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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0127
Der Kreuzweg von St. Luzen in Hechingen. Ein Bilderzyklus des 18. Jahrhundens

ihren Anfang nehme24. Wenige Jahre zuvor, im Jahr 1729, sei die Kapelle zur Unbefleckten
Empfängnis zu bauen begonnen worden, berichtete ebenfalls Egler25. Da die Kapelle am Beginn
des Kreuzwegs steht, ist ein Zusammenhang mit dem Bau des Kreuzwegs denkbar. Das
Datum 1733 für den Kreuzweg würde dadurch in den Bereich der Wahrscheinlichkeit rük-
ken. Um dabei bleiben zu können, müßte man allerdings den Eselsrücken des Sturzes über
der Eingangstür jener Kapelle ignorieren, der entschieden gegen eine Bauzeit im zweiten
Viertel des 18. Jahrhunderts spricht; er könnte aber durchaus als Spolie von einem älteren
Bauwerk hier verbaut worden sein. Es bleibt alles sehr wage und andere, stichhaltige Hinweise
auf die Entstehungszeit der Kreuzweganlage als solcher gibt es nicht. Auch zur Datierung
der Bildwerke gibt es kaum Belege. Was aber aus den wenigen Quellen dazu interpretierend
herauszulesen ist, soll nicht unerwähnt bleiben.

In den Rechnungen des Kreuzweg-Fonds aus der Zeit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts
tauchen regelmäßig beträchtliche Ausgaben für Ol und Farbe (Pigmente) auf, und es
wurden Löhne für das »Anstreichen der Figuren« bezahlt26. Mit gebotener Vorsicht kann aus
dem Sachverhalt geschlossen werden, daß einige Bildwerke, wenn nicht gar alle, nicht allzu
lange davor hergestellt worden waren und nun mit der Fassung vollendet wurden. Daraus ergäbe
sich als ungefährer Zeitrahmen, innerhalb dessen die Bildwerke entstanden sein könnten
, die Zeitspanne zwischen 1733 und ca. 1760/70. Als Bestätigung der Folgerungen aus dieser
Argumentationskette kann das Datum dienen, an dem die Kreuzigungsgruppe auf dem
Kalvarienberg errichtet wurde. Es gilt als sicher, daß dies im Jahr 1760 geschah27. Zwar weichen
die Skulpturen Johann Georg Weckenmanns von den Werken in den Stationshäuschen
in vielerlei Hinsicht ab, doch sie stehen in engem Verhältnis zum Kreuzweg, ja man kann sogar
durchaus sagen, daß sie dazugehören. Denn die Kreuzigung Jesu ist der dramatische Höhepunkt
des Kreuzwegs, und diese Szene würde fehlen, wenn man die Weckenmann'schen
Werke ganz gesondert betrachten wollte.

Nimmt man also die allgemeinen und speziellen Erkenntnisse über die Entstehungsgeschichte
des Kreuzwegs von St. Luzen zusammen, verhärtet sich die Annahme, daß die Anlage
in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstanden ist. Für die große Masse der Bildwerke
gilt dasselbe.

Erhellend wäre sicherlich, an dieser Stelle der Untersuchung ein datiertes Parallelbeispiel
zum Vergleich heranzuführen. In Frage kämen da die schon aufgezählten frühen Anlagen zu
vierzehn Stationen. Allein zum Kreuzweg bei Kloster Lechfeld sind geeignete Angaben verfügbar
.

Dieser wurde 1719 fertiggestellt. Der dortige, noch erhaltene Kalvarienberg ist in seiner
Form dem von St. Luzen eng verwandt. Der Bildschmuck der Lechfelder Stationen bestand
wie in St. Luzen vornehmlich aus Tonplastiken. Da diese aber alle verlorengegangen sind, ist
ein direkter Vergleich nicht mehr möglich28. Es steht aber zu vermuten, daß diese beiden
Kreuzwege sich in ihrer Entwicklung nahestehen. Die Klöster Lechfeld und St. Luzen lagen
beide in derselben Ordensprovinz der Franziskaner, nämlich in der oberdeutschen oder
Straßburger Provinz29. Die Tatsache ist bekannt, daß der Gedanken- und Personalaustausch
zwischen Klöstern einer Provinz gängig war. Darum ist es ohne weiteres denkbar, daß die

24 Ludwig Egler: Chronik der Stadt Hechingen. Bearb. v. Maximilian Rudolf von Ehrenberg. Hechingen
21 906. S. 175.

25 S. Anm.24,S. 172.

26 S.Anm. 17.

27 S.Anm. 22.

28 Archiv für die Geschichte des Hochstifts Augsburg. Bd. 5. Dillingen/Donau 1916-1919. S. 59 f.

29 Bayerische Franziskanerprovinz (Hg.). Alemania Franciscana Antiqua. Ehemalige franziskanische
Männer- und Frauenklöster im Bereich der oberdeutschen oder Straßburger Franziskanerprovinz mit
Ausnahme von Bayern. Bd. I. o.O. 1956. S. 1.

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