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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0063
Fünf Tage, die das Fürstentum erschütterten

rer Staat des Deutschen Bundes, und obwohl es offenbar ein nicht unbedeutendes demokratisches
Spektrum gab, das die Sigmaringer Revolutionsführer ermutigte, in Trillfingen
eine Volksversammlung anzuberaumen, ist diese Seite des Oberamts bislang verschwiegen
oder schlichtweg bestritten worden.

Amtsrichter Franz Xaver Hodler, obwohl zeitlich noch verhältnismäßig nahe an den Ereignissen
, weiß in seiner 1928 erschienenen Oberamtsbeschreibung rein gar nichts über die
Verhältnisse des Jahres 1848. Er spart sie in seiner Darstellung einfach aus95. Das Heimatbuch
der Gemeinde Trillfingen, 1975 anläßlich des Jubiläumsfestes zur 700. Wiederkehr des
Tages der ersten urkundlichen Erwähnung veröffentlicht, widmet den Revolutionstagen
immerhin einige knappe Zeilen. Wilhelm Kiefer, der den kurzen Überblick über die Geschichte
des Dorfes verfaßte, bestreitet allerdings kurzerhand, daß die Revolution in der
Gemeinde Spuren hinterlassen haben könnte: »Die Wahrheit ist, daß es überhaupt keine
gegeben hat... Es wäre vergebliche Mühe, die Trillfinger als Radikale darzustellen«, behauptet
er96, ohne auch nur in einer Zeile andeuten zu können, daß er an Sekundär- oder
Primärliteratur mehr als die Arbeit Eberhard Gönners zur Kenntnis genommen hat. Die
Bedeutung der Trillfinger Volksversammlung vom 24. September 1848 versuchte Kiefer
herunterzuspielen, indem er sie für fremdbestimmt durch den »Kreis Sigmaringer und
Hechinger Radikaler« erklärte, ein Hinweis, der von Gönner durchaus nicht nahegelegt
wird und reinem Wunschdenken entspringt. Als Ehrenrettung seiner Gemeinde verstand
Kiefer offenbar seine Behauptung, daß »der Kreis Sigmaringer und Hechinger Radikaler«
mit der Versammlung bezweckt habe, »das Hohenzollerische Unterland in eine revolutionäre
Bewegung zu bringen«, aber letztlich »ungeklärt« bleibe, warum Trillfingen als Ort
der Versammlung gewählt worden sei.

Kiefer wandte sich vor allem gegen den Trillfinger Schulleiter Josef Schäfer, der zehn Jahre
vorher die Revolution des Jahres 1848 in Trillfingen als »interessantes Kapitel der Heimatgeschichte
« darzustellen versucht hatte97. Schäfer versuchte, das Dorf gleichfalls unter
Berufung auf Gönner, aber auch anhand seines Einblicks in die Gemeinderechnungen Trill-
fingens eher als »Mittelpunkt der revolutionären Bewegung von 1848« einzustufen. Den
Rechnungen entnahm Schäfer vor allem, daß die Gemeinde Ausgaben für die Anschaffung
mehrerer Fahnen hatte und der Trillfinger Bürgerwehr mehrmals Bewirtungskosten aus
der Gemeindekasse ersetzt wurden. Unzutreffende Datumsangaben machen seine
Interpretationen verschiedentlich fragwürdg.

Eine Verbindung zur Trillfinger Volksversammlung herzustellen, gelang Schäfer nicht,
so daß es Wilhelm Kiefer zehn Jahre später leicht hatte, herablassend festzustellen, daß »in
jüngster Zeit ... viel von einer Revolution im Jahr 1848 von oder um Trillfingen die Rede
gewesen« und die Bürgerwehr »mit der Revolution, die in Trillfingen nicht stattgefunden
hat, in einen ursächlichen Zusammenhang gebracht worden« sei98. Möglicherweise gab es
persönliche Animositäten zwischen Kiefer und Schäfer, doch dieser Trillfinger Historikerstreit
wäre überflüssig geworden, hätte sich nur einer von beiden Kontrahenten darum bemüht
, die seit der Arbeit Eberhard Gönners bekannten zeitgenössischen Veröffentlichungen
noch einmal zu prüfen. Josef Schäfer beispielsweise stellte in seiner Veröffentlichung

95 Franz Xaver Hodler: Geschichte des Oberamts Haigerloch. Hechingen 1928. Unveränderte Neuauflage
1985.

96 Fest- und Heimatbuch Trillfingen. Haigerloch 1975. S. 45.

97 Josef Schäfer, Revolution (wie Anm. 4). Der Untertitel findet sich im Abdruck des Beitrags unter
demselben Titel in: Hohenzollerische Zeitung Nr. 20/26.01.1965.

98 Fest- und Heimatbuch Trillfingen (wie Anm. 96) S. 44 f., 52. Kiefers Bemerkung, »die Lehrer, die
hauptsächlich Republikaner waren, distanzierten sich am nachdrücklichsten«, drängt sich im Rückblick
ausschließlich als Spitze gegen den Schulleiter auf. 1969 gestorben, hatte Schäfer keine Gelegenheit, sich
gegen die Anfeindung zu wehren.

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