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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0132
Thomas Braun

7. Jesu Begegnung mit Maria.
(Jesus fällt zum 2. Mal).

8. Bildnische ist leer.

(Jesu Begegnung mit den Frauen von Jerusalem).

9. Jesu Begegnung mit den Frauen von Jerusalem).
(Jesus fällt zum 3. Mal).

10. Jesus fällt zum 3. Mal
(Kleiderberaubung).

11. Ecce Homo.
(Annagelung an das Kreuz).

12. Kleiderberaubung und Annagelung an das Kreuz.
(Tod am Kreuz).

13. ?
(Beweinung).

14. Beweinung.
(Grablegung).

Die drei Figuren, die der Meßner hinter dem Hochaltar von St. Luzen verwahrt, lassen sich
zu dem bislang fehlenden »2. Fall Jesu« kombinieren. Die fehlenden obligaten Szenen »Kreuzigung
« und »Grablegung« lassen sich hingegen nicht rekonstruieren. Es ist sehr wahrscheinlich
, daß diese Szenen zu keinem Zeitpunkt mit den Mitteln des St. Luzener Kreuzwegs
dargestellt worden sind. Die Skulpturen auf dem Kalvarienberg (»Kreuzestod«) und in
seinem Gewölbe (»Grablegung«) erfüllten diesen Zweck für den Kreuzweg wohl seit jeher.
Der Kalvarienberg hat so wahrscheinlich die Funktion von Stationen gehabt.

Für die einzelne weibliche Tonfigur, die in Station 13 aufgestellt ist, gibt es keine rechte
Erklärung (Abb. 17). Dem heutigen Anschein nach eine gekrönte Madonna, ist sie vielleicht
als weitere weibliche Figur in einer der dafür in Frage kommenden Szenen konzipiert gewesen
; die Krone scheint nachträglich angefügt zu sein.

Wie gezeigt werden konnte, treffen im St. Luzener Kreuzweg Kunstwerke zusammen, die
in vielfältiger Weise verschiedenartig sind. Besonders die zeitlichen und qualitativen Unterschiede
fallen auf. Dieses Zusammentreffen betrifft aber nicht nur diese Kriterien, sondern
es bedeutet auch die Konfrontation von Kunst aus ganz verschiedenen gesellschaftlichen
Sphären. Die Reliefs aus der Schloßkapelle wurden für den Hechinger Grafen geschaffen. Sie
gehören unbestreitbar in den Bereich der damaligen höfischen Kunst. Die Menge der Tonfiguren
aus den Stationshäuschen hingegen sind von den Franziskanern mit missionarischer
Absicht unter freiem Himmel für die Gemeinde der Gläubigen errichtet worden. Aus patriarchalischer
Fürsorge für deren Seelenheil entstand der Kreuzweg. Die Reliefs und der
Kreuzweg hatten unterschiedliche Bestimmungen.

Wenn Genzmer die Tonplastiken »derb« genannt hat, so tat er dies mit dem guten Gewissen
der damaligen Kunsthistoriker, die die Qualität eines Werks an den besten und am weitesten
fortgeschrittenen der jeweiligen Epoche innerhalb einer Region maß. Im Fall von Werken
des 18. Jahrhunderts dachte er dabei an die Eigenschaften der bedeutenden spätbarocken
Skulpturen, an ihre Theatralik, Dynamik, an ihren Hang zum Nervösen, an die ornamentale
Behandlung ihres Umrisses usw. Dies alles traf er bei den St. Luzener-Tonfiguren nur sehr
unvollkommen an. Er fragte sich damals nicht, warum dies so sein könnte, sondern er konstatierte
, daß dem so ist. Er berücksichtigte dabei nicht, daß der Auftrag, den ein Kunstwerk
zu erfüllen hat, Einfluß auf seine Gestalt ausübt36. Die Qualitätsfrage erhält dadurch aber
weitere Aspekte.

36 Hubert Ehalt (Hg.): Volksfrömmigkeit. Von der Antike bis zum 18. Jahrhundert. Kulturstudien.
Bibliothek der Kulturgeschichte Bd. 10. Wien/Köln 1989. S. 9.

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