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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/zhg1999/0168
Heinrich Bücheler

Geschlecht der Marmonts/Marmons in Hohenzollern und weit darüber hinaus tätig war,
dann durchaus zutage getreten.

Zunächst allerdings zeigte Melchior, der eingewanderte Stammvater, einen starken Familiensinn
und Willen zur Integration in die schwäbische Bevölkerung. »Rasch traten er und
seine Nachkommen mit den alteingesessenen Stadtgeschlechtern, den Lenz, Lechleitner,
Weckenmann, Großbayer, Schullian, Pfeiffer u.a. in verwandtschaftliche Beziehungen. Ein
verzwicktes Netz von Tauf- und Firmpatenschaften verknüpfte sie eng und enger untereinander
. Das war äußerst förderlich, denn die namhaften Haigerlocher Urfamilien konnten als
Ortsdynastien angesehen werden, die im Stolz Adelsgeschlechtern kaum nachstanden«5. Um
1681 vermählte Melchior Marmon sich mit Magdalena Pfeiffer, die ihm bis zu seinem Tod
1706 zehn Kinder gebar, sechs Söhne und vier Töchter. Nur einer von den Nachkommen
übertraf Melchior an Kinderzahl: Franz Josef, sein jüngster Enkel, der »Maler Marmon«.

Von den vier Töchtern Melchiors heiratete die Zweitälteste, Katharina, 1710 Johann Konrad
Lenz aus der Familie des späteren Desiderius Lenz, des Schöpfers der Beuroner Kunst.
Und mit Beuron traten dann gleich zwei jüngere Brüder der Katharina geb. Marmon in Beziehung
: Johann Balthasar Marmon (1688- nach 1750), der in Haigerloch als Kassier begann,
dann nach Verheiratung mit Barbara Schützenbach 1711 zwölf Jahre lang als Stadtschreiber
tätig war, 1723 vom Fürsten zum Oberamtmann und schließlich 1738 zum Stadtschultheiß
ernannt worden war6. In der Geschichte des Klosters Beuron von Zingeler wird bei Abtwahlen
17247 und 17388 ein Augustinerchorherr namens Jakob Marmon erwähnt. Das jüngste
der zehn Kinder, Ferdinand Marmon (1705-1775), wurde Kaufmann und Stadtrat in Haigerloch
. - Wenn also schon in der zweiten Generation nach Einwanderung aus Piemont-
Savoyen aus dieser Familie Marmon ein Oberamtmann und Stadtschultheiß, ein Augustinerchorherr
und ein Haigerlocher Stadtrat hervorgegangen sind, so zeigt dies, daß diese Mar-
mons schon einen hohen geistigen und wirtschaftlichen Stand von Piemont-Savoyen nach
Hohenzollern mitgebracht haben.

Haigerloch, die erste Wahlheimat der Marmons, war durch Natur wie Architektur mit
Unterstadt, Oberstadt und Schloß bemerkenswert dramatisch an einem tiefen Einschnitt des
Eyachtals gelegen; mit dem ersten Teil des Ortsnamens wie mit dem genauen Alter gab es einige
Rätsel auf. Jedoch fand der Geschichtsschreiber Franz Xaver Hodler heraus, »dass Haigerloch
am Ende des 11. Jahrhunderts schon lange bestanden haben muss<?. Die in die ho-
henzollerische Residenzstadt eingewanderte Familie Marmon dürfte dort schon früh mit
dem Schloß und dem Fürstenhaus in Berührung gekommen sein. Fürst Meinrad II. von Ho-
henzollern-Sigmaringen (1689-1715) war es, der die Herrschaft Haigerloch aus dem 17. ins
18. Jahrhundert führte. »Am 20. Oktober 1699 nahm er im Schlosse zu Haigerloch die Huldigung
der Haigerlocher Untertanen entgegen und bestätigte ihnen dabei ihre Freiheiten«10,
ist in der Geschichte des Oberamts verzeichnet. Wir dürfen wohl davon ausgehen, daß Melchior
Marmon an dieser Huldigung im Haigerlocher Schloß, kurz vor der Jahrhundertwende
, teilgenommen hat.

Ab 1721 waren die Marmons haushaltig mit einem Haus und Garten beim Rathaus. Am
Anfang der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, kurz nach dem Dreißigjährigen Krieg und
vor Einwanderung der Marmons, ist über die Bevölkerungszahl von Haigerloch festgehalten:

5 Nachschrift einer Sendung des Südwestfunks: »Franz Marmon. ein hohenzollerischer Bildhauer« vom
23.11.1948. Verlag Dr. Walter Gierisch, Deisenhofen.

6 Quelle: Stadtgerichtsprotokolle im Stadtarchiv Haigerloch. Zur Verfügung gestellt von Karl Werner
Steim, Riedlingen.

7 Karl Theodor Zingeler: Geschichte des Klosters Beuron im Donauthale, o.O. u. J., S. 220.

8 Ebda. S. 224.

9 Franz Xaver Hodler: Geschichte des Oberamts Haigerloch. Hechingen 1928, S. 375.

10 Ebda. S. 136.

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