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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0143
Pierre Michel d'Ixnard - ein Architekt zwischen Rokoko und Klassizismus

Schließlich gibt es noch zahlreiche Werke zur Epoche insgesamt, die vor allem belegen,
wie schwer es der Kunstgeschichte fällt, die Phänomene in der Architektur der zweiten Hälfte
des 18. Jahrhunderts zu bewerten. Emil Kauffmann versucht eine geographische Aufspaltung
in Italien, Frankreich und England, hat jedoch vorwiegend die Revolutionsarchitektur
als Ziel- und Endpunkt der Entwicklung im Auge11. Siegfried Giedion dagegen versucht 1922
in seiner Dissertation eine Formenanalyse, die eine Zuordnung in spätbarocken und romantischen
Klassizismus vornimmt, je nachdem, welche dieser scheinbaren Tendenzen sich in einem
Bauwerk als dominierende herausstellte12. Schließlich hat auch Hans Sedlmayr sich mit
der Epoche beschäftigt, in der für ihn der Verlust der künstlerischen Mitte, wie er die Kunst
des 20. Jahrhunderts präge, seinen Ausgang nimmt13. Trotz aller Vorbehalte muß man ihm ein
großes Gespür für die weitreichenden Veränderungen der Epoche attestieren. Insgesamt jedoch
wurden alle Versuche, die Epoche vor 1800 zu beschreiben, kritisch begleitet und liefen
bis jetzt eher auf eine Begriffsdefinition heraus, die es erlaubt, die heile Welt der Stilepochenkunstgeschichte
wieder herzustellen. Gerade in dieser Phase heterogener Phänomene erweist
es sich jedoch, daß unsere Stilbegriffe nur Arbeitsbegriffe sind. Wir müssen sie gebrauchen,
um uns zu verständigen, aber wir sollten dabei alle Vorsicht walten lassen und uns über ihren
Realitätsgehalt nicht hinwegtäuschen.

3. LEBEN UND WERK

Leider gibt es nur Eckdaten für die schlecht dokumentierten Anfänge des Architekten. Er
wurde am 22.11.1723 in Nimes als Pierre Michel, Sohn des Schreiners Jean Michel geboren.
1743 wurde er selbst in die Schreinerzunft aufgenommen; es scheint also, als habe er seinem
Vater zunächst nachgeeifert. 1751 heiratete er Therese Isnard und siedelte nach Cadenet bei
Avignon um. Über Aufenthalt und Tätigkeit d'Ixnards zwischen 1755 und 1763 ist nichts
Genaues bekannt, aber es spricht laut Franz einiges dafür, daß er in Paris war. Denn 1763 ist
er an der Seine als Gehilfe Giovanni Niccolä Servandonis nachweisbar, der damals ein angesehener
Architekt und Bühnenbildner war. Mit Servandoni geht er nach Stuttgart, als dieser
dort Dekorationen für Oper und Ballett gestalten soll. Hier trifft er auch einen Landsmann,
den württembergischen Oberbaudirektor Philippe de la Guepiere.

»Damals scheint Pierre Michel seine Chance erkannt und genützt zu haben, daß man ihm
in Deutschland seine geringe Herkunft und Bildung, sein fehlendes architekturtheoretisches
Wissen und seine bisher eher untergeordnete Tätigkeit, vor allem im handwerklichen Bereich
, kaum anmerken konnte«.14

Zu diesem Zweck hat er wohl auch um diese Zeit den Namen d'Ixnard angenommen.

Ansonsten ist über seine Tätigkeit bis dahin nur aus seinen eigenen Briefen zu erfahren,
doch diese dienen ihm oft dazu, sich gegenüber Angriffen zu rechtfertigen, und ihr Wahrheitsgehalt
darf deshalb in Teilen bezweifelt werden. So meint Franz, daß der vorgebliche
Aufenthalt d'Ixnards in Rom nicht den Tatsachen entspricht. Jedoch hatte er - wie in mehreren
Briefen angegeben - Kontakte zum Prince de Montauban und dessen Bruder, dem Cardinal
de Rohan, Bischof von Straßburg, für die er wohl kleinere Aufträge ausgeführt hat15. In
einer jüngeren Veröffentlichung von Wolfgang Schöller wird die Tätigkeit d'Ixnards für
Charles de Rohan nachgewiesen16. Es existiert nämlich ein Zeugnis, das d'Ixnard dem Sekre-

11 Emil Kauffmann: Architecture in the age of reason. Cambridge 1955.

12 Siegfried Giedion: Spätbarocker und romantischer Klassizismus. München 1922.

13 Hans Sedlmayr: Verlust der Mitte. Salzburg 1948.

14 Erich Franz: Pierre Michel d'Ixnard. 1723-1795. Leben und Werk. Weißenhorn 1985, S. 17.

15 Ebd. S. 15.

16 Wolfgang Schöller: Pierre-Michel d'Ixnard, Antoine-Francois Peyre und der Bau des Koblenzer
Residenzschlosses. In: Wallraf-Richartz-Jahrbuch, Bd. 53, 1992, S. 155.

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