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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0145
Pierre Michel d'Ixnard - ein Architekt zwischen Rokoko und Klassizismus

Nach Beendigung der Stiftsbauten in Bad Buchau 1773 beschloß man dort, auch die Kirche
zu erneuern, was im Laufe der Zeit zu einem Neubauprojekt wurde, für das man wieder
d'Ixnard verpflichtete.

1775 dekoriert unser Architekt den Chor des gotischen Konstanzer Münsters und ein
Zimmer im Neuen Schloß in Meersburg im Auftrag des Kardinals von Roth. 1776 ist
d'Ixnard mit dem Schloßbau in Gammertingen beschäftigt, der nur zur Hälfte errichtet wird;
Bauherr ist Freiherr Marquard Carl Anton von Speth zu Zwiefalten, verwandt mit dem Bauherrn
des Palais Sickingen.

D'Ixnards größtes profanes Projekt ist das Schloß in Koblenz für den Trierer Erzbischof
Clemens Wenzeslaus. 1777 unterzeichnete er einen auf sechs Jahre angelegten Vertrag. In der
Baukommission sitzt auch der langjährige Hofarchitekt und Neumann-Schüler Johannes
Seiz, der den Auftrag für das Schloß nicht bekommen hatte. Schon bald entstehen Konflikte
und es kommt nach zwei Jahren zur Entlassung d'Ixnards; der Bau wird in bescheidenerer
Form durch Antoine Francois Peyre fortgesetzt.

1780 arbeitet d'Ixnard am Schloß des Grafen Königsegg in Aulendorf. Außerdem begann
der Bau der Stifts- und Pfarrkirche in Hechingen, für die er schon 1776 Risse eingereicht hatte.

Anfang der achtziger Jahre siedelt d'Ixnard nach Straßburg um und erhält noch einige
Aufträge, nämlich 1782 das Zunfthaus »Zum Spiegel« und 1785 in Colmar einen Anbau an
das College Royale, wo er in der Bibliothek eine eigene Säulenordnung kreiert. Sein letztes
realisiertes Werk ist die Pfarrkirche in Epfig nahe Selestat, deren Bau er in der Funktion eines
Experten bei der Commission Intermediaire de la Province d'Alsace ab 1790 leitet; diese Kirche
lehnt sich stark an die Hechinger Kirche an und wird deshalb von mir nicht eingehend
behandelt20.

Pierre Michel d'Ixnard stirbt am 4. Fructidor des Jahres III, dem 21. August 1795, in Straßburg
.

4. ST. BLASIEN

Das ehemalige Kloster St. Blasien liegt in einem Tal des Schwarzwaldes südlich des Schluchsees
. Die mächtige Klosterkirche separiert die zwei quadratische Höfe von Abtei im Westen
und Konvent im Osten und besteht aus drei Teilen: einer Rotunde, einer davorgesetzten Vorhalle
und einem anschließenden, langgestreckten Chor. Diese Kirche setzt mit ihrer enormen
Kuppel und ihrer außergewöhnlichen Form ein Zeichen für den Klosterbau am Ende des
18. Jahrhunderts und ist neben dem Koblenzer Residenzschloß d'Ixnards bei weitem bedeutendster
Auftrag. Die Planungsgeschichte eröffnet ein Ideenspektrum, das vom Bauherren
Abt Martin Gerbert und dem französischen Klassizismus geprägt ist und somit in einen europäischen
Kontext eingeordnet werden kann.

Die Geschichte des Benediktinerklosters St. Blasien, die bis ins 9.Jahrhundert zurückreicht
, hat im 18. Jahrhundert einen Höhepunkt in der Erhebung des Abtes in den Reichsfürstenstand
im Jahre 1746. Abt Franz II. Schächtelin (1727-48) ließ bereits 1728 mit dem
Neubau einer repräsentativen Klosteranlage unter Johann Michael Beer beginnen, in die
die mittelalterliche Klosterkirche integriert wurde. Im Sommer 1768 brach im Konventsgebäude
ein Feuer aus, das sich schnell ausbreitete und auf Abtei, Kirche und benachbarte
Nebengebäude übergriff. Der neue Abt Martin II. Gerbert (1764-93) ließ schon im Oktober
desselben Jahrs mit zwei Architekten einen Vertrag zum Wiederaufbau des Konvents
und Neubau der Kirche aufsetzen. Der eine war der Baumeister des benachbarten fürsten-

20 Siehe Roger Lehni: L'eglise d'Epfig. In: Information d'histoire de l'art. März/April 1970; die Bedingungen
kurz vor und während der Revolution sind ein interessanter Aspekt von Lehnis Aufsatz, der leider
zu weit von meinem Thema entfernt ist, als daß ich ihn behandeln könnte.

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