einem Maße durcheilte wie kein ande-

91 Verordnungs- und Anzeige-Blatt Sigmaringen Nr. 41/08.10.1848 nach S. 406. Die Stellungnahme
Clavels trägt das Datum vom 04.10.1848.

92 Der Volksfreund aus Hohenzollern Nr. 67/13.10.1848. Der Artikel geht näher auf die Trillfinger
Volksversammlung ein, über die im Oberland sicherlich am meisten geredet wurde. Offenkundiges Ziel
des Autors ist es, Bedeutung und Teilnehmerzahl der Versammlung herunterzuspielen.

93 Verordnungs- und Anzeige-Blatt Sigmaringen Nr. 47/19.11.1848 nach S. 500. Josef Schäfer,
Revolution (wie Anm. 4) S. 18, kennt aus den Rechnungsbüchern die Deputation der Gemeinde mit der
Eintragung wegen Militär, bringt sie aber mit der Bürgerwehr Trillfingens in Zusammenhang. Die Bezeichnung
wegen Militär dürfte als Sorge vor einer militärischen Besetzung wie im Oberland zu interpretieren
sein, der die Delegation entgegenwirken sollte. Mit der Frankfurter Deputation ist die dreiköpfige
Delegation des Sigmaringer Sicherheitsausschusses an die Zentralgewalt gemeint.

94 Verordnungs- und Anzeige-Blatt Sigmaringen Nr. 47/19.11.1848 nach S. 500.

48


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0062