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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0126
Thomas Braun

chen der 13. Station neu aufmauern zu lassen und 1824 konnten noch die Dächer aller Häuschen
erneuert werden19.

Wahrscheinlich wurden die Möglichkeiten, den Kreuzweg im Laufe des 19. Jahrhunderts
zu unterhalten, geringer. Wie sollte man sich die Neukonsekrierung des St. Luzener Kreuzwegs
von 1890 anders erklären als durch die Vermutung, daß umfangreiche Wiederherstellungsmaßnahmen
an der vernachläßigten Anlage es erst wieder möglich machten, sie zu gebrauchen
und dies die erneute Weihe rechtfertigte. Man wird davon auszugehen haben, daß
diese Zeit um 1890 für den heutigen Befund von großer Bedeutung ist; die heute etwas deplaziert
wirkenden Holzkreuze in den Bildnischen stammen aus dieser Zeit20.

1954 erfolgte eine »Renovierung« der Bildwerke; wahrscheinlich wurden ihnen damals
die Reste der Farbfassungen abgenommen21.

Im Jahr 1981 wurden die Stationshäuschen grundlegend instandgesetzt. Die Figuren wurden
immer einmal wieder repariert. Grundlegendes wurde wohl nicht unternommen. Es
steht zu vermuten, daß die szenischen Ungereimtheiten und die unrichtige Szenenabfolge
Wirkungen einer fehlenden Systematik bei den jüngst zurückliegenden Maßnahmen sind.

Der heutige St. Luzener Kreuzweg gehört, nach allem, was jetzt bekannt ist, zu der Entwicklungsstufe
des »Vierzehner-Kreuzwegs«, wie er seit dem Anfang des 18. Jahrhunderts
üblich wurde. Das ist zunächst die wichtigste Erkenntnis über seine Entstehungsgeschichte,
die sich aus der allgemeinen Genese herausarbeiten läßt.

Was man an gesicherten speziellen Erkenntnissen über die Entstehung der Anlage besitzt,
ist so gut wie nichts. Die Quellenlage ist außerordentlich schlecht. Als sicher kann gelten,
daß die heute existierenden vierzehn Stationen eine Vorläuferanlage besaßen, die aber nur sieben
Stationen umfaßte. Ihre Existenz wurde bereits angedeutet. Matthäus Merian d.A veröffentlichte
in seiner »Topograpia Sueviae« von 1643 einen Stich mit der Ansicht Hechingens
(Abb. 2). Deutlich sind an der Straße nach S. Luzen sieben kleine turmähnliche Gebäude zu
erkennen; sie werden wohl zu Recht als Stationshäuschen dieser Vorgängeranlage interpretiert22
.

Obwohl die Quellenlage es nicht zuläßt, diese Vermutung zu verifizieren, scheint es nicht
unwahrscheinlich, daß es sich dabei um einen Kreuzweg mit Bildwerken handelte. Die
Gründung des Franziskanerklosters 1585 und die Tatsache des besonderen Verhältnisses des
Ordens zu der Kreuzwegsidee sprechen dafür. Verschiedentlich wird geäußert, das Türmchen
der heutigen 1. Station könnte ein Relikt der von Merian bezeugten Anlage sein23. Wie
noch diskutiert werden wird, kann diese spezielle Form aber eigens für die darin aufgestellte
Figur des Jesus an der Martersäule geschaffen worden sein, die selbst auch eine Sonderstellung
innerhalb der Bildwerke des Kreuzwegs einnimmt. Gewißheit darüber ist wohl kaum
zu erlangen.

Auch bezüglich der Frage, wann die heute existierende Vierzehner-Anlage ausgeführt
worden ist, muß vieles im dunkeln bleiben. Die kursierenden Jahreszahlen stützen sich vermutlich
überwiegend auf Angaben, die Ludwig Egler in seiner »Chronik der Stadt Hechingen
« zu Beginn unseres Jahrhunderts zusammengetragen hat. Wahrscheinlich ist es sein Bericht
über eine feierliche Prozession, die 1733 zum Kalvarienberg bei St. Luzen unternommen
worden ist, der bei den Erforschern der Kreuzweggeschichte die Annahme erweckte,
daß dieses Jahr 1733 der Zeitpunkt sei, von dem aus die Geschichte des heutigen Kreuzwegs

19 S. Anm. 17, Rechnungen der Kreuzwegspflege, 1819-1829.

20 Archiv des Stadtpfarramts Hechingen St. Jakob, K15, Schreiben Erzbischöfliches Ordinariat Freiburg
/Breisgau an Stadtpfarramt Hechingen v. 7. August 1890.

21 Carl Baur: Die katholische Stadtpfarrei Hechingen. Erzolzheim/Württ. 1954. S. 20.

22 Walter Genzmer: Die Kunstdenkmäler Hohenzollerns. Bd. 1. Hechingen 1939. S. 176.

23 S. Anm. 21, S. 20-21.

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