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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0083
Revolutionäre Beamte?

der ab 1847 in Burladingen tätig war69. Daneben gehörten zu dieser bürgerlichen Schicht
noch Pfarrer Diebold sowie die beiden Hechinger Ärzte und andere Stadtbürger.

Der Fürst erfüllte die revolutionären Forderungen auf dem Höhepunkt der Revolution am
11. März. Er gestand alles zu. Die Umsetzung eines Teils der Forderungen geschah durch eine
Deputiertenversammlung, die sogenannte 58er-Versammlung70. Mit der Einführung einer
Verfassung am 16. Mai 1848 war die Revolution eigentlich überwunden bzw. gelungen. Die
Lage beruhigte sich allmählich wieder, vor allem in der Stadt; hingegen kam es in einigen
Landgemeinden zu weiteren Tumulten, und es herrschten mancherorts anarchische Zustände.
Hemdsärmlig und kreuzfidel ließ sich der Fürst noch im Juni im Hechinger Museum, dem
Treffpunkt der Hechinger Oberschicht, blicken. Im August verabschiedete er sich allerdings
auf seine schlesischen Güter, wo er mit keinen rebellischen Untertanen konfrontiert war.

Zu erwähnen bleibt, daß politische Vereine in Hechingen zunächst nur eine untergeordnete
Rolle spielten. Am 6. Juli 1848 wurde ein »Vaterländischer Verein« gegründet, der an der
konstitutionellen Monarchie festhielt. Dieser Verein schlief jedoch bald wieder ein und wurde
erst Ende März 1849 wiederbelebt. Ein demokratischer Verein bildete sich im Fürstentum
erst Anfang des Jahres 1849 auf Betreiben Pfarrer Blumenstetters nach dessen Rückkehr von
Frankfurt71. Die Lesegesellschaften in Hechingen scheinen im übrigen ähnlich wie in Sigmaringen
über Diskussion und Zeitungslektüre zu einer politischen Bewußtseinsbildung beigetragen
haben72.

3.3. DAS POLITISCHE VERHALTEN GEORG BAURS

Baur war bereits vor dem Jahre 1848 politisch aktiv gewesen. Als Oberamtsaktuar wählte
man ihn Anfang des Jahres 1846 als Deputierten des V. Wahlbezirks des Fürstentums in die
Landesdeputation, der Volksvertretung in Hechingen73, welche unter anderem für die Festlegung
des Jahresetats und der Steuern zuständig war. Am 24. April dieses Jahres ernannte ihn
der Fürst zum Stellvertreter des Direktors der Landesdeputation74.

Baur war ein bei der Bevölkerung sehr beliebter Beamter. Nachdem der Fürst am 11. März
1848 allen revolutionären Forderungen pauschal zugestimmt hatte, erwies es sich sogleich,
daß diese Forderungen nicht erfüllt werden konnten, ohne den finanziellen Ruin des Fürstentums
herbeizuführen. Der geachtete Oberamtsassessor Baur wurde deswegen in einige
Gemeinden geschickt, um diese Gemeinden zu mäßigen und umzustimmen. Die Forderungen
sollten auf dem Verhandlungsweg in einer Deputiertenversammlung geklärt werden75. In

69 Zu Josef Blumenstetter (1807 - 1885): Hans Speidel: Pfarrer Josef Blumenstetter. Seelsorger und
Volksmann (1807 - 1885). In: Zeitschr. für Hohenz. Geschichte 6 (1970), S. 37-107; Eberhard Gönner,
Josef Blumenstetter. In: Kallenberg (Hrsg.), Hohenzollern (wie Anm. 68), S. 460-466; Ders., Revolution
(wie Anm. 1), bes. S. 30 f. und öfter; Best/Weege, Biographisches Handbuch (wie Anm. 57), S. 101.

70 Dazu auch: Anton Bosch: Volksvertretungen und Wahlen im ehemaligen Fürstentum Hohenzol-
lern-Hechingen. In: Zollerheimat Nr. 9 (15.9.1936), S. 49 f.

71 Gönner, Revolution (wie Anm. 1), S. 72, S. 141 ff. - Die Einladung zur Gründung eines demokratischen
Kuddeherein(s), die im Hechinger Verordnungsblatt am 2. August 1848 veröffentlicht wurde, ist
wohl als Scherz und Parodie auf die Vereinsgründungen des Jahres 1848 aufzufassen (VuABl. Hech
Nr. 62; 2.8.1848). Dazu Rolf Vogt: Der Knödel aus der Asche. Ein Phantom der Geschichtswissenschaft
: Der demokratische Verein in Hechingen des Jahres 1848. In: Hohenzollerische Heimat 49
(1999), S. 50-53.

72 Dazu: Andreas Zekorn: Ort bürgerlicher Kultur - Die Hechinger Lesegesellschaft »Museum«. In:
Zollernalb-Profile 2, hg. v. Zollernalbkreis, Hechingen 1990, S. 128-133, S. 132 f.

73 Gönner, Revolution (wie Anm. 1), S. 13 f.

74 VuABIHech. Nr. 12 (11.2.1846); Nr. 33 (25.4.1846). - Zum Direktor der Landesdeputation wurde damals
Oberamtsassessor Dieringer ernannt.

75 Gönner, Revolution (wie Anm. 1), S. 64.

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